Bern (awp/sda) - Dienstag, 28. Juni 2016

- VW BEZAHLT 15 MRD. DOLLAR: Der Dieselskandal in den USA kommt Volkswagen teurer zu stehen als zunächst gedacht. Der Konzern muss für die Entschädigung von Dieselbesitzern und die Wiedergutmachung von Umweltbelastungen die Rekordsumme von mehr als 15 Milliarden Dollar bezahlen. Davon sind gut 10 Milliarden Dollar für den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren vorgesehen. Weitere fast fünf Milliarden Dollar soll Volkswagen in zwei Umweltfonds einzahlen - einen als Ausgleich für jahrelang überhöhten Stickoxidausstoss und einen weiteren zur Förderung emissionsfreier Fahrzeuge. Zudem sollen einem Insider zufolge mindestens 600 Millionen Dollar an mindestens 44 klagende US-Bundesstaaten fliessen. Damit ist dies der teuerste Vergleich, den ein Autobauer je wegen Vergehen in den USA mit den Behörden schliessen musste.

KAMPF FÜR ENTSCHÄDIGUNG: Im VW-Abgas-Skandal spannt die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) mit der niederländischen Stiftung "Volkswagen-Car-Claim" zusammen. Mit dieser Partnerschaft will die SKS für eine pauschale Entschädigung für die Betrugsopfer in der Schweiz kämpfen. Damit werde der Druck auf Volkswagen für eine gute Lösung massiv erhöht, teilte die SKS am Dienstag in einem Communiqué mit. VW hatte im September 2015 zugegeben, in weltweit rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware installiert zu haben, die den Ausstoss von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. In der Schweiz sind schätzungsweise rund 180'000 Autos von Marken der Volkswagen-Gruppe mit manipulierten Dieselmotoren bestückt.

GEMEINSAM STARK: Die jahrelangen Grabenkämpfe sollen aufhören: Die drei Pilotenverbände Aeropers, IPG und Edelweiss Pilots Asscociation (EPA) wollen fusionieren. Damit wollen sie einen geeinten, starken Verhandlungspartner für die Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss schaffen. Die Präsidenten der drei Verbände haben am Vortag den Fusionsvertrag über das Zusammengehen in einem Verband unterzeichnet, wie sie am Dienstag in einem Communiqué bekannt gaben. Der gemeinsame Pilotenverband mit Namen Aeropers Airline Pilots Association werde über 1400 Mitglieder zählen.

URTEIL BESTÄTIGT: Das Bundesgericht hat eine Busse der Wettbewerbskommission (Weko) von 4,8 Millionen Franken gegen den Colgate-Palmolive-Konzern bestätigt. Die Weko hatte die Elmex-Herstellerin Gaba, später von Colgate übernommen, für ihr Verbot von Parallelimporten aus Österreich gebüsst. Die in Therwil BL ansässige Gaba International AG hatte ihrem österreichischen Lizenznehmer Gebro Pharma ein vertragliches Exportverbot auferlegt. Dieses verhinderte von 1982 bis 2006 Parallelimporte der Zahnpasta Elmex rot in die Schweiz, weshalb der Discounter Denner 2005 bei der Wettbewerbskommission Anzeige einreichte. 2009 verhängte die Weko wegen Verletzung des Kartellgesetzes gegen die zum Colgate-Palmolive-Konzern gehörende Gaba eine Busse über 4,8 Millionen Franken. Gebro wurde mit 10'000 Franken gebüsst.

WALLIS LEIDET: Die Entscheidung der Briten, die EU verlassen zu wollen, dürfte von allen Schweizer Tourismusregionen das Wallis am härtesten treffen. Das erklärte der Vizedirektor von Schweiz Tourismus, Urs Eberhard, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Als langfristige Gegenmassnahme sehen Verantwortliche nur eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität. Die Briten haben die Schweiz mit ihrem Enthusiasmus vor rund 150 Jahren zum Land des Wintertourismus gemacht. Auch heute noch sind sie eine wichtige Kundengruppe in der Eidgenossenschaft. Die Gäste aus Grossbritannien standen 2015 mit einem Marktanteil von 8,4 Prozent unter den ausländischen Reisenden für rund 1,6 Millionen Logiernächte in der Schweiz. Damit sind die Briten nach Deutschland und den USA der drittwichtigste ausländische Reisemarkt der Schweiz.

"TANKSTELLEN" FÜR E-AUTOS: Das Waadtländer Unternehmen Green Motion hat mit dem Aufbau eines schweizweiten Netzes öffentlicher Ladestationen begonnen. Mit an Bord sind ein Dutzend Partner wie Mobility, Aldi und McDonald's, die Parkplätze zur Verfügung stellen. Bis Ende des Jahres sollen in der ganzen Schweiz insgesamt 250 öffentliche Ladestationen in Betrieb sein. Ein Jahr später sollen 1000 Stationen montiert sein, und bis 2020 soll das "Evpass"-Netz 1600 Ladestationen umfassen. Rund 20 öffentliche "Evpass"-Ladestationen sind in den Kantonen Zürich und Freiburg bereits in Betrieb. Am Aufbau dieses Netzes sind ein Dutzend Partner beteiligt, die ihre Parkplätze zur Verfügung stellen. Sie haben alle gemeinsam, dass sie schweizweit vertreten sind oder benutzerfreundliche Parkplätze bieten. Zu ihnen zählen auch Parking Zürich, das die grossen Parkplätze der Stadt Zürich verwaltet, der Autohersteller Mitsubishi oder der Tankstellennetz-Betreiber Avia.

GEFAHR VON GRATIS-APPS: Ganz umsonst gibt es selten etwas. Das gilt auch für Apps: Ein Studie stellt eine Wechselbeziehung zwischen Preisen und Privatsphäre fest. Je günstiger eine mobile Applikation, desto eher fordert sie Zugriffsrechte auf persönliche Daten. Wer beim Download einer App gefragt wird, ob er Zugriffsrechte wie "den Aufenthaltsort der Nutzer zu erfassen" oder "Daten über das Internet zu versenden" erlauben will, sollte sich eine Zustimmung vielleicht noch einmal überlegen. Denn diese Rechte sind aus Sicht einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) als datenschutzrechtlich problematisch einzustufen. Knapp über 50 Prozent der kostenfreien Apps verlangten die als problematisch eingestuften Berechtigungen, heisst es in der Studie. Bei den kostenpflichtige Apps liege dieser Anteil hingegen lediglich bei 20 Prozent. Für die Anbieter der günstigen und kostenfreien Apps geht die Rechnung dennoch auf: Die Möglichkeit, auf persönliche Informationen der User zugreifen zu können, hat für die Anbieter einen Wert. Ihren Gewinn machen sie mit dem Verkauf von Produkten und Diensten durch die App oder alternativ mit personalisierter Werbung sowie dem Handel mit den gesammelten Daten.

STÄRKER ALS GEDACHT: Die US-Wirtschaft läuft etwas besser als zunächst geschätzt. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 1,1 Prozent. Eine frühere Schätzung hatte nur ein Plus von 0,8 Prozent ergeben. Zuletzt gab es positive Daten vom Detailhandel und vom Immobilienmarkt. Allzu grosse Sprünge erwarten die meisten Ökonomen aber nicht. "Ein Wachstum von rund zwei Prozent im Jahr - das ist derzeit das Tempolimit für die US-Wirtschaft", sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner zu Reuters.

NACHFRAGE NACH GELDSPRITZEN: Nach dem Brexit-Votum schiesst bei britischen Geldhäusern die Nachfrage nach Geldspritzen durch die Zentralbank in die Höhe. Institute reichten bei der Bank von England (BoE) am Dienstag Gebote für Sechsmonatsgeldsalven im Gesamtvolumen von 6,33 Milliarden Pfund ein, wie die Notenbank mitteilte. Das ist das höchste Volumen seit Februar 2014, dem Start der Kreditauktionen im aktuellen Format. BoE-Gouverneur Mark Carney hatte nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses am Freitag Banken zusätzliche 250 Milliarden Pfund an Liquidität in Aussicht gestellt, um Engpässe in der Geldversorgung zu verhindern.

WACHSTUM ABGEBREMST: Die Konjunktur in Spanien büsst nach Einschätzung der Zentralbank derzeit leicht Tempo ein. Das Bruttoinlandprodukt werde zwischen April und Juni wohl um 0,7 Prozent zum Vorquartal zulegen, teilten die Notenbanker mit. Zum Jahresauftakt hatte es noch ein Plus von 0,8 Prozent gegeben. Die Währungshüter rechnen mit einem "robusten Wachstum". Die genauen Daten werden Ende Juli veröffentlicht. Die Zentralbank bezeichnete es als sehr schwierig, die langfristigen Auswirkungen des britischen EU-Austritts auf die Konjunktur vorauszusagen. Trotz der politischen Unsicherheit im Land nach der Wahl im Dezember hatte Spaniens Wirtschaft zuletzt spürbar zugelegt, unter anderem dank eines robusten Konsums.

DOW STREICHT STELLEN: Der vor der Rekordfusion mit dem Konkurrenten Dupont stehende US-Chemiekonzern Dow Chemical hat in seinem Silikon-Geschäft die Stilllegung von Produktionsanlagen und Stellenstreichungen angekündigt. Insgesamt sollen bei Dow Corning rund 2500 Arbeitsplätze wegfallen. Das entspricht rund vier Prozent der globalen Belegschaft des Gesamtkonzerns. Dow Chemical rechnet in diesem Zusammenhang mit Kosten von 410 bis 460 Millionen Dollar im zweiten Quartal. Mitte Dezember hatten die US-Grosskonzerne Dow Chemical und Dupont ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Mit der neuen Dowdupont soll zunächst der weltgrösste Chemiekonzern noch vor dem alten Spitzenreiter BASF entstehen.

NEUER MINDESTLOHN: Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steigt Anfang 2017 auf 8,84 Euro. Das legte die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Dienstag in Berlin fest. Seit Anfang 2015 gilt eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro. Der Beschluss sei einstimmig gefallen, sagte der Vorsitzende der Kommission und ehemalige Arbeitsdirektor des Energiekonzerns RWE, Jan Zilius. "Die Höhe der Anpassung orientiert sich nachlaufend an der Tarifentwicklung." Die Kommission, die frei von politischer Einflussnahme entscheiden soll, legt die Höhe nun alle zwei Jahre neu fest.

EIGENTLICHE GEFAHREN: Der namhafte Ökonom Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der New York University NYU, sieht trotz Brexit und der weltweiten Verunsicherung über den Konjunkturverlauf keine globale Rezession oder erneute Finanzkrise aufkommen. Auf dem chinesischen Ableger des World Economic Forums WEF in China sagt der Experte ein mittelmässiges Wirtschaftswachstum als neue Realität voraus. Roubini testiert allerdings ein anderes Risiko für die Weltwirtschaft. So sei das Referendum in Grossbritannien ein eindeutiger Ausdruck für aufkommenden Nationalismus und Populismus gewesen, der die wirtschaftliche Prosperität gefährdet. Der Druck komme von Globalisierungsgegnern. Den gleichen Effekt wie in Grossbritannien könnte man zum Beispiel auch in den USA beobachten. Dort repräsentiert Donald Trump die wütenden weissen Fabrikarbeiter. Diese Gruppe versuche sich gegen die Globalisierung und damit gegen einen globalen Wirtschaftsaufschwung zu stemmen.

SOROS ZOCKT: Die Deutsche Bank hat einen neuen Gegenspieler. Der US-Starinvestor George Soros will vom Absturz des Geldhauses an der Börse profitieren. Sein Hedgefonds Soros Fund Management setzte am Freitag kurz nach dem britischen Votum für einen EU-Austritt eine rund 100 Millionen Euro schwere Wette auf einen weiteren Kursverfall der Aktie des grössten deutschen Kreditinstituts. Die sogenannte Leerverkaufsposition wurde am Montag im deutschen Bundesanzeiger veröffentlicht. Zuerst berichtete die Zeitung "Die Welt" über das Geschäft. Mit Leerverkäufen können Anleger an der Börse auch bei fallenden Kursen Geld verdienen. Dafür verkaufen sie Aktien, die sie sich zunächst nur geliehen haben. Fällt der Kurs der Aktie danach, können sie die geliehenen Papiere später billiger wieder am Markt einsammeln und zurückgeben. Konkret verkaufte der Fonds nun gut sieben Millionen zuvor geliehene Aktien.

AUFSPALTUNG KOMMT VORAN: ?Der Verwaltungsrat des sich in Aufspaltung befindlichen Xerox-Konzerns hat Jeff Jacobson zum neuen Chef des Teilskonzerns für Dokumentenmanagement, die Xerox Corporation, ernannt. Derzeit ist Jacobson laut einer Medienmitteilung des Unternehmens Präsident von Xerox Technology und wird diese Position bis zum Abschluss der Aufteilung bekleiden. Der Manager arbeitet seit 2012 bei Xerox und war zuvor unter anderem bei Kodak sowie beim Anbieter für digitale Offsetdruck-Lösungen Presstek tätig gewesen. Im Januar 2016 hatte der Xerox-Konzern gemeldet, sich in zwei unabhängige, börsennotierte Unternehmen aufspalten zu wollen.

WENIGER OPTIMISTISCH: Die Kauflaune der Franzosen hat sich im Juni erwartungsgemäss leicht eingetrübt. Das Barometer für das Konsumklima sank um einen Punkt auf 97 Zähler, wie das Statistikamt Insee mitteilte. Ökonomen hatten genau mit diesem Rückgang gerechnet. Allerdings hatte der Index im Mai das höchste Niveau seit Oktober 2007 erreicht und signalisiert damit immer noch eine vergleichsweise gute Konsumlaune. So fiel das Barometer für die Angst der Franzosen vor Arbeitslosigkeit auf den tiefsten Stand seit acht Jahren.

FUSION KOMMT VORAN: Das deutsche Transport- und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd treibt den geplanten Schulterschluss mit dem kleineren arabischen Rivalen UASC voran. Beide Unternehmen haben sich auf einen Fusionsvertrag geeinigt, teilte Hapag-Lloyd mit. Durch die Verschmelzung baut das Hamburger Traditionsunternehmen seine Position als weltweit fünftgrösste Containerreederei aus. UASC rangiert derzeit an elfter Stelle. Die Aktien des Hamburger Konzerns stiegen nach der Ankündigung in der Spitze um zehn Prozent.