--Zulassungen steigen im Juni um 25 Prozent, im ersten Halbjahr um 15 Prozent

--Boom bei E-Fahrzeugen - Absatzplus im Juni bei 312 Prozent

--Produktion sinkt deutlich im Juni, Lieferengpässe bei Halbleitern bremsen

--VDIK: Automarkt bleibt 2021 unter langjährigen Durchschnitt

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Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Automarkt hat im Juni dank der starken Nachfrage nach elektrisch angetriebenen Fahrzeugen ein deutliches Wachstum verzeichnet. Die Zulassungen kletterten um 25 Prozent auf 274.152 Personenkraftwagen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Im ersten Halbjahr liegt der Zuwachs damit bei 15 Prozent. Dennoch erreichte der Markt nur das zweitniedrigste Niveau seit 1991, so der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).

"Nach dem dramatischen Einbruch im vergangenen Jahr erholt sich der Pkw-Markt im laufenden Jahr nur langsam", erklärt VDIK-Präsident Reinhard Zirpel laut Mitteilung. Die Neuzulassungen blieben 2021 noch deutlich unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie. "Besser sieht es dagegen im Nutzfahrzeug-Markt aus, der sein Vorkrisenlevel wieder erreicht."

Deutlich rückläufig war im Juni die Produktion in den deutschen Automobilwerken. Insgesamt wurden 247.400 Pkw gefertigt, ein Rückgang um 19 Prozent, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Im ersten Halbjahr belief sich die Produktion auf 1,7 Millionen Pkw, ein Plus von 16 Prozent. "Weiterhin bleiben die Lieferengpässe bei Halbleitern ein Hindernis für die Produktion", begründet der Verband den Rückgang im Juni. Auch der Export fiel vergangenen Monat, um 6 Prozent auf 201.500 Pkw. Im bisherigen Jahresverlauf wurden somit 1,3 Millionen Autos ausgeliefert, ein Plus von einem Fünftel.


   Opel und VW fahren vorneweg 

Bei den deutschen Marken verzeichnete Smart im Juni mit 211,6 Prozent den größten Zuwachs bei den Verkäufen, gefolgt von Opel (69,3 Prozent) und VW (+46,1 Prozent). Zweistellige Zulassungssteigerungen zeigten sich ebenfalls bei Audi (29,0 Prozent), Mini (27,2 Prozent) und BMW (20,9 Prozent).

Der positive Trend der Pkw-Neuzulassungen mit alternativen Antrieben führte auch im Juni zu deutlichen Zulassungssteigerungen, so das KBA. 33.420 neu zugelassene Elektro-Pkw (BEV) ergeben den Angaben zufolge ein Plus von 311,6 Prozent und einen Anteil von 12,2 Prozent. Neuzulassungen mit fossilen Brennstoffen gingen gegenüber dem Vorjahresmonat hingegen weiter zurück: Der Anteil der Benziner lag nach einem Rückgang von 4,6 Prozent bei 39,5 Prozent, bei den Diesel-Pkw lag der Anteil nach einem Rückgang von 18,8 Prozent bei 19,9 Prozent, wie das KBA weiter mitteilte.


   Boom im zweiten Halbjahr? 

Für die kommenden Monate rechnen Beobachter mit weiter besseren Verkäufen. Der VDIK erwartet im zweiten Halbjahr mit 1,7 Millionen neuen Pkw ein Marktvolumen auf dem Niveau des Vorjahres. "2021 werden so nach unserer Schätzung 3,1 Millionen Pkw-Neuzulassungen erreicht. Das entspricht einem Wachstum von 6 Prozent", so der Verband. "Der Gesamtmarkt wird dann nur noch 4 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt liegen", schätzt Zirpel. Mit anderen Worten: "Wir erwarten im zweiten Halbjahr einen stärkeren Markt als in den ersten sechs Monaten."

Ähnlich stuft EY-Partner Peter Fuß die weitere Entwicklung ein. Trotz der deutlichen Zuwächse im Juni bleibe die Markterholung fragil. "Der Trend zeigt längst nicht mehr überall nach oben. Von den erwarteten und erhofften Nachholeffekten ist noch nichts zu sehen", so Fuß. Für das zweite Halbjahr sei er verhalten optimistisch. "Die Konjunkturerholung dürfte sich fortsetzen, und mit dem weiteren Fortschreiten der Impfkampagne werden neue Lockdowns immer unwahrscheinlicher." Unterm Strich dürfte es eine gute zweite Jahreshälfte werden. "Im Gesamtjahr werden wir aber das Vorkrisenniveau bei Weitem nicht erreichen", meint Fuß.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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July 05, 2021 08:30 ET (12:30 GMT)