Nachrichten und Einschätzungen zum russischen Angriff und dem Krieg in der Ukraine sowie den Auswirkungen:


Selenskyj verspricht vollständigen Wiederaufbau der Ukraine 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen vollständigen Wiederaufbau seines Landes nach dem Krieg mit Russland versprochen. Moskau werde wegen seines Einmarsches Reparationen zahlen müssen, kündigte er in einer Videobotschaft an. "Wir werden jedes Haus, jede Straße, jede Stadt wieder aufbauen." An den Kreml gewandt fügte Selenskyj hinzu: "Ihr werdet uns für alles, was ihr gegen unseren Staat, gegen jeden Ukrainer unternommen habt, vollständig entschädigen."


Evonik will Russland-Geschäft fortsetzen 

Der Spezialchemiekonzern will sein Geschäft mit Russland fortsetzen, sofern die Sanktionen das erlauben. Überwiegend exportiere Evonik Futtermitteladditive nach Russland, sagte Vorstandschef Christian Kullmann bei der Bilanzpressekonferenz. Ein Exportstopp würde deshalb vorrangig die russische Bevölkerung treffen, die sei aber nicht der Feind. Das Umsatzvolumen des Russland-Geschäfts bezifferte Kullmann mit knapp 200 Millionen Euro im Jahr, "gut 1 Prozent" des Gesamtumsatzes. Die Exporte in die Ukraine sind mit 10 Millionen Euro Volumen für den Konzern nicht relevant.


Russische Severstal verliert vier Board-Mitglieder 

Die Invasion Russlands in der Ukraine sorgt für personelle Veränderungen an der Spitze des russischen Stahlkonzerns Severstal. Wie das Unternehmen mitteilte, sind vier Mitglieder des Verwaltungsrats wegen "der aktuellen geopolitischen Situation" bereits mit Wirkung am Mittwoch von ihren Ämtern zurückgetreten. Dabei handelt es sich um die unabhängigen Direktoren Sakari Tamminen, Philip Dayer und Alun Bowen sowie Executive Director Agnes Ritter. Am Donnerstag hat die Londoner Börse den Handel mit Severstal-Papieren und anderen russischen Unternehmen ausgesetzt.


Unabhängiger Radiosender Echo Moskwy gibt Auflösung bekannt 

Nach der Sperrung durch die russischen Behörden hat der unabhängige Radiosender Echo Moskwy (Moskauer Echo) seine Auflösung bekannt gegeben. "Der Verwaltungsrat von Echo Moskwy hat mehrheitlich entschieden, den Radiosender und die Website aufzulösen", erklärte Chefredakteur Alexej Wenediktow auf Telegram. Die Behörden hatten den Sender wegen dessen Berichterstattung über die Invasion in der Ukraine mit einem Sendeverbot belegt. Auch der unabhängige Fernsehsender Doschd war wegen der "absichtlichen" Verbreitung "falscher Informationen" gesperrt worden. Echo Moskwy, das mehrheitlich im Besitz des Gaskonzerns Gazprom ist, wurde 1990 gegründet und gilt als eines der angesehensten Medien Russlands. Es war einer der wenigen Sender, auf denen sich auch Oppositionelle äußern konnten. Chefredakteur Wenediktow pflegte aber auch Beziehungen zum Kreml.


EU bereitet sich auf Millionen von Ukraine-Flüchtlingen vor 

Die Europäische Union bereitet sich auf die Ankunft von Millionen von Ukraine-Flüchtlingen vor. EU-Kommissarin Ylva Johansson sagte vor einem Innenministertreffen der 27 EU-Ländern in Brüssel, schon jetzt seien "fast eine Million Menschen" in die EU geflohen. Die EU-Kommission schlägt vor, Menschen aus dem Kriegsgebiet für bis zu drei Jahre Schutz zu gewähren. Dafür soll erstmals eine seit 2001 gültige Richtlinie zum temporären Schutz von Flüchtlingen aktiviert werden, die als Folge der Balkankriege beschlossen worden war. Die Menschen könnten dann in der EU arbeiten, ihre Kinder könnten zur Schule gehen. Johansson sagte, sie rechne in den kommenden Tagen mit einer Zustimmung der Mitgliedsländer, wenn die Details diskutiert worden seien.


Ost-Ausschuss: Wirtschaft steht geschlossen hinter Sanktionen 

Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft stellt sich hinter die Russland-Sanktionen und fordert gezielte Hilfen für stark betroffene Mittelständler. "Alle sind der Überzeugung, dass diese Sanktionen notwendig sind", sagte Geschäftsführer Michael Harms im ARD-Morgenmagazin. "Die deutsche Wirtschaft ist hier einheitlich in ihrer Position." Wirtschaftliche Erwägungen müssten jetzt zurückstehen. Die Auswirkungen auf Unternehmen seien "massiv", allerdings werde "es nicht viele Unternehmen geben, die wirklich existenziell betroffen sind". Betroffen seien vor allem einige spezialisierte Mittelständler. "Denen sollte dann auch gezielt geholfen werden", forderte Harms.


Deutschland liefert 2.700 Flugabwehrraketen aus NVA-Beständen an die Ukraine 

Deutschland liefert weitere Waffen an die Ukraine. Das Bundeswirtschaftsministerium genehmigte auf Antrag der Bundeswehr die Weitergabe von 2.700 Flugabwehrraketen vom Typ "Strela", wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ministeriumskreisen erfuhr. Es handele sich um Waffen sowjetischer Produktion aus ehemaligen Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR.


UN-Vollversammlung fordert von Russland Abzug aus Ukraine 

Die UN-Vollversammlung in New York hat in einer Resolution Russland zum "sofortigen" Abzug aus der Ukraine aufgefordert. 141 Mitgliedstaaten stimmten für die Resolution, fünf stimmten dagegen und 35 Staaten enthielten sich, darunter China. In der Resolution "beklagen" die Mitgliedstaaten "mit größtem Nachdruck" die russische Invasion in der Ukraine und verurteilen die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Atomstreitkräfte seines Landes in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen.


IStGH nimmt Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine auf 

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine aufgenommen. Das Ermittlungsverfahren starte "sofort", sagte IStGH-Chefermittler Karim Khan in der Nacht zum Donnerstag. Die Sammlung von Beweismitteln "hat jetzt begonnen", so Khan. Für seine Ermittlungen habe er die Unterstützung von 39 Staaten erhalten, darunter alle EU-Mitgliedstaaten, Großbritannien, Kanada, die Schweiz, Neuseeland und mehrere Länder in Lateinamerika. Die jetzt aufgenommenen Ermittlungen erstrecken sich laut Khan auf die Lage in der Ukraine seit dem 21. November 2013.


Visa und Mastercard machen Milliardenumsätze in Russland und Ukraine 

Rund 1,2 Milliarden US-Dollar der jährlichen Nettoeinnahmen des Kreditkartenkonzerns Visa stammen aus Russland und der Ukraine, wo Sanktionen und Krieg die Geschäftstätigkeit erschweren. Auf Russland entfielen im letzten Geschäftsjahr etwa 4 Prozent der gesamten Nettoeinnahmen, wie die Visa Inc in einer Mitteilung an die Securities and Exchange Commission mitteilte. Auf die Ukraine entfielen etwa 1 Prozent. Ähnlich sieht es bei Mastercard aus, dem anderen großen US-Kartenanbieter. Etwa 1,1 Milliarden Dollar des jährlichen Nettoumsatzes wurden in Russland und der Ukraine gemacht, 4 Prozent in Russland, 2 Prozent in der Ukraine.


Chemieindustrie will Medikamente und Hilfsgüter spenden 

Die deutsche Chemie-Industrie will den Menschen in der Ukraine helfen und bereitet Hilfslieferungen mit Unterstützung der Organisation Action Medeor vor. Das haben Christian Kullmann, Präsident des Verbands der chemischen Industrie (VCI) und Evonik-Chef, und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), bei einem Treffen vereinbart. Evonik selbst werde eine Million Euro spenden, sagte ein Evonik-Sprecher der Rheinischen Post.


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March 03, 2022 06:08 ET (11:08 GMT)