--Kommission bereitet Projektpipeline vor

--Altmaier: Bundesregierung plant bis zu 5 Milliarden für Batterie-Konsortien

--Teslas Fabrik in Grünheide soll offenbar größte des Konzerns werden

(Neu: mehr Details zu Wasserstoff, Reaktion Grüne)

Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Die EU-Staaten verstärken nicht nur ihre Bemühungen zum Aufbau einer eigenen Batteriezellproduktion für Elektroautos, sondern streben auch ein großes Wasserstoff-Konsortium an. "Wir hatten einen sehr erfolgreichen Start dieser Allianz, die ähnlich funktionieren würde wie die bei den Batterien", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic, zum Auftakt der Europäischen Konferenz zur Batteriezellfertigung, die noch bis Freitag andauer. Derzeit arbeitet Brüssel an einer Pipeline möglicher Projekten, Details werden fürs nächste Jahr erwartet. Sobald diese stehen, "wird die Kommission sofort den Prozess mit den relevanten Mitgliedsstaaten und Unternehmen eröffnen", so Sefcovic.

Die EU-Kommission und Deutschland hatten dazu auch eigene Wasserstoffstrategien erarbeitet, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Insgesamt plant die Bundesregierung beim Wasserstoff mit 9 Milliarden Euro an Fördermitteln. "Wir wollen, dass in Europa eine geschlossene Wertschöpfungskette für Batteriezellen entsteht: von der Aufbereitung der Rohstoffe über die Batteriezellfertigung bis zum Recycling."


   Bereits 500 Industrie-Beteiligte bei Batterie-IPCEIs 

Die Batterie-Allianz versammelt drei Jahre nach ihrem Start bereits 500 Beteiligte aus der Industrie. Europa sei auf dem Weg, der zweitgrößter Produzent von Lithiumbatterien weltweit zu werden, betonte Kommissionsvize Sefcovic. In insgesamt zwei Konsortien arbeiten über 60 Unternehmen aus ganz Europa zusammen, um Europa unabhängiger von Lieferungen aus Asien zu machen und der Elektromobilität in Europa zum Durchbruch zu verhelfen. Das erste der beiden Projekte von gemeinsamem europäischen Interesse (IPCEI) mit sieben EU-Staaten war bereits vor einem Jahr beihilferechtlich genehmigt worden. Beteiligt sind aus Deutschland etwa der Autohersteller BMW, die PSA-Tochter Opel, der Chemiekonzern BASF, der Batteriehersteller Varta und der Recyclingspezialist Umicore.

Das zweite Konsortium sei "in der finalen Phase", sagte Sefcovic. "Es wäre am besten, wenn das noch vor Jahresende geschehen könnte." Die Bundesregierung fördert die deutschen Projekte innerhalb der beiden Batterie-IPCEIs mit weiteren knapp 3 Milliarden Euro, "perspektivisch bis 5 Milliarden Euro", sagte Altmaier. So könnten Investitionen der deutschen Unternehmen in Höhe von 12 Milliarden Euro ausgelöst werden. Mit der eigenen europäischen Batteriezellproduktion gehen Hoffnungen für die Schaffung Zehntausender neuer Jobs einher. Gleichzeitig rechnen Experten mit einem Rückgang zahlreicher Arbeitsplätze durch den Nachfrageeinbruch beim Verbrennungsmotor, der technologisch deutlich komplexer ist.


   Teslas Fabrik in Grünheide könnte die größte weltweit werden 

Während die am zweiten IPCEI beteiligten Unternehmen noch nicht feststehen, äußerte sich Altmaier auch zu Plänen des US-Autobauers Tesla. Dessen Fabrik im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin könnte demnach größer ausfallen als bislang erwartet, wie der CDU-Politiker nach einem Gespräch mit Firmengründer Elon Musk sagte. Musk habe erklärt, "dass er zu seinem Investitionsvorhaben in Brandenburg steht und dass es vermutlich eine der größten Gigafactorien überhaupt werden wird, möglicherweise auch die größte im gesamten Tesla-Konzern". Für diesen Fall stellte Altmaier "eine beträchtliche Förderung" in Aussicht.

Tesla hatte in der Vergangenheit Interesse an einer Förderung im Rahmen der europäischen IPCEI angemeldet. Altmaier betonte zugleich, auch mit vielen Unternehmen aus Asien zusammenzuarbeiten, etwa den Batterieherstellern SVOLT oder CATL, das im thüringischen Erfurt eine Fabrik baut. "Wir sehen das Ganze nicht als Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch."


   Grüne sehen nur schmallippiges Bekenntnis der Autoindustrie 

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir übte Kritik auch an der deutschen Industrie: "Obwohl der Staat viele Fördermilliarden für die Akkuproduktion auf den Weg bringt, bleibt das Bekenntnis bei so manchen Autobauern leider äußerst schmallippig." Die Bundesregierung sei aber mitverantwortlich dafür, dass Deutschland in Sachen Batterie nicht wirklich vom Fleck komme, betonte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gebe keinerlei Orientierung und Planungssicherheit und tue "am liebsten so, als würde der fossile Verbrenner auch in fünfzig Jahren noch fahren, so Özdemir.

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

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November 24, 2020 10:15 ET (15:15 GMT)