"Wir sehen heute schon ein deutlich stärkeres Interesse auch an unseren Produkten in den USA", sagte Thyssenkrupp-Nucera-Chef Werner Ponikwar der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gewinnen einen neuen Wachstumsmarkt." Sollte der Markt so stark wachsen wie erwartet, werde sein Unternehmen darüber nachdenken, gemeinsam mit der italienischen De Nora Fertigungskapazitäten in den USA zu schaffen.

Allerdings stünden die USA an vielen Punkten noch am Anfang, sagte Ponikwar, der vor weniger als einer Woche von einer Dienstreise in die USA zurückgekehrt war. Der Inflation Reduction Act (IRA) sei noch nicht so lange in Kraft, der Rechtsrahmen müsse noch konkret ausgestaltet werden. Deswegen werde es noch eine Weile dauern, bis Investoren die Sicherheit hätten, konkrete Investitionsentscheidungen zu treffen.

Der IRA habe interessante Aspekte, wenn es um die Förderung von Investitionen in Fertigungskapazitäten, Forschungseinrichtungen oder Pilotanlagen gehe, sagte Ponikwar, der seit vergangenem Jahr an der Spitze des IPO-Kandidaten steht. Sein Unternehmen prüfe, inwiefern diese genutzt werden könnten. Bis zum Ende der Dekade erwarte sein Unternehmen in den USA einen Markt für Elektrolyseure im mittleren zweistelligen Gigawatt-Bereich. "Das Interesse an unseren Elektrolyseuren ist merklich und deutlich gestiegen", sagte er.

Thyssenkrupp Nucera arbeite schon mit US-Unternehmen bei Service-Leistungen für Clor-Alkali-Elektrolyseure zusammen. "Diese Kooperationen lassen sich im Grunde eins zu eins auch auf den Wasserstoff-Bereich übertragen", sagte Ponikwar. Nucera ist ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen Thyssenkrupp und der italienischen De Nora, der deutsche Stahlkonzern hält zwei Drittel der Anteile. Das Unternehmen hat bereits eine strategische Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Air Products vereinbart und einen Auftrag für eine Wasserstoffanlage von CF Industries erhalten.

Der IRA sieht unter anderem eine Förderung der Produktion von grünem Wasserstoff vor, die bei bis zu drei Dollar pro Kilo bei neuen Anlagen liegt und zehn Jahre lang gewährt wird. Damit werden zahlreiche Projekte profitabel. Nucera entwickelt Elektrolyseure, in denen mit Hilfe von Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird.

Anders als bei anderen Projekten ist es für den IRA nicht nötig, die Elektrolyseure in den USA zu produzieren. Siemens Energy geht daher davon aus, die Förderkriterien schon jetzt erfüllen zu können. Aus der Fertigung in Berlin könnten Projekte in aller Welt beliefert werden. "Der IRA ist ein Booster für die Wasserstoffwirtschaft in den USA", erklärte das Unternehmen. "Der Green Deal Industrial Plan der EU sollte für die europäische Industrie jetzt auch solche Entwicklungschancen bringen."

(Bericht von Christoph Steitz, geschrieben von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

- von Christoph Steitz