Bern (awp/sda) - Dienstag, 31. Mai 2016

LICHTBLICKE: Nach der schlechten Wintersaison, die vor allem vom Ausbleiben ausländischer Touristen infolge des Schneemangels und der Frankenstärke geprägt war, soll die Sommersaison wieder besser laufen. Die Zahl der Logiernächte soll in den Sommermonaten um 1,4 Prozent steigen. Diesen Optimismus verbreitet die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) in ihren Prognosen zum Schweizer Tourismus. Die inländischen Übernachtungszahlen sollen in der Sommersaison um 1,3 Prozent zulegen. Die Übernachtungszahlen ausländischer Besucher prognostiziert die KOF sogar um 1,5 Prozent höher. Die Aussichten sind laut der KOF für die städtischen Gebiete deutlich besser, weil einerseits die Nachfrage nach Städtereisen generell steigt und andererseits die Schweiz auf eine stabile Entwicklung von Geschäftsreisenden in urbane Zentren zählen kann.

WENIGER UMSATZ: Die Industrie- und Finanzbeteiligungsgruppe Artemis des Aargauer Industriellen Michael Pieper hat sich angesichts des Frankenschocks einigermassen behauptet. Der Umsatz sank wegen der Aufwertung des Frankens und der Schwäche von Schwellenländerwährungen wie russischer Rubel und brasilianischer Real um 5,2 Prozent auf 2,5 Mrd. Franken. Währungsentwicklungen kosteten beinahe 180 Mio. Fr. Umsatz. Der Betriebsgewinn (EBIT) legte um ein Fünftel auf 194,8 Mio. Fr. zu. Der Anstieg ist Veräusserungen bei der Küchengeräte und Kaffeemaschinenherstellerin Franke-Gruppe zu verdanken, die einen einmaligen Gewinn von 54,1 Mio. Fr. in die Kasse spülten. Ohne diese Verkäufe wäre der Betriebsgewinn um 13 Prozent gesunken. Unter dem Strich verdiente die Artemis Gruppe 186 Mio. Franken. Das sind 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Gesamtjahr 2016 sollen Umsatz und Ertrag deutlich wachsen.

ARYZTA WÄCHST WEITER: Der Tiefkühlbackwarenhersteller Aryzta ist im dritten Quartal 2015/16 organisch stärker gewachsen als in den beiden Vorquartalen. Auf neun Monate gesehen resultierte ein Umsatzplus von 2,8 Prozent. Das organische Umsatzwachstum des dritten Quartals bezifferte Aryzta in einer Mitteilung auf 0,9 Prozent. In Euro sank der Umsatz im dritten Quartal um 2,4 Prozent auf 849,8 Millionen Euro. Die Verkäufe gingen in Nordamerika um 7 und im Rest der Welt um 3,4 Prozent zurück. In Europa wuchsen sie um 3,6 Prozent.

ES DOTTIKON LEGT ZU: Das Aargauer Chemieunternehmen Dottikon ES hat 2015/16 seinen Gewinn verzehnfacht. Der Umsatz wuchs um über einen Viertel. Das Wachstum war rein organisch und selbst finanziert. Der Gewinn erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr 14,3 Millionen Franken, wie die von Christoph Blochers Sohn Markus geführte Firma mitteilte. Im Vorjahr hatten unter dem Strich 1,3 Millionen Franken herausgeschaut. Der Umsatz stieg um 26 Prozent auf 121,4 Millionen Franken.

RÜCKZUG: Die Grossbank Credit Suisse (CS) zieht sich aus den Private-Banking Aktivitäten in Panama zurück. "Wir werden das dortige Advisory-Office mit etwa 20 Mitarbeitenden schliessen", sagte eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur sda und bestätigte damit Berichte der Online-Plattform Finews. Der Rückzug habe nichts mit dem Bekanntwerden der berüchtigten Panama-Papers zu tun, so die Sprecherin weiter. Die Panama-Schliessung sei vielmehr im Zuge einer Bereinigung der Aktivitäten in Lateinamerika zu sehen. Denn die Präsenz vorab in Brasilien und Mexiko baut die CS weiter aus.

SESSELRÜCKEN: Bei dem Milchverarbeiter Emmi geht der Schweiz-Chef Ende dieses Jahres in Pension. Das löst ein allgemeines Sesselrücken auf der Chefetage aus. Zudem nutzt das Unternehmen die Gelegenheit, die Konzernleitung von 7 auf 8 Mitglieder zu erweitern. Neu soll es ab 1. Januar 2017 einen Chief Supply Chain Officer geben. Zum gleichen Zeitpunkt wird Marc Heim, der heutige Leiter der Division Europa neuer Leiter der Division Schweiz. Auf die Position von Heim rückt Robin Barraclough, der heutige Marketing-Chef im Konzern, wie Emmi mitteilte.

VOLLSTÄNDIGE ÜBERNAHME: Der bundeseigene Rüstungs- und Technologiekonzern Ruag übernimmt das sächsische Unternehmen HTS vollständig. Es soll in die Raumfahrt-Sparte der Ruag integriert werden. An der Firma beteiligt war Ruag bereits seit 15 Jahren. Bis anhin hielt Ruag 24,6 Prozent an HTS, wie Ruag-Sprecher Jiri Paukert sagte. Wie viel Ruag für die restlichen Anteile bezahlte, wurde nicht bekannt gegeben. Mit HTS erhalte man einen besseren Zugang zum deutschen Raumfahrtmarkt, wird Ruag-Chef Urs Breitmeier in einer Mitteilung zitiert. HTS hat seinen Standort in der Nähe von Dresden und beschäftigt derzeit 32 Mitarbeiter. Ruag werde sämtliche Angestellte übernehmen, inklusive der Geschäftsführung von HTS, heisst es in der Mitteilung.

KOOPERATION: Nestlé investiert bis zu 100 Millionen Euro in die Entwicklung eines Kuhmilch-Allergietests. Dazu gehe der Lebensmittelkonzern eine Kooperation mit dem amerikanisch-französischen Pharmaunternehmen DBV Technologies ein, wie Nestlé und DBV gemeinsam mitteilten. Das Biotech-Unternehmen wolle den Test zur Diagnose einer Allergie gegen Proteine in der Kuhmilch (CMPA) weiterentwickeln, während Nestlé Health Science die Vermarktungsrechte hält. Der Zulassungsprozess für den Allergietest soll 2021 starten.

FIRMEN-ÜBERNAHME: Der Kabelhersteller Huber+Suhner übernimmt das US-britische Unternehmen Polatis. Dieses beschäftigt 110 Mitarbeiter an drei Standorten in den USA, Grossbritannien und Polen. Wie viel Huber+Suhner für Polatis bezahlt, ist nicht bekannt. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte der Kabelhersteller mit. Die Finanzierung erfolge aber vollumfänglich aus eigenen Mitteln. Die Übernahme werde voraussichtlich im Juni abgeschlossen sein. Polatis entwickelt, produziert und verkauft optische Netzwerkverteiler, sogenannte Optical Switches. Damit erwirtschaftet das Unternehmen einen Umsatz von 13 Millionen Dollar, hauptsächlich in den USA.

AKTIE UNTER DRUCK: Nach einer Gewinnwarnung vom Montagabend haben sich Anleger am Dienstag von ihren Ascom-Aktien getrennt. Der Aktienkurs des Telekomausrüsters sackte zwischenzeitlich um fast 10 Prozent ab. Danach erholte er sich langsam wieder. Ascom hatte vor einem Verlust im ersten Halbjahr gewarnt. Rote Zahlen schreiben wird jene Division, die das Unternehmen mittelfristig verkaufen will. Es handelt sich dabei um die Division Network Testing, die Mobilfunknetze optimiert. In dieser Sparte rechnet Ascom im ersten Halbjahr mit einem mittleren einstelligen Millionenverlust (Ebitda).

BELIEBTE SCHWEIZER MARKEN: Drei Viertel der Chinesen, US-Amerikaner und Deutschen mögen Schweizer Marken. Dass die Schweiz die innovativste Nation der Welt ist, wissen dagegen nur wenige. Auch wird bemängelt, die Markenprodukte seien zu teuer. Weniger als ein Fünftel der Befragten gaben an, Schweizer Marken böten einen guten Gegenwert fürs Geld. Und nur 16 Prozent nannten die Schweizer Produkte innovativ. Für die Auftraggeber der Studie ist damit die Botschaft der Innovationsrankings in der Welt noch nicht angekommen.

US-KONSUMENTEN IN KAUFLAUNE: Die Amerikaner haben ihren Konsum im April überraschend deutlich gesteigert. Die Ausgaben dafür legten um 1,0 Prozent zum Vormonat zu. Das ist das dickste Plus seit mehr als sechs Jahren. Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent gerechnet. Die Konsumenten gaben insbesondere mehr für Autos aus. Die privaten Einkommen legten um 0,4 Prozent und damit im selben Tempo zu wie im Vormonat. Die amerikanische Wirtschaft war Anfang 2016 aufs Jahr hochgerechnet um 0,8 Prozent gewachsen. US-Notenbankchefin Janet Yellen geht jedoch davon aus, dass die Konjunktur bald wieder stärker anzieht. Die oberste Währungshüterin hat eine baldige Zinserhöhung signalisiert, die Experten nun für Juni oder Juli erwarten.

ITALIENS WIRTSCHAFT WÄCHST: Die italienischen Konsumenten haben der Wirtschaft ihres Landes zu einem leichten Wachstum verholfen. Sie steigerten ihre Ausgaben zwischen Januar und März um rund 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Der Aussenhandel hingegen bremste die Konjunktur in der drittgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone, da Importe und Exporte sanken. Unter dem Strich reichte es zu einem Anstieg des Bruttoinlandprodukts von 0,3 Prozent. Die Statistiker bestätigten damit eine erste Schätzung von Mitte Mai. Italiens Wirtschaft kommt nur mühsam aus der langjährigen Rezession von 2012 bis 2014 heraus. Die Regierung von Matteo Renzi peilt für das laufende Jahr 1,2 Prozent Wachstum an, nach 0,8 Prozent 2015.

PORTUGALS WIRTSCHAFT WÄCHST: Die Konjunktur in Portugal läuft etwas besser als bisher angenommen. Das Bruttoinlandprodukt stieg zwischen Januar und März um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie die Statistikbehörde mitteilte. Mitte Mai hatte das Amt nur ein Plus von 0,1 Prozent gemeldet. Für Schwung sorgte der private Konsum, während der Aussenhandel das Wachstum bremste. Zuletzt hellte sich die Stimmung der Firmen drei Mal in Folge auf, auch die Laune der Konsumenten verbesserte sich.

WARNUNG VOR BREXIT: Die Chefs von mehr als 50 europäischen Konzernen haben vor einem Austritt Grossbritanniens aus der EU gewarnt. In einem offenen Brief erklärte die Lobbyorganisation European Round Table of Industrialists (ERT), sie sei der "festen Überzeugung, dass es für Europa noch nie zuvor von grösserer Bedeutung war, auch weiterhin zusammenzuarbeiten und zusammenzubleiben". Die EU sei der grösste Wirtschaftsraum und die grösste Freihandelszone weltweit, schreiben die Konzernchefs, unter anderem von BASF, Shell und Vodafone. "Ein Auseinanderbrechen des Binnenmarkts und der Regeln, die für 28 Länder gelten, würde unseren Wohlstand nicht erhöhen, sondern verringern." ERT setzt sich auf nationaler Ebene und vor allem in Brüssel für die Interessen der Wirtschaft ein.

FUSION SPÄTER: Die Deutsche Börse rechnet frühestens Anfang 2017 mit dem Abschluss ihrer Fusion mit der Londoner Börse LSE. Für diesen Juli wird zunächst das Votum der Aktionäre beider Konzerne erwartet, dann müssen noch mehr als 20 Behörden das Vorhaben bewerten. Daher könne man "vor dem ersten Quartal 2017 nicht mit einem Abschluss dieses Fusionsvorschlages rechnen", sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter. Zuletzt hatten die beiden Börsenbetreiber es für möglich gehalten, das geplante Gemeinschaftsunternehmen schon Ende 2016 aus der Taufe heben zu können, spätestens jedoch Anfang 2017.

MILLIARDEN-PHARMA-DEAL: Das Pharma-Unternehmen Jazz Pharmaceuticals will für 1,5 Milliarden Dollar die US-Biotechfirma Celator übernehmen. Die Transaktion solle im dritten Quartal abgeschlossen werden, teilten beide Konzerne mit. Damit erhält das in Irland ansässige Unternehmen Zugang zu einem in der Entwicklung befindlichen Medikament gegen eine akute Leukämieerkrankung. Pro Aktie bietet Jazz Pharma 30,25 Dollar in bar. Das ist ein Aufschlag von mehr als 70 Prozent auf den Schlusskurs der Celator-Aktie vom Freitag.

NEUER VR BEI 1MBD: Malaysia treibt die Aufräumarbeiten bei dem von einem Korruptionsskandal erschütterten Staatsfonds 1MDB voran. Das Finanzministerium ernannte einen neuen Verwaltungsrat. Ihm gehören zwei Regierungsmitglieder sowie der Chef einer Staatsfirma an. Das vorherige Leitungsgremium war nach Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses aufgelöst worden. im weiteren gab es "greifbare Fortschritte" bei der Übertragung von Immobilienvermögen des Fonds auf das Ministerium.

KLAGE GEGEN APPLE: Die kalifornische Universität Caltech wirft Apple und dessen Chip-Lieferanten Broadcom die Verletzung von Patenten auf WLAN-Technologien vor. Dies bei einer breiten Palette von Geräten vom iPhone bis zur Computer-Uhr Apple Watch. Bei der vergangene Woche eingereichten Klage geht es um vier technische Patente, für die Broadcom und Apple keine Lizenzen hätten. Caltech will Schadenersatz und Verkaufsverbote. Im vergangenen Jahr wurden bereits der University of Wisconsin-Madison über 230 Millionen Dollar von Apple zugesprochen. Der Grund war eine Verletzung von Patenten auf Chip-Technologien. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.