Frankfurt (Reuters) - Die anhaltende Stärke des Euro ruft die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Plan.

Der Kursanstieg der Gemeinschaftswährung werde von ihr sehr sorgfältig beobachtet, sagte der Notenbank-Gouverneur der Niederlande, Klaas Knot, am Mittwoch im Gespräch mit Bloomberg TV. Dies sei einer der Faktoren, den sich die EZB für eine Bewertung der Inflationsaussichten anschaue. "Und würde der Faktor zu dominant werden, indem drohen würde, dass unser Inflationsziel zu Fall gebracht wird, dann hätten wir natürlich die Werkzeuge, um gegenzusteuern", sagte das EZB-Ratsmitglied.

Der Euro hat zum Dollar seit Anfang November mehr als vier Prozent zugelegt. Inmitten der Pandemie kommt das für die Währungshüter höchst ungelegen. Denn dadurch büßen Produkte aus der Euro-Zone auf dem Weltmarkt an Wettbewerbsfähigkeit ein. Zudem dämpft dies die aktuell ohnehin schwache Inflation. Die EZB strebt knapp unter zwei Prozent Teuerung für die Wirtschaft an. Doch dieses Ziel verfehlt sie seit Jahren. Im Dezember lag die Rate mit minus 0,3 Prozent sogar im negativen Bereich.

Laut Knot könnte die EZB zudem wenn erforderlich erneut Zinsen senken, um die Finanzierungsbedingungen im Euro-Raum zu verbessern. "Es gibt immer noch Spielraum für eine Senkung der Zinsen", sagte er. So sei beim Einlagesatz die Untergrenze noch nicht erreicht. Dieser liegt zurzeit bei minus 0,5 Prozent, was Strafzinsen für Geldhäuser bedeutet, wenn diese bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Knot nannte als weitere Werkzeuge die Anleihenkäufe der EZB, die langfristigen, "TLTRO" genannten Geldspritzen für Banken sowie den geldpolitischen Ausblick.