Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutsche HVPI-Inflation sinkt im Juni unerwartet auf 8,2 Prozent

Der Inflationsdruck in Deutschland ist im Juni unerwartet zurückgegangen, was an einem deutlichen Teuerungsrückgang bei Dienstleistungen lag. Laut Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent und lag um 8,2 (Mai: 8,7) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen monatlichen Preisanstieg von 0,4 Prozent und eine Jahresteuerung von 8,8 Prozent prognostiziert.

HQ Trust: Sonderfaktoren senken deutsche Inflation

Michael Heise, der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters HQ Trust, erklärt den Rückgang der Inflation in Deutschland im Juni mit zwei Sonderfaktoren. "Der Rückgang ist vor allem auf die staatlichen Entlastungsmaßnahmen wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket zurückzuführen", schreibt er in einem Kommentar. Sie hätten den Preisanstieg für sich genommen um schätzungsweise 0,9 Prozentpunkte gesenkt und würden im August auslaufen." Heise rechnet damit, dass die Inflation erst im September ihren Höhepunkt sehen wird.

Commerzbank: 9-Euro-Ticket drückt deutsche Inflation

Der unerwartete Rückgang der Inflation in Deutschland im Juni ist nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner vor allem auf die Kerninflation zurückzuführen, die ihrerseits stärker als erwartet von der Einführung des 9-Euro-Tickets im Regionalverkehr der Deutschen Bahn gedrückt worden sei. "Dass die Kernteuerung nicht noch weiter gefallen ist, liegt alleine an einem saisonalen Effekt bei den Pauschalreisen, deren Preise im Juni ungewöhnlich stark gestiegen sind", schreibt er in einem Kommentar.

ING: Staatliche Maßnahmen drücken deutsche Inflation

Der unerwartete Rückgang der deutschen Inflation im Juni stellt nach Aussage von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski noch keinen Wendepunkt dar. "Vielmehr zeigt es, dass es gegenwärtig die Regierungen und nicht die Zentralbanken sind, die die Inflation senken können", schreibt Brzeski in einem Kommentar. Das "Energiepreisentlastungspaket" der Regierung aus Tankrabatt und 9-Euro-Ticket hätten ab 1. Juni ihre Wirkung getan. Andere Elemente des Verbraucherpreisindex seien dagegen beschleunigt gestiegen.

VP Bank: Euroraum-Teuerung steigt nur leicht

Die Teuerung im Euroraum dürfte nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, im Juni weniger stark als bisher erwartet gestiegen sein. "Die am Freitag zur Veröffentlichung anstehende Inflationsrate für den gesamten Währungsraum dürfte zwar weiter steigen, allerdings weniger stark als es die Konsensprognose vorsieht", schreibt Gitzel in einem Kommentar zum unerwarteten Rückgang der deutschen Inflationsrate

Aktieninstitut: Regierung will Aktien in Mitte der Gesellschaft holen

Das Deutsche Aktieninstitut hat die Initiative von Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesjustizminister Marco Buschmann (beide FDP) für ein Zukunftsfinanzierungsgesetz begrüßt, das Aktien als Anlage- und Finanzierungsinstrument in Deutschland für einen deutlich größeren Kreis von Menschen attraktiver und den Finanzplatz Deutschland für Unternehmen wettbewerbsfähiger machen solle. Die Eckpunkte dazu stellten klar, dass ein gut funktionierender Kapitalmarkt zentrale Bedeutung für die Finanzierung der Transformation im Bereich Digitalisierung und Klimaschutz habe.

Habeck sieht "unfassbare" Dynamik bei Nachfrage nach Wärmepumpen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigt sich zuversichtlich, dass Deutschland seine Ausbauziele beim Einbau von Wärmepumpen erreichen kann. Nach dem Wärmepumpengipfel mit Vertretern aus der Wirtschaft sprach er von einer "unfassbaren Dynamik". Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Wärmepumpenanlagen installiert werden, bis 2030 soll es dann 6 Millionen Geräte in Deutschland geben. Eine schnelle Transformation der Wärmeversorgung sei wichtig, damit sich Deutschland "konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien" könne, so Habeck.

Lagarde: EZB-Rat berät am 21. Juli über Antifragmentierungsinstrument

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei seiner nächsten Sitzung über das geplante Instrument zur Verhinderung einer "Fragmentierung" des Euroraums durch Renditeabstände zwischen Euroraum-Staatsanleihen beraten. Lagarde sagte beim geldpolitischen Symposium der EZB im portugiesischen Sintra, der Rat werde über die Vorschläge der beauftragten Arbeitsgruppen am 21. Juli beraten.

Lagarde: Euroraum-Inflationsdaten am 1. Juli abwarten

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat davor gewarnt, den unerwarteten Inflationsrückgang in Deutschland im Juni überzubewerten. "Wir sollten die konsolidierten Daten (für den Euroraum) am 1. Juli abwarten", sagte Lagarde beim geldpolitischen Symposium der EZB im portugiesischen Sintra.

Powell: Markterwartungen stimmen gut mit FOMC-Prognosen überein

Die Finanzmarktteilnehmer haben die Absichten der US-Notenbank zuletzt nach Aussage von Fed-Chairman Jerome Powell richtig verstanden. Powell sagte in einer Podiumsdiskussion beim geldpolitischen Symposium der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra, die Märkte könnten für die Zentralbank arbeiten, wenn sie deren Reaktionsfunktion verstünden.

Nato entgegnet russischer "Bedrohung" mit mehr Truppen und neuer Strategie

Mit deutlich mehr einsatzbereiten Truppen und einer neuen Strategie reagiert die Nato auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Staats- und Regierungschefs der Militärallianz billigten am Mittwoch auf ihrem Gipfel in Madrid ein neues strategisches Konzept, in dem Russland als "direkte Bedrohung" bezeichnet wird. Die Zahl der einsatzbereiten Soldaten soll sich auf mehr als 300.000 nahezu verachtfachen. Der Gipfel brachte auch den Nato-Betritt Finnlands und Schwedens auf den Weg.

Selenskyj bittet bei Nato-Gipfel um moderne Waffen und finanzielle Unterstützung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat beim Nato-Gipfel seine Bitte um moderne Waffen und weitere Hilfen für den Kampf gegen Russland bekräftigt. "Wir brauchen viel modernere Systeme, moderne Artillerie", sagte Selenskyj, der per Video beim Nato-Gipfel in Madrid zugeschaltet war. Finanzielle Unterstützung sei zudem "nicht weniger wichtig als Hilfe mit Waffen".

US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal um 1,6 Prozent

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal wegen der hohen Inflation, der anhaltenden Lieferprobleme und des Ukraine-Kriegs geschrumpft. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BPI) fiel nach den Daten der dritten Veröffentlichung auf das Jahr hochgerechnet um 1,6 (bisher: 1,5) Prozent gegenüber dem Vorquartal. Ökonomen hatten mit einer Bestätigung des bisherigen Werts gerechnet.

US-Rohöllagerbestände stärker als erwartet gesunken

Die Rohöllagerbestände in den USA haben sich in der Woche zum 24. Juni verringert. Sie fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 2,8 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Rückgang um 0,5 Millionen Barrel vorhergesagt. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 0,386 Millionen Barrel reduziert. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 3,8 Millionen Barrel eine Abnahme registriert worden.

Teheran: USA müssen "Trump-Methode" bei Atomverhandlungen beenden

Nach dem Beginn indirekter Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran über die Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens hat Teheran die US-Seite aufgefordert, sich vom Vorgehen des früheren US-Präsidenten Donald Trump zu distanzieren. Eine "positive und akzeptable Einigung" sei möglich, wenn sich die USA von der "Trump-Methode" verabschiedeten, sagte Regierungssprecher Ali Bahadori-Dschahromi am Mittwoch.

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(END) Dow Jones Newswires

June 29, 2022 13:00 ET (17:00 GMT)