Bern (awp/sda) - Dienstag, 7. November 2017

ENTSPANNUNG MIT EU: (Brüssel) Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat sich am Dienstag nach einem Arbeitsbesuch in Brüssel erleichtert darüber gezeigt, dass sich die Situation zwischen der Schweiz und der EU entspannt hat: "Das Verhältnis zur EU hat sich fast normalisiert." Natürlich gäbe es noch Marktzugangsdossiers, die eine Lösung bräuchten. "Aber wir reden vernünftig und offen miteinander." Ein solches noch offenes Dossier ist etwa die Gleichwertigkeitsbescheinigung, welche die Schweizer Börse braucht, um weiter europaweit aktiv zu sein. Positive Nachrichten gibt es hingegen schon jetzt im Steuerdossier. Schneider-Ammann bestätigte kürzlich von der "NZZ" und dem "Tages-Anzeiger" veröffentlichte Berichte, dass die Schweiz nicht auf der Schwarzen Liste der EU mit Steueroasen steht.

ADECCO UNTER DEN ERWARTUNGEN: (Zürich) Der weltweit grösste Stellenvermittler Adecco hat im dritten Quartal zwar den Umsatz und den Betriebsgewinn gesteigert. Wegen einmaligen Kosten rutschte der Reingewinn im dritten Quartal aber um fast einen Drittel unter den Vorjahreswert. Unter dem Strich verdiente der Konzern im dritten Quartal 123 Millionen Euro, wie Adecco mitteilte. Damit lag das Ergebnis deutlich hinter den Erwartungen der Analysten, die auf einen Gewinn von 205 Millionen Euro abzielten. Grund für den Rückgang seien ausserordentliche Wertberichtigungen auf dem Markenportfolio in der Höhe von 129 Millionen Euro gewesen. Der operative Gewinn ohne Zukäufe und vor Abschreibungen auf solchen immateriellen Werten (EBITA) legte dagegen um 3 Prozent auf 321 Millionen Euro zu. Bei den Umsatzzahlen lag der Konzern nur geringfügig unter den Erwartungen. Hier verzeichnete Adecco ähnlich wie in den beiden Vorquartalen ein organisches Wachstum von 6 Prozent. In der Berichtswährung stieg dieser um 2 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro.

EINGETRÜBTE GESCHÄFTSLAGE: (Zürich) Die Geschäftslage bei den Schweizer Unternehmen hat sich im Oktober leicht eingetrübt. Besonders stark gedrückt wurde der Geschäftslageindikator der KOF von Finanz- und Versicherungsdienstleistern. In den meisten anderen Branchen legte der Geschäftslageindikator zu. Trotz des Dämpfers sei die Geschäftslage der Unternehmen aber deutlich günstiger als in weiten Teilen des erstens Halbjahres, teilte die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) mit. Der Indikator basiert auf einer Konjunkturumfrage vom Oktober bei 4500 Unternehmen.

EINKAUFSLUST: Der Schweizer Detailhandel hat sich in den ersten 9 Monaten dieses Jahres erstmals seit langem nicht mehr rückläufig entwickelt. Für die Periode resultierte ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem der September war mit einem Wachstum von 5 Prozent sehr positiv, wie aus dem Monitor des Marktforschungsinstituts GfK hervorgeht. Zugelegt hätten insbesondere der Freizeitmarkt mit Sport- und Spielwaren sowie der Do-it-yourself-Markt. Insgesamt erreichte der Nonfood-Bereich in den ersten neun Monaten ein Plus von 0,6 Prozent. Weiter unter Druck war der Bereich Fashion und Style. Allerdings hat das herbstliche September-Wetter laut GfK das Geschäft mit der neuen Ware stark unterstützt.

GEWINNRÜCKGANG: Der Kolbenkompressoren-Hersteller Burckhardt Compression hat im ersten Halbjahr weniger Gewinn erzielt. Wegen anhaltendem Gegenwind im Schiffsmarkt erwartet das Unternehmen erst 2018 ein Verbesserung der Ertragssituation. Der Reingewinn sank im ersten Geschäftssemester (per Ende September) um 12,7 Prozent auf 8,7 Millionen Franken. Verantwortlich für den Rückgang des Betriebsgewinns (EBIT) um 20,3 Prozent auf 12,8 Millionen Franken sei die Sparte Systems. Im Schiffsgeschäft herrsche ein aggressives Marktumfeld. Das Betriebsergebnis von Systems sank um 3,7 Millionen auf minus 7,4 Millionen Franken. Konzernweit reduzierte sich der Bestellungseingang um 4,5 auf 212,6 Millionen Franken. Der Umsatz des Industrieunternehmens, das einst Sulzer gehörte, erhöhte sich im ersten Halbjahr um 6,5 Prozent auf 287 Millionen Franken.

70 BIS 130 NEUE STELLEN: (Yverdon-les-Bains VD) Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Incyte will in Yverdons-les-Bains VD eine Produktionsanlage für die Herstellung von Medikamenten bauen. Mittelfristig sollen 70 bis 130 Arbeitsplätze entstehen. Incyte beschäftigt weltweit 1100 Mitarbeitende und ist auf die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung neuer Medikamente gegen Krebs und seltene Krankheiten spezialisiert. Das multinationale Biotech-Unternehmen ist bereits in der Schweiz präsent. In Genf und im Raum Lausanne arbeiten zurzeit rund hundert Personen, wie Geschäftsführer Hervé Hoppenot vor den Medien sagte.

IMPLENIA BAUT UNO-GEBÄUDE: (Dietlikon ZH/Genf) Prestigeträchtiger Grossauftrag: Der grösste Schweizer Baukonzern Implenia baut das neue Verwaltungsgebäude für die UNO in Genf. Das Auftragsvolumen beträgt rund 100 Millionen Franken. Das Gebäude auf einem Grundstück von rund 25'000 Quadratmetern wird voraussichtlich Ende November 2019 fertig sein, wie Implenia ankündigte. Ziel ist es, alle Mitarbeitenden der Vereinten Nationen auf dem Gelände des Palais des Nations zusammenzubringen. Im Verwaltungsgebäude entstehen offene Arbeitsbereiche für etwa 1400 Personen sowie Terrassen und geschlossene Arbeitsbereiche.

DEVISENRESERVEN STEIGEN ERNEUT: (Bern) Die Fremdwährungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind im vergangenen Monat zum dritten Mal in Folge angestiegen. Nach 724,5 Milliarden Franken im September weist die SNB Ende Oktober Devisenreserven im Umfang von 741,5 Milliarden Franken aus. Seit Jahresbeginn ist der Devisenberg damit um gut 96 Milliarden Franken angewachsen, wie aus den publizierten Daten der SNB hervorgeht. Rückschlüsse auf Devisenmarktinterventionen lassen sich aus den Angaben zu den Reserven aber nicht direkt ziehen. Oft ist die Entwicklung der wichtigsten ausländischen Währungen zum Franken ein Hauptgrund für die Veränderungen. So hat der Euro im Oktober zum Franken im Oktober von 1,1453 auf 1,1607 an Wert gewonnen. Der US-Dollar verteuerte sich im gleichen Zeitraum von 0,9709 auf 0,9978.

TOYOTA LEGT ZU: (Tokio) Japans grösster Autobauer Toyota hat den Nettogewinn in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres erhöht. Wie der Konzern bekanntgab, fiel zwischen April und September unter dem Strich ein Ertrag von 1,07 Billionen Yen an (9,3 Milliarden Franken). Das ist ein Zuwachs von 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg um 8,6 Prozent auf 14,19 Billionen Yen. Das Unternehmen, zu dem auch die Nutzfahrzeugtochter Hino Motors und der Kleinwagenbauer Daihatsu gehören, hob die Prognose für das noch bis Ende März 2018 laufende Gesamtgeschäftsjahr dank des schwachen Yen an und rechnet nun mit 1,95 Billionen Yen Gewinn statt wie bisher mit 1,75 Billionen.

BMW GEBREMST: (München) Der Autobauer BMW ist im dritten Quartal von deutlich abgeschwächten Verkaufszahlen gebremst worden. Im Jahresvergleich waren die weltweiten Auslieferungen von BMW-, Mini- und Rolls-Royce-Autos von Juli bis September nur um gut ein Prozent geklettert, ausserdem belastete der wiedererstarkte Euro. So wuchs der Umsatz mit 0,3 Prozent auf 23,4 Milliarden Euro deutlich schwächer als im bisherigen Jahresverlauf, wie der Konzern in München mitteilte. Auch auf Jahressicht ist das Unternehmen in der Autosparte nun etwas pessimistischer und geht nur noch von einem "leichten" Erlösanstieg aus. Bisher sollten die Umsätze "solide" und damit um 5 bis 10 Prozent klettern.

ZALANDO SENKT GEWINNZIEL: (Berlin) Europas grösster Online-Modehändler Zalando hat sein Gewinnziel für das Geschäftsjahr 2017 gesenkt. Beim operativen Ergebnis (EBIT) werde jetzt eine Marge von "leicht unter fünf Prozent" erwartet, teilte das Berliner Unternehmen mit. Bislang hatte es eine Rendite am unteren Rand der Spanne von fünf bis sechs Prozent angestrebt. In den Sommermonaten hat das Unternehmens trotz eines Umsatzsprungs kaum Geld verdient. Im dritten Quartal stieg der Erlös um 28,7 Prozent auf rund 1,08 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei 0,4 Millionen Euro, was einer Marge von null Prozent entspricht. Ein Jahr zuvor wurde noch ein Überschuss von 19,5 Millionen Euro erzielt. Die Profitabilität leidet unter hohen Investitionen, insbesondere in den Ausbau der eigenen Logistik- und Technologieinfrastruktur.

LAST FÜR DIE WIRTSCHAFT: (Berlin) US-Präsident Donald Trump hat sich nach einer Umfrage des deutschen Wirtschaftsinstituts Ifo für die Mehrheit der internationalen Experten in seinem ersten Amtsjahr als Bürde für die Weltwirtschaft erwiesen. Fast drei Viertel der Fachleute vertraten die Meinung, Trump habe die Weltwirtschaft negativ beeinflusst, wie das Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 929 Experten in 120 Ländern mitteilte. Mit 57,6 Prozent schreibt ihm ebenfalls eine Mehrheit der Fachleute eine belastende Wirkung auf die US-amerikanischen Wirtschaft zu.

INFLATIONSZIEL IN FRAGE: (San Francisco) Der US-Währungshüter John Williams denkt laut über einen Strategiewechsel in der Zinspolitik der Notenbank Fed nach. Er plädierte mittelfristig für mehr Flexibilität beim Ansteuern des Inflationsziels. Damit könnten Schwankungen beim Preisauftrieb flexibel über die Zeit ausgeglichen werden, sagte der Chef der Fed von San Francisco vor Reportern. Die Zentralbank sollte nicht mehr ständig das Erreichen einer Jahresteuerung von zwei Prozent anpeilen. In den USA herrscht praktisch Vollbeschäftigung, doch die Fed verfehlt ihr Inflationsziel bereits seit längerem. Dazu trägt unter anderem das für einen Aufschwung relativ schwache Lohnwachstum bei.

AN UMZUG INTERESSIERT: (Frankfurt) Etwa 50 Banken haben sich bislang wegen des Brexits bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verlagerung von Geschäften erkundigt. "Manche haben uns mehrfach besucht, um ihre Umzugspläne zu diskutieren", sagte die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Danièle Nouy. 20 dieser Institute hätten eine Banklizenz im Euroraum beantragt. Banken benötigen für Dienstleistungen wie Einlagen- und Kreditgeschäft in der Europäischen Union rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Der britische Beschluss zum EU-Austritt setzt Institute in London unter Druck, sich neu zu orientieren. Bis Ende März 2019 soll der Brexit vollzogen sein.

FORSCHUNGSKOOPERATION: (Wolfsburg) Der deutsche Autokonzern Volkswagen tut sich in der Erforschung neuer Technologien mit dem Internetgiganten Google zusammen. Die beiden Konzerne gaben am Dienstag eine umfassende Forschungskooperation im Bereich von Quantencomputern bekannt. Dabei handelt es sich um besonders leistungsfähige Rechner, mit denen komplexe Zusammenhänge analysiert werden können. Ein aus Spezialisten der beiden Unternehmen bestehendes Team soll die Verkehrsoptimierung weiterentwickeln, Materialstrukturen für besonders leistungsfähige Batterien für Elektroautos und neue Werkstoffe simulieren sowie mit neuen Verfahren des maschinellen Lernens an künstlicher Intelligenz arbeiten.

TESLA KAUFT ZU: (Palo Alto) Tesla kauft inmitten der Produktionsprobleme bei seinem ersten günstigeren Modell einen weiteren Spezialisten für automatisierte Fertigungsmaschinen. Die US-Firma Perbix sei bereits seit fast drei Jahren ein Tesla-Zulieferer gewesen, erklärte der Elektroauto-Hersteller. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Vor einem Jahr übernahm Tesla bereits den deutschen Maschinenbauer Grohmann Automation. Der Konzern hat aktuell schwer mit dem Produktionsanlauf für das Model 3 zu kämpfen, das erste Tesla-Fahrzeug, das einen breiteren Markt ansprechen soll. Im vergangenen Quartal wurden statt der geplanten 1500 Wagen nur 260 montiert.