--Banken straffen Standards um nur 7 (PROGNOSE: 20) Punkte

--Risikowahrnehmung der Banken nicht mehr so negativ wie im 4. Quartal

--EZB-Geldpolitik stützt Kreditvergabe und mindert Bankengewinne

(NEU: Aussagen der Banken zur Wirkung der Geldpolitik)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Standards für Unternehmenskredite im Euroraum haben sich im ersten Quartal 2021 günstiger als erwartet entwickelt. Wie aus dem aktuellen Quartalsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Kreditvergabe hervorgeht, überstieg der Prozentsatz der Banken mit strafferen Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um nur 7 (viertes Quartal: 25) Punkte. Die Banken selbst hatten eine Straffung der Kreditstandards um 20 Punkte erwartet. Für das zweite Quartal werden 5 Punkte Straffung prognostiziert.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ging im ersten Quartal um 20 (12) Punkte zurück und wurde vor allem von einem geringeren Bedarf an Finanzierungen für Investitionen gedämpft. Aber auch die Nachfrage nach Arbeitskapital war geringer, vor allem bei kleineren Unternehmen.

Laut EZB begründeten die Unternehmen die Straffung vor allem mit ihrer Risikowahrnehmung hinsichtlich der Bonität ihrer Kunden, wobei dieses Motiv weitaus schwächer als Ende 2020 war. Auch die Risikotoleranz wirkte nicht mehr so bremsend wie zuletzt, und das Motiv der Konkurrenz zu anderen Banken trug für sich genommen zu einer Lockerung der Kreditstandards bei. Finanzierungskosten und bilanzielle Hindernisse wirkten neutral.


   EZB-Geldpolitik wirkt positiv auf Kreditvergabe 

Die Anleihekaufprogramme APP und PEPP sowie die TLTRO3-Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III) wirkten sich laut der Umfrage positiv auf die Liquiditätslage der Banken und die Finanzierungsbedingungen am Markt aus. Diese Maßnahmen sowie der negative Einlagensatz wirkten zudem lockernd auf die Kreditkonditionen und positiv auf die Kreditvolumina. Besonders stark wurde die Kreditvergabe in den vergangenen sechs Monaten demnach von den TLTRO3 gestützt. Gleichzeitig gaben die Banken an, dass sich die Anleihekäufe durch die EZB und der negative Einlagensatz negativ auf ihre Rentabilität ausgewirkt hätten.

Die Kreditstandards für Hauskaufkredite wurden um 2 Punkte gelockert, nachdem sie im vierten Quartal um 7 Punkte gestrafft worden waren. Die Standards für Konsumentenkredite wurden um 5 (5) Prozentpunkte gestrafft.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

Die Politik der EZB ist darauf gerichtet, eine möglichst günstige Kreditversorgung der Unternehmen sicherzustellen. Dazu hat sie den Banken sehr langfristige Kredite mit überaus günstigen Konditionen gegeben.


   Kreditnachfrage in Frankreich und Spanien sinkt stark 

Regional gesehen wurden die Unternehmenskreditstandards vor allem in Italien und Spanien gestrafft, und zwar um 10 (0) und 10 (20) Punkte. In Deutschland betrug die Straffung 6 (6) Punkte und in Frankreich 0 (41) Punkte. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten sank in Frankreich um 51 (minus 47) Punkte und in Spanien um 70 (minus 20) Punkte, während sie in Deutschland um 13 (plus 6) Punkte zunahm und in Italien um 10 (plus 40) Punkte.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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April 20, 2021 04:22 ET (08:22 GMT)