--Laschet erhält rund 83 Prozent der Stimmen

--NRW-Ministerpräsident sieht darin Signal der Einheit

--Laschet: Merz, Röttgen wollen sich weiter in CDU engagieren

(Neu: Weitere Aussagen, Hintergrund)

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die CDU hat Armin Laschet offiziell zum neuen Parteichef gewählt. In der nötigen Briefwahl bestätigten die Delegierten der Partei die Entscheidung des digitalen Parteitags vom vergangenen Samstag, den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten zum Nachfolger von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zu machen. In der Briefwahl war Laschet der einzige Kandidat. Er bekam 83,35 Prozent der gültigen Stimmen.

Auf dem digitalen Parteitag hatte sich Laschet mit 52,5 Prozent der Stimmen knapp gegen den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz durchgesetzt, der 47 Prozent erhielt. Der Außenpolitiker Norbert Röttgen schied bereits im ersten Wahlgang aus. Nach dem Sieg von Laschet in der Stichwahl mit Merz war eine Briefwahl nötig, um das Ergebnis auf dem Parteitag rechtsverbindlich zu machen.

"Dieses Ergebnis, diese große Beteiligung und das Ergebnis, sind ein Signal der Einheit der Union", sagte Laschet auf einem Statement zum Ergebnis der Briefwahl. Er dankte Merz und Laschet für einen fairen Wettbewerb. Beide seien weiter bereit, sich für die CDU "in unterschiedlichen Funktionen" zu engagieren, so Laschet. "Mein Ziel ist es, führen und zusammenführen, die eigenen Ideen umsetzen, aber im Dialog mit allen, die daran mitwirken", versprach Laschet.

Mit der offiziellen Bestätigung von Laschet als neuem CDU-Parteichef verabschiedet sich nun Kramp-Karrenbauer knapp ein Jahr nach ihrem angekündigten Rückzug von der Parteispitze. Die Wahl zum CDU-Chef musste zweimal wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. An der Briefwahl, die Formsache war, nahmen 980 stimmberechtigte CDU-Delegierte teil, Laschet erhielt 796 gültige Stimmen. Die Briefwahl bestätigte auch die anderen Wahlen des digitalen Parteitages, wie etwa die der stellvertretenden Parteivorsitzenden sowie des Vorstands und Präsidiums.


Kampf um die eigene Autorität 

Im angebrochenen Superwahljahr mit zahlreichen Landtagswahlen und der Bundestagswahl im September steht Laschet vor der Herausforderung, alle Flügel innerhalb der CDU einzubinden. Merz hatte unmittelbar nach seiner Niederlage am Samstag einen Posten im jetzigen Bundeskabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert. Dieses Ansinnen wies das Kanzleramt und auch Laschet zurück.

Der neue CDU-Chef wollte seinen Rivalen Merz im CDU-Präsidium sehen, was dieser wiederum ablehnte. Merz hat aktuell kein hohes Parteiamt, anders als Röttgen, der zum Mitglied im Parteipräsidium gewählt wurde.

Der Chef des einflussreichen Parlamentskreises Mittelstand (PKM) der CDU/CSU-Fraktion, Christian von Stetten (CDU), forderte eine wichtige Rolle für Merz. Der Wirtschaftswoche sagte von Stetten, nach der Niederlage von Merz hätten viele Parteimitglieder ihren Austritt erklärt oder spielten mit dem Gedanken. "Wenn Merz nicht an vorderer Stelle eingebunden wird, sprechen wir nicht von Hunderten Austritten, sondern von Tausenden", warnte von Stetten.


Offene Frage der Kanzlerkandidatur 

Laschet wird sich nun mit CSU-Chef Markus Söder zusammensetzen, um über den gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union zu entscheiden. Söder will dies erst nach zwei Landtagswahlen im Frühjahr tun. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will im Herbst nicht erneut für den Bundestag antreten.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, forderte im Handelsblatt für die Fraktion ein Mitspracherecht bei der Frage nach der Kanzlerkandidatur. "Denn die gemeinsame Bundestagsfraktion ist die Brücke zwischen CDU und CSU", so Brinkhaus.

Eine neue Umfrage bestätigt Laschets Unbeliebtheit als möglicher Kanzlerkandidatur. Nur eine Minderheit von 21 Prozent der Wahlberechtigten hält Laschet laut einer Kantar-Umfrage für die Funke Mediengruppe für den aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten der Union. Söder trauen hingegen 43 Prozent der Befragten die erfolgreiche Kandidatur zu.

Unter den Anhängern von CDU und CSU trauen Söder sogar 65 Prozent diese Rolle zu, 20 Prozent wünschen sich den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten.

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January 22, 2021 11:43 ET (16:43 GMT)