Der kriselnde Thyssenkrupp-Konzern hat den 17,2 Milliarden Euro schweren Verkauf seines Aufzugsgeschäfts endgültig in trockene Tücher gebracht.

"Die Erlöse in Milliardenhöhe geben uns Rückenwind für den Umbau von Thyssenkrupp", sagte Konzernchefin Martina Merz am Freitag. Die Transaktion führe unmittelbar zu einem deutlichen Rückgang der Verschuldung hin zu einem Netto-Guthaben. Gelder der staatlichen Förderbank KfW müssen die Essener in der Corona-Krise nun nicht aufnehmen, eine entsprechende Kreditlinie wurde nicht gezogen.

Die Essener verschaffen sich damit eine Atempause und müssen nun entscheiden, für welche Investitionen sie einen Teil der Gelder nutzen, der nicht in den Abbau von Schulden oder Restrukturierungsmaßnahmen fließen soll - geplant ist nach früheren Angaben Thyssenkrupps eine Rückbeteiligung an dem Aufzugsgeschäft. "Angesichts der Corona-bedingt unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage wird sich das Unternehmen bei der genauen Aufteilung der Mittelverwendung aber unverändert größtmögliche Flexibilität bewahren", betonte der Konzern.

Thyssenkrupp muss unter anderem die Zukunft seiner traditionsreichen Stahlsparte klären. Denn die Probleme des Konzerns sich durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise weiter angewachsen. Allein im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 (per Ende September) könnte ein Verlust von bis zu einer Milliarde Euro anfallen, gegebenenfalls ein hoher dreistelliger Millionenbetrag, hatte es in einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter Mitte Juli geheißen. "Eine schnelle Erholung unserer Kundenindustrien ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Das gilt insbesondere für die Automobilbranche", hatte das Management eingeräumt.

Für die unter der Krise leidende Stahlsparte schließt Thyssenkrupp keine Option aus. Bündnisse zählen ebenso wie der Verkauf einer Mehrheit zu diesen. Ein Zusammenschluss der Stahlgeschäfte von Thysenkrupp und Salzgitter gilt als eine Möglichkeit. Aber auch Tata Steel, SSAB und Baoshan Iron & Steel werden Insidern zufolge als mögliche Partner angesehen. "Im Stahl muss zeitnah eine Lösung her", hatte Ingo Speich von der an Thyssenkrupp beteiligten Deka Investment gefordert.

Käufer des Aufzugsgeschäfts, der langjährigen Ertragsperle Tyssenkrupps, ist ein Konsortium um die Investoren Advent, Cinven und die Essener RAG-Stiftung. Advent gehe es darum, das Unternehmen zu stärken und in Wachstum zu investieren, sagte Deutschland-Chef Ranjan Sen. Gerade in Asien gebe es viel Potenzial für eine Expansion des Geschäfts. Es gebe bereits Gespräche mit möglichen Übernahme-Kandidaten. "Wir wollen zukaufen. Man muss nur die richtigen Übernahmekandidaten finden", sagte auch sagte Bruno Schick, Partner und Leiter von DACH und Emerging Europe bei Cinven.