Nach Investitionen in junge Technologie-Überflieger wie den Fahrdienst-Vermittler Uber will sich der Telekom-Riese jetzt zum größten Aktionär des Rückversicherers Swiss Re aufschwingen. Softbank verhandle über einen Minderheitsanteil an dem über 150 Jahre alten Schweizer Konzern, wie Swiss Re in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. Die Gespräche seien jedoch noch in einem frühen Stadium.

Mit der knappen Mitteilung reagierte Swiss Re auf einen Bericht des "Wall Street Journal", wonach Softbank bis zu ein Drittel der Aktien übernehmen und dafür zehn Milliarden Dollar oder mehr auf den Tisch legen könnte. Die Börse applaudierte, die Swiss-Re-Aktie kletterten um 4,3 Prozent auf 94 Franken. Die Anleger erhofften sich eine satte Übernahmeprämie, erklärte ZKB-Analyst Georg Marti. Softbank entwickelten sich mit einem Plus von einem Prozent verhaltener.

Ungewöhnlich ist das Vorhaben, weil Allianzen und Übernahmen von Rückversicherern und Versicherern bisher vor allem innerhalb der Branche abliefen, erklärt Baader-Helvea-Analyst Daniel Bischof. Swiss Re äußerte sich nicht zu der Frage, wieso der Konzern nun möglicherweise mit dieser Praxis bricht. "Swiss Re hat schon lange einen Ankeraktionär gesucht", erklärte eine mit der Branche vertraute Person. Das Management und der Verwaltungsrat sorgten sich, dass die operativen Fortschritte von den Anlegern nicht genügend honoriert und die zu tiefe Bewertung der Aktie aktivistische Investoren auf den Plan rufen könnte. Mit einem Einstieg von Softbank würden für Swiss Re zudem Türen in Asien aufgehen, wo der Konzern im Gegensatz zu Nordamerika noch nicht so stark sei.

SOFTBANK-CHEF DENKT 300 JAHRE VORAUS

Kommt es tatsächlich zu einem zehn-Milliarden-Dollar-Engagement, wäre das für Softbank der bisher größte Zukauf in der Finanzbranche. Trotz der hohen Verschuldung haben er keinen Zweifel, dass Softbank eine solche Transaktion finanzieren könnte, erklärte Tin Nguyen vom Anlageberater Panda Global Partners.

Groß geworden ist Softbank als Mobilfunkanbieter - doch mittlerweile agiert der Konzern vermehrt als Technologie-Investor. Bekannt ist vor allem der Vision Fund des Unternehmens - mit einem Volumen von 93 Milliarden Dollar der weltweit größte Private-Equity-Fonds, hinter dem auch ein saudischer Staatsfonds und Technologiefirmen wie Apple stehen.

Neben Beteiligungen am Amazon-Konkurrenten Alibaba oder dem US-Mobilfunker Sprint hat Softbank zuletzt auch den Versicherungssektor entdeckt; der chinesische Internet-Versicherer ZhongAn und das US-Versicherungs-Startup Lemonade kommen aber ebenfalls aus der Technologie-Ecke. Der als Visionär geltende Softbank-Chef Masayoshi Son hat hochfliegende Pläne. Der Milliardär will eine Gruppe aus branchenführenden Firmen aufbauen, die auf künstliche Intelligenz setzen und auch noch in 300 Jahren bestehen sollen.

Softbank wollte sich zu den Gesprächen mit Swiss Re nicht äußern. Vontobel-Analyst Stefan Schürmann zufolge könnte eine Beteiligung an dem nach Münchener Rück weltweit zweitgrößten Rückversicherer aber durchaus zur Strategie der Japaner passen. Swiss Re sei führend auf neuen Versicherungsgebieten etwa für selbstfahrende Autos oder Policen gegen Hacker-Angriffe. Dem "Wall Street Journal" zufolge könnte Softbank die Swiss-Re-Produkte direkt anderen Unternehmen aus ihrem Portfolio wie etwa Uber anbieten.

Unklar ist, auf welchen Weg sich Softbank an Swiss Re beteiligen könnte. Denkbar wäre, dass der Konzern Aktien aus dem Eigenbestand verkauft oder neue Aktien ausgibt. Softbank könnte auch Aktien über die Börse kaufen. Eher unwahrscheinlich ist, dass die Japaner ein ganzes Paket eines Großanlegers übernehmen. Mit einem Anteil von rund fünf Prozent ist BlackRock der gegenwärtig größte Eigner.