Bern (awp/sda) - Freitag, 17. November 2017

VITOL DEMENTIERT KORRUPTIONSVORWÜRFE: (Genf) Das unter Korruptionsverdacht stehende Schweizer Rohstoffunternehmen Vitol hat gegen Public Eye rechtliche Schritte eingeleitet. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) habe mit unwahren und verleumderischen Aussagen die Rechte des Unternehmens verletzt. Anwälte von Vitol hätten Public Eye aufgefordert, die entsprechenden Aussagen in ihrer Publikation "The Paradise Papers Switzerland and Commodities" sowie in ihrer Medienmitteilung zurückzuziehen, heisst es in einem Communiqué. Im Zusammenhang mit den "Paradise Papers" steht das Unternehmen derzeit unter Korruptionsverdacht. Laut Angaben von Public Eye geht es um angebliche Bestechungszahlungen des nigerianischen Geschäftsmannes Kola Aluko an den ehemaligen nigerianischen Ölminister Diezani Alison-Madueke. Vitol dementiert diese Vorwürfe. Zudem würden die veröffentlichten "Paradise Papers" keine Hinweise beinhalten, die das Unternehmen mit Steuervermeidung, Korruption und Interessenskonflikten in Verbindung bringen.

STRAFZÖLLE: (Washington) Das Handelsministerium in Washington hat Strafzölle auf die Einfuhr mechanischer Röhren verhängt. Erhoben werden die Strafzölle auf sogenannte kaltgewalzte mechanische Röhren aus der Schweiz, Deutschland, China, Indien, Italien und Südkorea. Die NZZ hatte zunächst darüber berichtet.Man habe festgestellt, dass Produzenten dieser Länder in den USA Waren mit Preisen bis 209 Prozent unter ihrem "fairen Wert" verkauft habe, teilte das Handelsministerium mit. In der Schweiz sind die Aargauer Firma Benteler Rothrist AG sowie die Mubea Präzisionsstahlrohr AG mit Sitz in Arbon TG von den Massnahmen betroffen. Die Strafzollverhängung ist noch vorläufig. Die definitive Entscheidung soll am 3. April fallen.

BANKEN: (St. Gallen): Der Bankensoftware-Hersteller Avaloq wird alleiniger Besitzer von Arizon, weil Raiffeisen die Beteiligung daran abstösst. Die beiden Unternehmen hatten 2014 das Joint Venture Arizon gegründet. Die damit realisierte neue IT-Plattform für Raiffeisen stehe demnächst vor ihrer Einführung, wie Raiffeisen Schweiz ankündigte. Raiffeisen sehe nun "keine strategische Notwendigkeit mehr für finanzielle Beteiligungen". Gleichzeitig stösst die Raiffeisen-Gruppe ihre Beteiligung von 10 Prozent an Avaloq ab. Käufer dieser Anteile Warburg Pincus. Der global tätige Investor hält damit künftig 45 Prozent der Avaloq-Aktien. Die Verkäufe treten am 1. Januar 2019 in Kraft; über die Verkaufspreise wurde Stillschweigen vereinbart. Gemäss den Angaben sollen keine Stellen abgebaut werden. Für den Betrieb und die Weiterentwicklung der Bankenplattform vereinbarten Raiffeisen und Arizon einen Service-Vertrag bis Ende 2024.

LUFTVERKEHR: (Zürich): Genau ein Jahr nach seinem Rücktritt als Armeechef wird André Blattmann Verwaltungsrat der Swiss. Wie das Luftfahrtunternehmen mitteilte, hatte die Generalversammlung Blattmann am Donnerstag in den Verwaltungsrat berufen. Der 61-Jährige tritt sein Amt am 1. Januar 2018 an. Der ehemalige Armeechef übernimmt den Posten von Montie Brewer, der dem Gremium seit 2013 angehörte. Zudem wird mit Jacques Aigrain ein langjähriges Mitglied aus dem Gremium ausscheiden; er gehörte seit 2002 der strategischen Führung des Lufthansa-Tochterunternehmens an. Nach den personellen Änderungen verkleinert sich der Swiss-Verwaltungsrat also um eine Person.

UMSATZPLUS FÜR AEVIS: (Freiburg) Der Spital- und Hotelbetreiber Aevis Victoria hat nach neun Monaten den Umsatz gesteigert: Im Vergleich zur Vorjahresperiode wuchs er um 15,4 Prozent auf 487 Millionen Franken. Grund dafür ist die Integration einer Genfer Privatklinik per Ende letzten Jahres. Im Vorjahr belief sich der Umsatz nach drei Quartalen noch auf 422,1 Millionen Franken, wie das Unternehmen mitteilte. Über den bisherigen Gewinn in diesem Jahr wies Aevis Victoria keine Zahlen aus.

ZUKAUF BEI ROCHE: (Basel) Der Pharmariese Roche investiert weiter in die Digitalisierung. Das Unternehmen übernimmt das Laboranalytikunternehmen Viewics aus Kalifornien. Über einen Kaufpreis macht der Konzern keine Angaben, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Lösungen von Viewics ermöglichten grosse Datenvolumen aus einer Vielzahl verschiedener IT-Systeme im Laborgeschäft effizient zu integrieren. So könnten unter anderem finanzielle, operationelle oder technische Entscheide besser getroffen und Laborvorgänge optimiert werden.

AUTOMOBILINDUSTRIE: (Hawthorne) Der Elektroauto-Hersteller Tesla will auch das Lastwagen-Geschäft aufmischen und setzt zudem zum Angriff auf das Kerngeschäft von Porsche an. Firmenchef Elon Musk stellte in der Nacht zum Freitag einen strombetriebenen Sattelschlepper vor. Er soll auch mit voller Ladung und einem Gewicht von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern erreichen, sagte Musk. Die Produktion der Lastwagen in zwei Grössen werde im Jahr 2019 beginnen. Als Überraschung gab es auch ein weiteres Tesla-Modell: Einen neuen Roadster, der 2020 verfügbar sein soll. Der sportliche Wagen werde die schnellste Beschleunigung unter Serienautos haben, versprach Musk. Der Roadster soll von null auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h) in 1,9 Sekunden kommen. Auch bei Autobahn-Tempo soll die Reichweite 1000 Kilometer erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Tesla mit mehr als 250 Meilen pro Stunde an (402 km/h).

GELDPOLITIK: (Frankfurt) EZB-Präsident Mario Draghi hat die Entscheidung zur Fortführung der Niedrigzinspolitik und der Anleihekäufe der Notenbank verteidigt. Draghi sagte vor den Chefs der grössten europäischen Banken in Frankfurt, die Europäische Zentralbank (EZB) finde "kaum Beweise, dass unsere Geldpolitik den Profiten der Banken derzeit schadet". Ökonomen hatten die jüngste Entscheidung der EZB kritisiert, das Programm für Anleihekäufe zu verlängern und nur zu reduzieren statt es komplett zu beenden. Angesichts der guten wirtschaftlichen Entwicklung der Eurozone war die EZB unter Druck geraten, ihre Geldpolitik zu ändern.

ARBEITSMARKT: (Brüssel) Bei der Teilzeitbeschäftigung in der EU ist in fast allen 28 Staaten der Anteil der Männer deutlich geringer als jener der Frauen. Im Durchschnitt sind es 6,7 Prozent der Männer und 29,8 Prozent der Frauen, die teilzeitbeschäftigt sind. In Österreich beträgt das Verhältnis sogar 9,8 Prozent der Männer zu 49,8 Prozent der Frauen. Nur in Rumänien ist es umgekehrt. Dort sind 5,7 Prozent Männer, aber "nur" 5,5 Prozent Frauen teilzeitbeschäftigt. Geringe Unterschiede weisen ausserdem Bulgarien (1,3 Prozent Männer und 1,6 Prozent Frauen - Unterschied 0,3 Prozentpunkte), Kroatien (3,4 Prozent Männer und 6,5 Prozent Frauen - Unterschied 3,1 Prozentpunkte), Litauen (4,3 Prozent Männer und 7,5 Prozent Frauen - Unterschied 3,2 Prozentpunkte) und Ungarn (2,2 Prozent Männer und 5,4 Prozent Frauen - Unterschied 3,2 Prozentpunkte) auf. Am geringsten fallen die Geschlechterunterschiede bei der Teilzeitbeschäftigung bei Kinderlosen auf.

TEILWEISER LOHNVERZICHT: (Yokohama) Der Chef des japanischen Fahrzeugherstellers Nissan zahlt wegen des Skandals um unzureichende Sicherheitsüberprüfungen einen Teil seines Gehalts zurück. Er habe damit im Oktober begonnen und werde die Rückzahlungen bis Ende März fortsetzen, sagte Hiroto Saikawa. Details zur Höhe des Gehaltes des Unternehmenschefs wurden nicht bekannt. Nissan hatte in Japan rund 1,2 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, nachdem bekannt geworden war, dass in mehreren Werken routinemässig nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter die Sicherheitstests ausgeführt hatten.

ALUWERK IN TADSCHIKISTAN: (Duschanbe) China will im zentralasiatischen Tadschikistan für 1,6 Milliarden US-Dollar ein Hightech-Aluminiumwerk errichten und so seinen Einfluss in dem Land ausbauen. Der staatliche Aluminiumkonzern Talco und das chinesische Unternehmen Yunnan Construction hätten einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, teilte Talco in Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe mit. Der Bau soll demnach 2018 beginnen und anderthalb Jahre dauern. Angestrebt ist eine Jahresleistung von 503'000 Tonnen Metall.

MÖGLICHE ENTSCHÄDIGUNGEN: (Ludwigshafen) In der Affäre um ein verunreinigtes BASF-Kunststoffprodukt für Matratzen und Autositze laufen nach Firmenangaben Gespräche über ein Entschädigungsmodell. Gesprochen werde mit Kunden, die das betroffene Produkt Toluoldiisocyanat (TDI) zur Herstellung von Schaumstoffen bezogen hätten. Aber auch mit Matratzenherstellern, die die betroffenen Schaumstoffe verarbeitet hätten, werde geredet, sagte ein BASF-Sprecher. In der Schweiz betroffen waren etwa der einzige inländische Schaumstoffproduzent Fritz Nauer AG, ein Tochterunternehmen des Mischkonzerns Conzzeta, sowie unter anderem die Matratzenhersteller Riposa, Robusta, Roviva und Bico.

34 MILLIARDEN FÜR E-AUTOS: (Wolfsburg) Volkswagen investiert in den nächsten fünf Jahren mehr als 34 Milliarden Euro in die Elektromobilität. Der grösste Teil davon fliesst in die Elektrizifierung und Hybridisierung aller Konzernmodelle. Die Serienproduktion von E-Autos solle im Werk Zwickau in Sachsen starten, teilte VW im Anschluss an eine Verwaltungsratssitzung mit. Trotz der hohen Ausgaben solle die Nettoliquidität bei mehr als 20 Milliarden Euro bleiben. In seinem Fahrplan für den Aufbau der Elektromobilität hat sich der weltgrösste Autokonzern bereits vorgenommen, bis zum Jahr 2030 mehr als 20 Milliarden Euro auszugeben.

US-WOHNUNGSBAU ZIEHT AN: (Washington) Nach den jüngsten Wirbelstürmen zieht in den USA der Wohnungsbau wieder deutlich an. Im Oktober stieg die Zahl der Wohnbaubeginne im Vergleich zum Vormonat um 13,7 Prozent auf eine Jahresrate von 1,29 Millionen. Das ist der höchste Wert seit einem Jahr, wie das Handelsministerium mitteilte. Die Hurrikane Harvey und Irma hatten in den Vormonaten den Wohnungsbau gedämpft. Nun dürfte der Wiederaufbau für den kräftigen Anstieg gesorgt haben. Die Zahl der Baugenehmigungen erhöhte sich ebenfalls, und zwar um 5,9 Prozent.