--Laschet siegt gegen Merz in der Stichwahl

--Merz mit weniger Stimmen als bei Niederlage gegen Kramp-Karrenbauer

--Merz und Röttgen versprechen Laschet Unterstützung

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Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die CDU hat Armin Laschet zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Auf dem ersten digitalen CDU-Parteitag setzte er sich in einer Stichwahl gegen seinen Mitbewerber Friedrich Merz durch. Laschet ist Nachfolger der glücklosen CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer. Nun muss sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident noch in einer Briefwahl dem Votum der 1.001 Delegierten stellen, damit das Ergebnis der digitalen Wahl rechtlich bindend wird. Das endgültige Ergebnis wird am 22. Januar bekannt gegeben.

Mit Laschet hat ein Mann der Mitte gewonnen, der für Kontinuität nach der Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel steht, die bei der Bundestagswahl im Herbst nicht wieder antreten will. Im ersten Wahlgang hatte noch der frühere Unionsfraktionschef Merz die meisten Stimmen vor Laschet und dem dritten Bewerber, dem Außenpolitiker Norbert Röttgen, erhalten. Beide sind Rivalen von Merkel. Merz stand für einen deutlich konservativeren Kurs, während Rötten die Partei für jüngere Wähler öffnen wollte.

Laschet bekam in der Stichwahl 521 der 991 abgegebenen Delegiertenstimmen und damit etwas mehr als Kramp-Karrenbauer bei ihrer Stichwahl gegen Merz im Jahr 2018. Merz hingegen konnte 466 Stimmen für sich verbuchen, weniger als die 482 gegen Kramp-Karrenbauer.


   Laschet will Mannschaftskapitän sein 

Laschet warb bei den Delegierten vor der Wahl mit seiner Fähigkeit zur Teamarbeit und Kompromissfindung. "Die CDU und das Deutschland, das ich vor Augen habe, braucht keinen CEO, keinen Vorstandsvorsitzenden, sondern einen Mannschaftskapitän der führt und zusammenführt", sagte Laschet. "Wir werden nur gewinnen, wenn wir in der Mitte der Gesellschaft stark bleiben. Wir müssen das Vertrauen der Mitte in uns erhalten."

In der Demokratie gehe es um die wichtigste Frage, wem man vertraue, sagte der Aachener. "Wenn Worte und Taten zusammenpassen, dann entsteht Vertrauen. Vertrauen in die Zukunft - das braucht es jetzt. Wir stehen mitten in der größten Krise unseres Landes. Probleme, die schon vor Corona drängend waren, sind jetzt wieder da. Dazu kommen die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Pandemie", sagte Laschet.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der Teampartner von Laschet, warb für den NRW-Ministerpräsidenten als neuen CDU-Chef. "Er lebt Zusammenhalt", so Spahn. Sie seien zwar nicht immer einer Meinung, aber Laschet und er seien überzeugt, dass es nach 16 Jahren mit Angela Merkel im Kanzleramt Kontinuität im Regieren brauche, aber auch neue Impulse.


   Merz warb mit Führungsanspruch für Partei und Land 

Laschet sprach nach der Wahl Merz an und bot ihm für die Zukunft Zusammenarbeit an. Merz betonte nach der Wahl, dass er für Zusammenarbeit offen sei. "Jetzt kommt es darauf an, dass wir alle gemeinsam im Team arbeiten für eine moderne und erkennbare CDU, die begeistert und Wahlen gewinnt", so Merz.

Merz machte in seiner Rede vor der Abstimmung seinen unterschiedlichen Stil zu Laschet klar. Er habe einen klaren Führungsanspruch für die CDU und das Land, mit dem er Deutschland reformieren will. "Wir wollen ein modernes, ein zukunftsfähiges, ein dynamischen, ein zugleich sozial gerechtes und soziales Land sein, das den Blick mit Zuversicht und Mut nach vorne richtet", erklärte Merz.

Die Herausforderung sei, Konsens und Kompromiss sowie Maß und Mitte zu halten. Darum müsse in einer Demokratie gerungen werden, mit Leidenschaft, und "zur Not" auch gestritten werden. "Damit Sie sich keine Illusionen machen. Ich werde es mir nicht leicht machen, Ihnen aber auch nicht. Ich werde mich persönlich fordern, Sie aber auch", versprach Merz. Wenn man von diesem Grundverständnis geprägt in die Wahl gehe, dann könne die CDU mit Glaubwürdigkeit und Überzeugung, mit Mut und Zuversicht genau diesen Führungsanspruch für Deutschland erneut unter Beweis stellen.

In einem Seitenhieb auf Kramp-Karrenbauer, gegen die er vor gut zwei Jahren in der Wahl zum CDU-Vorsitz verloren hatte, machte Merz deutlich, dass er auch in der Auseinandersetzung mit der AfD eine klare Linie vorgeben werde. Kramp-Karrenbauer hatte vor elf Monaten ihren Rückzug vom CDU-Spitzenposten angekündigt, nachdem sie sich im Umgang mit der AfD nicht gegen den thüringischen CDU-Landesverband durchsetzen konnte.

"Es wird mit mir, wenn ich die Führung in der CDU übernehmen, keine Zusammenarbeit mit der AfD geben. In keinem Landtag, in keinem Bundestag und auch nicht im europäischen Parlament. Das, was wir erlebt haben, wird sich unter meiner Führung nicht wiederholen", versprach Merz.


   Röttgen verspricht Unterstützung für Laschet 

Der abgeschlagene Röttgen hatte sich in seiner Bewerbungsrede ähnlich wie Laschet als Integrationsfigur dargestellt. "Ich bin kein Lager. Ich möchte integrieren. Ich kann integrieren. Ich will die gesamte Partei repräsentieren", so Röttgen.

Der Überraschungskandidat bei der Wahl um den CDU-Vorsitz versprach, dass mit der Entscheidung auf dem Parteitag nun der Wettbewerb innerhalb der Partei beendet sein müsse.

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January 16, 2021 06:22 ET (11:22 GMT)