Hinter dieser großzügigen Geste vermuten manche einen gezielten Einflussversuch der Golfstaaten, die sich den guten Willen der künftigen US-Administration sichern wollen. Andere sehen darin eine Gelegenheit für Trump, die Lieferverzögerungen bei Boeing geschickt zu umgehen. Die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Interesse bleibt jedoch unscharf – und genau diese Unklarheit gibt Anlass zur Sorge.

Trumps Verbindungen zu Katar

Katar fällt nicht zufällig in Trumps Universum. In den vergangenen Wochen häufen sich die geschäftlichen Aktivitäten:

  • Die Trump Organization hat im vergangenen Monat einen Vertrag über den Bau eines Golfplatzes und Luxusresidenzen in Doha unterzeichnet und ein milliardenschweres Hochhausprojekt in Dubai vorgestellt.

  • Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn, verzeichnete 2024 ein Plus von 60 % bei den Vermögenswerten seines Unternehmens – nach einer Kapitalspritze von 1,5 Milliarden Dollar durch den katarischen Staatsfonds.

  • Ex-Finanzminister Steve Mnuchin ist mit seinem Investmentfonds zunehmend in der Region aktiv, insbesondere in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

  • Donald Trump Jr. war Gastredner beim Wirtschaftsforum in Katar. Die ursprünglich geplante Sitzung trug den bezeichnenden Titel „Monetize MAGA: Investing in Trump’s America“ – ein Name, der wohl selbst den Veranstaltern zu deutlich war. Schließlich wurde das Panel in „Investing in the United States“ umbenannt.

Rechtlich wirklich zulässig?

Verfassungsrechtlich ist die Lage eigentlich eindeutig: Kein Amtsträger der Vereinigten Staaten darf Geschenke von ausländischen Staaten annehmen. Offenbar nicht eindeutig genug – laut ABC haben die Juristen des Weißen Hauses und des Justizministeriums einen rechtlichen Ausweg gefunden: Das Pentagon würde das Flugzeug formell entgegennehmen und es später an die zukünftige Trump-Präsidentenbibliothek übergeben. Damit ginge das Geschenk nicht an eine Privatperson, sondern an eine Institution.

Reuters berichtet, dass die Übergabe erst nach Trumps Amtszeit erfolgen soll. Eine juristische Grauzone also – was die Kritik zusätzlich anheizt.

Wenn Geschichte zur Farce wird

Wenn wir uns schon im Absurden befinden, dürfen Anekdoten nicht fehlen. Diese Episode erinnert an andere kuriose Präsente für US-Präsidenten: ein Elefantenbaby aus Sri Lanka für Ronald Reagan, ein Komodowaran für George Bush senior, 136 Kilogramm patagonisches Lammfleisch für George W. Bush. Unser Favorit? 1961 schenkte Chruschtschow John F. Kennedy „Puschinka“, ein Welpe einer der ersten Hunde, die einen Raumflug überlebt hatten.

Laut The Guardian gilt: Geschenke unter einem Wert von 480 Dollar verbleiben nicht im Besitz des Präsidenten.

Und was ist mit Boeing?

Trump hatte zwei 747-8 bei Boeing bestellt, die bis Ende 2024 die Air Force One ersetzen sollten. Doch angesichts wiederholter Verzögerungen und der anhaltenden Probleme beim Hersteller erklärte Trump im Februar, er ziehe in Erwägung, sich „in einem anderen Land“ zu bedienen. Im selben Monat besichtigte er eine katarische 747-8 in der Nähe von Mar-a-Lago.

Nur wenige Tage nach Boeings Ankündigung einer weiteren Verzögerung – neuer Termin: 2027 – wurde das katarische Angebot publik. Eine Demütigung für Boeing, die Trump jedoch durch einen Rekordvertrag in Katar zu kompensieren wusste.

Trump und die Ethik – eine fließende Grenze

Donald Trump versichert, das Flugzeug nicht für persönliche Zwecke nutzen zu wollen, und präsentiert das Angebot als Anerkennung für die Rolle der USA beim Schutz der Golfstaaten. Doch Ethik bleibt ein wiederkehrendes Problem des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Eine nicht abschließende Liste der Interessenskonflikte, die Trump vorgeworfen werden:

  • Die Kryptowährungen $TRUMP und $MELANIA, durch die er angeblich über 300 Millionen Dollar erhalten hat, während seine Regierung gleichzeitig den Markt reguliert.

  • Zahlreiche Immobilienprojekte im Nahen Osten, die die Frage nach der Trennung von öffentlichem Amt und Privatgeschäft aufwerfen.

  • Ausgaben der Trump-Administration in eigenen Hotels weltweit.

Man könnte auch sein soziales Netzwerk Truth Social erwähnen, die Merchandising-Produkte mit seinem Konterfei und selbstverständlich jede politische Entscheidung, die seine Geschäfte begünstigt. Aber das hieße, die grundsätzliche Frage wieder aufzuwerfen, ob ein Milliardär und Geschäftsmann an der Spitze eines Staates überhaupt tragbar ist.

Ein Geschenk von solchem Wert wird niemals ohne Hintergedanken überreicht. Katar handelt nicht aus reiner Großzügigkeit – eine Gegenleistung wird erwartet. Die Sprecherin des Weißen Hauses betont, wer Donald Trump kennt, wisse das. Doch wir kennen auch das alte Sprichwort: Wenn etwas kostenlos ist, dann bist du das Produkt.

Noch einmal vier Jahre?

Am Montag erklärte Donald Trump, er strebe keine dritte Amtszeit an. Ein Glück, werden manche sagen. Doch bis dahin scheint jede Woche eine neue Kontroverse zu bringen. Bei MarketScreener verfolgen wir das Geschehen mit wachem Auge – und einem spöttischen, spitzen Bleistift in unserer Karikatur der Woche.

Zeichnung von Amandine Victor