--Auftragseingänge steigen im März um 3,0 (Prognose: 1,7) Prozent

--Volkswirte sehen guten Ausblick für Industrie

--Industrieumsatz nimmt um 2,0 Prozent zu

(NEU: Kommentare von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im März deutlich besser als erwartet entwickelt, was die guten Aussichten der Industrie für die Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie unterstreicht. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) stiegen die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 3,0 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 27,8 (Februar: 5,8) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 1,7 Prozent prognostiziert.

Ohne Großaufträge ergab sich ein Zuwachs von 1,6 Prozent. Den für Februar gemeldeten Anstieg bei den gesamten Auftragseingängen von 1,2 Prozent revidierten die Statistiker auf 1,4 Prozent.

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht sehr gute Aussichten für eine anhaltende Erholung der Industrie. "Seit April letzten Jahres sind die Auftragseingänge um mehr als 70 Prozent gestiegen, die Lagerbestände wurden abgebaut, fiskalische Anreize und Investitionsinitiativen rund um die Welt sollten auch der deutschen Industrie zugutekommen", schrieb Brzeski in einem Kommentar. Störungen der Lieferketten wie die Blockade des Suezkanals oder Lieferprobleme bei Halbleitern verzerrten die industrielle Aktivität zwar, diese Störungen dürften die Aufholjagd der deutschen Industrie aber nur verzögern, nicht beenden.


   Inlandsaufträge nehmen um 4,9 Prozent zu 

Die Inlandsbestellungen erhöhten sich im März auf Monatssicht um 4,9 (Februar: plus 4,0) Prozent, während die Auslandsaufträge um 1,6 (minus 0,2) Prozent zunahmen - die aus dem Euroraum um 0,7 (plus 3,6) Prozent. Die Bestellungen von Vorleistungsgütern nahmen um 2,8 (plus 0,7) Prozent zu, die von Investitionsgütern um 2,5 (plus 2,3) Prozent und die von Konsumgütern um 8,5 (minus 1,8) Prozent.

Nach Einschätzung von Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) haben die anhaltend guten Auftragseingänge wegen der anhaltenden Schwierigkeiten bei der Abarbeitung aber auch eine weniger schöne Komponente. "Vor dem Hintergrund der zuletzt zunehmenden Diskussionen über eine mögliche Überhitzung der US-Konjunktur und damit verbundene Inflationsrisiken sind diese Zahlen also durchaus ambivalent", schrieb Niklasch. "Bald werden wir vielleicht sogar schon sagen: Weniger wäre mehr. Aber noch verbuchen wir die Daten auf der Habenseite."


   Bankhaus Lampe sieht keine Inflationsgefahr durch hohe Bestellungen 

Dieser Deutung mag sich Alexander Krüger, der Chefvolkwirt des Bankhauses Lampe, nicht anschließen. "Zwar wird die Produktion für die nächsten Monate gesichert, die Auftragsreichweite steigt vorerst weiter, und es nützt der Kapazitätsauslastung, aber noch sind die Kapazitäten nicht voll ausgelastet und selbst wenn wir eines Tages an diesen Punkt kommen oder auch darüber hinaus gehen, haben wir deshalb nicht gleich Inflation", sagte er.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelten sich vor allem die Aufträge in den Wirtschaftszweigen Maschinenbau, Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie der sonstige Fahrzeugbau positiv und trugen merklich zum Anstieg der Auftragseingänge bei.


   Commerzbank: Industrie leistet im zweiten Quartal wieder Wachstumsbeitrag 

Der klare Aufwärtstrend bei den Auftragseingängen und die im März offensichtlich gestiegene Produktion machen aus Sicht von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen Hoffnung, dass die Industrie im zweiten Quartal wieder spürbar zum Wachstum der deutschen Wirtschaft beitragen wird. "Dies stützt unsere Erwartung eines sehr starken Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wozu allerdings die Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus in den kommenden Wochen gelockert werden müssten", schrie Solveen.

Destatis hatte am Morgen auch einen Anstieg der Umsätze im verarbeitenden Gewerbe um 2,0 Prozent gemeldet. Das lässt einen Produktionsanstieg in ähnlicher Größenordnung erwarten. Die Daten werden am Freitag um 8.00 Uhr veröffentlicht. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten einen Zuwachs von 1,8 Prozent.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

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May 06, 2021 03:20 ET (07:20 GMT)