Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Inflation im Euroraum steigt auf Rekordwert von 9,1 Prozent

Der Inflation in der Eurozone ist im August wegen der hohen Preise für Energie und Lebensmittel auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf 9,1 (Juli: 8,9) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Die Statistiker bestätigten damit - wie von Volkswirten erwartet - ihre erste Schätzung vom 31. August. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig 2 Prozent an.

De Guindos: EZB hat keine Schätzung des neutralen Zinses

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat nach den Worten von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos keine Vorstellung davon, ab welchem Niveau der EZB-Leitzins nicht mehr wachstumsfördernd wirkt. In einem Interview mit der portugiesischen Wochenzeitung Expresso widersprach er damit der Aussage des französischen Ratsmitglieds Francois Villeroy de Galhau, der den sogenannten neutralen Zins bei rund 2 Prozent sieht.

Weltbank warnt vor globaler Rezession wegen zu hoher Leitzinsen

Die Bemühungen der Zentralbanken, die Inflation einzudämmen, könnten die Weltwirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession stürzen. Diese Befürchtung wird in einer neuen Studie der Weltbank geäußert, in der die politischen Entscheidungsträger in den wichtigsten Volkswirtschaften aufgefordert werden, die Nebenwirkungen einer restriktiven Geldpolitik im Auge zu behalten. Die Zentralbanken in aller Welt haben in diesem Jahr die Zinssätze rasch erhöht, um die höchste Inflation seit Jahrzehnten einzudämmen.

J. Safra Sarasin: SNB zieht bei 75 Basispunkten mit

Der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters J. Safra Sarasin, Karsten Junius, rechnet damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer Zinsentscheidung in der nächsten Woche das Tempo der anderen großen Zentralbanken aufnehmen wird. "Wir erwarten, dass die SNB um 75 Basispunkte erhöhen wird", sagt Junius. Alle Zentralbanken seien derzeit an einem starken Wechselkurs zur Dämpfung der Inflation interessiert. "Es herrscht ein Währungskrieg mit umgekehrten Vorzeichen." Habe der Wechselkurs bis vor einiger Zeit dazu gedient, die Arbeitslosigkeit zu senken, wollten die Zentralbanken nun bei Vollbeschäftigung und Arbeitskräfteknappheit die Inflation bremsen.

DZ: Hohe Energiepreise sorgen für Rezession in Deutschland

Mit Blick auf das kommende Jahr senkt die DZ Bank ihre BIP-Prognose für Deutschland. Nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 1,1 Prozent im Jahr 2022 werde nun für 2023 mit einem Rückgang um 1,9 Prozent gerechnet, nach einem erwarteten Plus von 0,8 Prozent zuvor. Zeitgleich bleibe die Verbraucherpreisinflation mit 8,2 Prozent im Jahr 2022 und 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf sehr hohem Niveau. "Auch wenn wir derzeit nicht mit einer Gasmangellage rechnen, bleiben die Energiepreise vorerst sehr hoch. Es dürfte deshalb zu Produktionskürzungen kommen und der Inflationsdruck verringert die Kaufkraft der Bevölkerung", sagt DZ-Chefvolkswirt Michael Holstein.

Scholz: Regierung bereit zur Überprüfung von Rüstungsexportregeln

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Deutschlands europäischen Partner zugesichert, die restriktiven Rüstungsexportregeln zu überprüfen. Ziel sei es, gemeinsame Rüstungsvorhaben in Europa besser zu koordinieren, denn bei den neuen komplexen Rüstungssystemen gebe es oft kaum eine andere Möglichkeit. Gleichzeitig stellte er der Bundeswehr für die künftigen Jahre dauerhaft mehr Geld in Aussicht. Die Bundeswehr müsse sich zudem auf ihre Verteidigungsaufgaben rückbesinnen.

Wirtschaftsministerium: Schwedt kann auch ohne russisches Öl weiterarbeiten

Nach der Übernahme der Rosneft-Raffinerie in Schwedt könnte die Brandenburger Raffinerie auch ohne russisches Öl teilweise weiterarbeiten. Das erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man in Schwedt bereits getestet, ob andere, nicht aus Russland stammende Ölsorten, dort verarbeitet werden könnten.

Metall-Arbeitgeber wollen schnelle Entlastungen

Der Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Arndt Kirchhoff, hat angesichts der Energiekrise auf schnelle Entlastungen für Unternehmen gedrungen. Die Situation sei noch nie so ernst gewesen, sagte Kirchhoff im Deutschlandfunk laut dem Sender. Die Hauptsorge der Wirtschaft sei, dass die angedachten Hilfspakete nicht schnell genug umgesetzt würden. Außerdem sprach er sich dafür aus, das Energieangebot zu vergrößern, indem alle deutschen Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt würden und die Kernkraftwerke im Streckbetrieb weiter liefen.

Wüst fordert faire Lastenverteilung bei Entlastungspaket

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat vom Bund eine "faire Lastenverteilung" bei dem von der Koalition vereinbarten Entlastungspaket und inhaltliche Veränderungen angemahnt. "Wir müssen zu einer fairen Lastenverteilung kommen, denn die Länder haben eben auch eigene Verantwortung, eigene Belastungen", sagte Wüst im ARD-Morgenmagazin. Die Länder hätten große Personalkörper etwa bei Polizei und Schule und "die Verantwortung dafür, unsere Einrichtungen zu schützen".

Baugewerbe warnt vor Rückschritt am Bau

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe warnt nach dem jüngsten Rückgang der Baugenehmigungen im Juli um 2,2 Prozent vor einem Rückschritt am Bau und fordert rasche Reformen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres seien die Baugenehmigungen für Wohnungen um 2,1 Prozent gesunken, dabei die für Einfamilienhäuser um 16,1 Prozent, betonte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Die Lage der Bauwirtschaft werde schwieriger. "Gerade der Mittelstand, der 85 Prozent aller Wohnungen in Deutschland baut, blickt mit Sorge auf diese Zahlen, sind diese wichtige Frühindikatoren für die Bautätigkeit im kommenden Jahr", hob er hervor.

Bundesrat beschließt Änderungen im Infektionsschutzgesetz

Der Bundesrat hat dem neuen Infektionsschutzgesetz zugestimmt, das unter anderem eine bundesweite Maskenpflicht für Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflegeheime und den Fernverkehr vorsieht. Zusätzlich können die Länder demnach bei Bedarf weitere Maßnahmen anordnen wie das Tragen des Mund- und Nasenschutzes im öffentlichen Nahverkehr. Gelten soll die Regelung vom 1. Oktober dieses Jahres bis zum 7. April 2023.

EU-Kommission will Medien europäischer Aufsicht unterstellen

Die Europäische Kommission hat Pläne für eine europaweite Medienaufsicht und gegen staatliche Einflussnahme vorgestellt. Nach dem in Brüssel vorgestellten Gesetzentwurf soll ein neuer europäischer Medienrat ins Leben gerufen werden. Das Gremium aus Vertretern der Mitgliedstaaten soll unter anderem eine übermäßige Konzentration in der Branche verhindern.

Hunderte Gräber in Wald nahe Isjum gefunden

In der Nähe der von ukrainischen Truppen zurückeroberten Stadt Isjum im Osten des Landes sind nach ukrainischen Angaben rund 450 Gräber entdeckt worden. "Das ist nur eine der Massengrabstätten, die in der Nähe von Isjum gefunden wurden", sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak. In den russisch besetzten Gebieten habe es monatelang "Terror, Gewalt, Folter und Massenmorde" gegeben. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten von hunderten Gräbern in einem Wald nahe Isjum. Am Donnerstagabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von der Entdeckung eines "Massengrabs" in Isjum gesprochen, ohne allerdings Einzelheiten zu nennen.

Russland will 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich umleiten

Russland will das Erdgas, das es bislang nach Europa verkauft hat, künftig nach China leiten. Die geplante Pipeline Kraft Siberiens 2 werde die Ostseepipeline Nord Stream 2 ersetzen, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak im russischen Fernsehsender Rossija-1. Am Rande des Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Usbekistan sagte Nowak, Russland werde 50 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich an China liefern.

Chinas Präsident für stärkere Zusammenarbeit mit der Türkei

Chinas Präsident Xi Jinping hat sich für eine stärkere Zusammenarbeit mit der Türkei ausgesprochen. Beide Seiten sollten das gegenseitige "politische Vertrauen" festigen, die Kerninteressen der jeweils anderen Seite respektieren und die politische Grundlage der Beziehungen beider Länder festigen, sagte Xi laut dem Staatssender CCTV bei einem Treffen mit türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan am Rande des Gipfels der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Usbekistan.

DJG/DJN/AFP/apo

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September 16, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)