Bern (awp/sda) - Donnerstag, 2. Juni 2016

AUFGEHELLTE KONJUNKTUR: Die Lage in der Schweizer Industrie hat sich im zweiten Quartal bei allen Unternehmensgrössen etwas aufgehellt. Die kleinen und mittleren Unternehmen hinken aber den grossen bei den Aussichten immer noch hinterher. Das KMU-Barometer für die Industrie erreichte im zweiten Quartal den höchsten Stand seit Oktober 2014. Die Aussichten der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verbesserten sich leicht von -0,18 auf -0,16 Punkte. Der Indexstand der Grossunternehmen drehte ins Plus und stieg um 0,52 auf 0,24 Punkte.

BONUS.CH ERZÜRNT: Der Internetvergleichsdienst bonus.ch hat genug von unerwünschten Werbeanrufen unter seinem Namen. Er macht darum mobil gegen diese Call Center und will Partner an Bord holen, um den Druck auf Verwaltung, Telekomanbieter und Politik zu erhöhen. Da die Justiz kaum eine Handhabe gegen die Anrufe hat, verlangt bonus.ch mehr Engagement und endlich eine handfeste Lösung des Problems. Aktuell werde unter ein Prozent der Störer auch verurteilt.

NEUER UBS-CHEFÖKONOM: Die Grossbank UBS hat Paul Donovan zum neuen globalen Chefökonomen der Vermögensverwaltung ernannt. In dieser Funktion ist er zuständig für die Einschätzung der Weltwirtschaft. Donovan ist Nachfolger des im Oktober überraschend verstorbenen Andreas Höfert. Donovan ist ein Eigengewächs der UBS, wie die Bank mitteilte. Der 44-jährige Brite trat 1992 als Praktikant in das Institut ein. Seit 2004 ist er Managing Director. Zuletzt war er Co-Chef für Ökonomie bei der Investmentbank der UBS. Er absolvierte seine Studien in Oxford.

ABB-AUFTRAG IN INDONESIEN: Der Technologiekonzern ABB baut in Indonesien für 11 Millionen Dollar bestehende Stromstationen aus. Das macht das Land und insbesondere die Hauptinsel Java mit der Hauptstadt Jakarta sicherer vor Stromausfällen. Indonesien rechnet nach ABB-Angaben in den kommenden zehn Jahren mit einem Wachstum des Stromverbrauchs um neun Prozent jährlich. Die nationale Elektrizitätsgesellschaft will bis Ende dieses Jahrzehnts 95 Prozent der Haushalte mit Strom versorgen.

150 JAHRE NESTLÉ: Zum 150-jährigen Bestehen gibt sich Nestlé in Vevey an der Geburtsstätte des Unternehmens ein neues "Nest". Die Erlebniswelt zur Geschichte des Nahrungsmittelkonzerns wurde am Donnerstag feierlich eingeweiht. Das für 50 Millionen Franken erbaute Museum integriert die frühere Villa von Firmengründer Heinrich Nestlé, die Bäckerei und die eigentliche Fabrik, in der "Henri Nestlés Kindermehl" hergestellt wurde, das eigentliche Fundament des Nahrungsmittelmultis. In der Ausstellung wird diesen Ursprüngen gedacht. "Nest" beschäftigt sich jedoch auch mit dunklen Kapiteln der Unternehmensgeschichte.

FREIES WOCHENENDE: Zwischen 7 Uhr am Freitagabend und 12 Uhr am Sonntagmittag haben Credit-Suisse-Investmentbanker im Büro nichts verloren. So will die Bank vom Workaholic-Image in diesem Geschäftszweig wegkommen. Zudem soll die Massnahme den Personalabfluss dämpfen. Der "Protecting Friday Night" genannte Erlass wurde den Angestellten der Abteilung Investmentbanking und Kapitalmärkte Europa, Naher Osten und Asien am 23. Mai per E-Mail zugestellt. Ausnahmen vom Büroverbot gebe es nur, wenn ein wichtiger Deal anstehe oder vorbereitet werde, sagte ein Angestellter der Nachrichtenagentur Reuters.

LEITZINS BEI NULL: Die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft ihren Kurs trotz anhaltender Mini-Inflation vorerst nicht. Der Leitzins bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Unverändert bei minus 0,4 Prozent liessen die Währungshüter bei ihrer auswärtigen Sitzung in Wien auch den Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken statt es als Kredite weiterzureichen. Vom 8. Juni an will die Notenbank auch Unternehmensanleihen kaufen. Das Aufkaufsprogramm soll langsam beginnen.

NEUER OPEC-VORSITZ: Der Nigerianer Mohammed Barkindo wird neuer Generalsekretär der OPEC. Darauf einigten sich die Ölminister der Organisation erdölexportierender Länder bei ihrer regulären halbjährlichen Sitzung in Wien. Barkindo beginnt sein Amt im August und wurde zunächst für drei Jahre gewählt. Er folgt auf Abdalla El-Badri aus Libyen, der die Organisation seit 2007 leitete, obwohl seine reguläre Amtszeit schon seit Jahren überschritten war. Die Mitglieder des Ölkartells hatten sich bislang nicht einstimmig auf einen neuen Kandidaten einigen können. Das Kartell war zuletzt wegen des starken Öl-Preisverfalls unter Druck geraten und galt als zerstritten. Auf eine Deckelung der Fördermenge von Erdöl einigte sich die Organisation nicht. Die Preise hätten sich zuletzt selbst stabilisiert, hiess es.

AIRLINES IM HÖHENFLUG: Die Luftfahrtbranche steuert in diesem Jahr nach eigener Einschätzung auf den höchsten Gewinn ihrer Geschichte zu. Dank des billigen Kerosins dürften die Fluggesellschaften in aller Welt 2016 zusammengerechnet rund 39,4 Milliarden US-Dollar Gewinn einfliegen. Das seien gut 4,1 Milliarden mehr als im bisherigen Rekordjahr 2015, teilte der internationale Branchenverband IATA mit. Über die Hälfte des weltweiten Branchengewinns dürfte der Prognose zufolge mit 22,9 Milliarden Dollar von den Fluggesellschaften in Nordamerika stammen. In Europa hingegen schraubten Fluggesellschaften zuletzt ihre Erwartungen zurück.

ARBEITSLOSENZAHL SINKT: In Spanien gibt es so wenige Arbeitslose wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Im Mai habe die Zahl der bei den Arbeitsämtern registrierten Erwerbslosen mit gut 3,89 Millionen erstmals seit August 2010 wieder unter der Vier-Millionen-Marke gelegen, teilte das Arbeitsministerium in Madrid am Donnerstag mit. Gegenüber April sei ein Rückgang um knapp 120'000 oder nahezu 3 Prozent verzeichnet worden. Im Zwölf-Monats-Vergleich sei die Arbeitslosenzahl um knapp 324'000 oder 7,7 Prozent gesunken, hiess es. Die Statistik des Ministeriums berücksichtigt nur die offiziell registrierten Arbeitslosen. Sie nennt keine Arbeitslosenquote. Diese liegt nach Angaben des Statistik-Instituts (INE) bei 21,0 Prozent.

SAUDIS STEIGEN BEI UBER EIN: Saudi-Arabien steigt beim Mitfahrdienst Uber ein. Der Staatsfonds des Königreichs (PIF) habe 3,5 Milliarden Dollar in Uber investiert, teilte das Unternehmen mit. Mit der jüngsten Finanzierungsrunde werde Uber mit 62,5 Milliarden Dollar bewertet. Mit Saudi-Arabien erhält Uber einen wichtigen Partner, um die Expansion im Nahen Osten voranzutreiben. Als Teil des Abkommens mit Uber wird PIF-Manager Yasir Al Rumayyan einen Platz im Verwaltungsrat der Firma einnehmen. Uber offeriert seine Dienste nach eigenen Angaben weltweit in 55 Ländern, wird aber in immer mehr Märkten gerichtlich ausgebremst.

SCHIFFBAU IM TIEF: Der Schiffbau hat weltweit einen Tiefpunkt erreicht. Die Auftragseingänge der Werften sind in diesem Jahr auf das Niveau der achtziger Jahre zurückgefallen und liegen weit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Hintergrund sind die schwachen Schifffahrtsmärkte und das abnehmende Wachstum des Seehandels, wie Martin Stopford, Präsident der maritimen Forschungs- und Beratungsfirma Clarkson Research, in Hamburg sagte.

AUSGABEN FÜR KREBSMEDIKAMENTE STEIGEN: Die weltweiten Ausgaben für Krebsmedikamente könnten im Jahr 2020 bereits bei mehr als 150 Milliarden Dollar liegen. Vor allem die neuen und teuren Immun-Therapien würden zu einem deutlichen Anstieg der Ausgaben führen, heisst es in einem aktuellen Report des Marktforschungsinstitut IMS Health. Damit würden die Ausgaben für Krebsmittel bis zum Jahr 2020 um jährlich 7,5 Prozent bis 10,5 Prozent steigen, heisst es weiter. Bis 2018 sei man bislang von einem Anstieg der Ausgaben um jährlich 6,0 Prozent bis 8,0 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr hätten die Ausgaben für Krebs-Therapien bei 107 Milliarden Dollar gelegen. Das entspricht einem Anstieg von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

SHARING ECONOMY ALS CHANCE: Die EU-Kommission stärkt Unternehmen der sogenannten Sharing Economy wie Uber oder Airbnb den Rücken. Sie hat die EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen, die Chancen dieser teils umstrittenen neuen Geschäftsmodelle zu nutzen. Die EU-Kommission veröffentlichte einen Leitlinien-Katalog, in dem die bereits bestehenden EU-Gesetze für den Umgang mit Unternehmen der Sharing Economy aufgelistet sind. Dadurch soll ein europaweit einheitliches Vorgehen erreicht werden. Rechtlich verbindlich sind die Leitlinien nicht, da sie kein neues Recht schaffen.

ABSPALTUNG BEI BILFINGER: Der kriselnde deutsche Konzern Bilfinger baut radikal um und trennt sich von einem zentralen Teil seines Geschäfts, der profitablen Sparte Bau- und Gebäudedienstleistungen. Diese geht für 1,2 Milliarden Euro an den Finanzinvestor EQT, wie das Unternehmen mitteilte. Bilfinger bleibt aber an dem Geschäft beteiligt: Bei einem Weiterverkauf oder bei Gewinnausschüttungen würde der Konzern mitverdienen. Das Segment ist ein Herzstück des Traditionskonzerns. Übrig bleiben noch die Industriedienstleistungen.

DARLEHEN FÜR BIERPRODUKTION: Venezuelas grösster Bierproduzent kann wieder Bier brauen. Man habe ein Darlehen in Höhe von 35 Millionen Dollar mit der spanischen Bank BBVA ausgehandelt, um die Produktion bis Ende des Jahres zu gewährleisten, gab das Unternehmen Polar am Mittwoch (Ortszeit) in einer Mitteilung bekannt. Der Brauerei waren die Devisen ausgegangen. Es konnte kein Gerstenmalz mehr eingeführt werden, die Anlagen standen seit Ende April still. Polar, der grösste private Lebensmittelkonzern des Landes, stellt 80 Prozent des Bieres in Venezuela her. Das Land befindet sich wegen fallender Ölpreise und jahrelanger Misswirtschaft in einem ruinösen Zustand. Lebensmittel und andere Grundgüter sind Mangelware.