Bern (awp/sda) - Freitag, 27. Mai 2016

TERTIÄRER SEKTOR WÄCHST: In der Schweiz waren im ersten Quartal etwas mehr Personen in Lohnarbeit als im Vorjahr. Grund ist ein deutlicher Anstieg der Beschäftigung im Dienstleistungssektor. Über die ersten drei Monate betrug die Gesamtbeschäftigung 4,878 Millionen. Damit stieg die Anzahl Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent, wie aus dem Beschäftigungsbarometer des Bundesamts für Statistik (BFS) hervorgeht. Positiv ist die Entwicklung in der Dienstleistungsbranche. Hier stieg die Beschäftigung um 1,3 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Zuwachs von 48'000 Stellen. Wie erwartet rückläufig ist die Beschäftigung in der Industrie und im Baugewerbe. Hier gingen innerhalb eines Jahres 17'000 Stellen verloren, war einem Rückgang von 1,6 Prozent gleichkommt.

FUSION DER BEZAHL-APPS: Nach zwei Monaten Verhandlungen ist ein Durchbruch gelungen: Die beiden Schweizer Bezahl-Apps Twint und Paymit fusionieren. Die Zusammenlegung der beiden Systeme erfolgt im Herbst. Darauf haben sich die fünf grössten Schweizer Banken Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen, UBS und ZKB, das Finanzinfrastrukturunternehmen SIX, Migros, Coop und die Swisscom geeinigt. Paymit war im letzten Jahr von den Banken und der SIX lanciert worden, während hinter Twint die Postfinance stand. Mit der Fusion wollen sie sich im Hinblick auf die drohende Ankunft der ausländischen Konkurrenz durch Giganten wie Apple, Google oder Samsung wappnen. Das neue System soll Twint heissen und die Vorteile von Paymit und Twint vereinen. So können die Nutzer im Laden sowohl an den Twint-Terminals als auch an den anderen Kassenterminals bezahlen.

WEITERE FINMA-VERFAHREN: Die Verfahren der Finanzmarktaufsicht Finma im Umfeld der Korruptionsaffären um die malaysische 1MDB und um die brasilianische Petrobras richten sich neben der Tessiner BSI auch gegen die PKB Privatbank und wahrscheinlich die Bank Coutts. Die Tessiner Privatbank PKB bestätigte einen Bericht der Westschweizer Zeitung "24heures". So habe die Finma im Zusammenhang mit den Untersuchungen zur Petrobras-Affäre vor rund fünf Wochen ein Verfahren angekündigt. Bei der Privatbank Coutts, die grossenteils der Grossbank RBS gehört, findet sich im Quartalsbericht ein Hinweis.

ERNEUTER ZUKAUF: Der Aargauer Küchen- und WC-Ausrüster Franke ist weiter auf Einkaufstour. Die Gruppe übernimmt die Mehrheit am Mailänder Armaturenhersteller Mamoli Robinetteria. Die Akquisition ist Teil der Wachstumsstrategie von Franke für den Bereich Waschraum- und Badausstattung. Im Zuge dieser Strategie kaufte die Firma 2013 bereits den Schweizer Armaturenherstellers KWC und erwarb kürzlich 25 Prozent des Aktienkapitals am deutschen Hersteller von Designbädern und Wellnesssystemen Duvarit. Mamoli Robinetteria sei ein führender italienischer Hersteller von Armaturen für den privaten und gewerblichen Bereich, schreibt Franke in einer Mitteilung. Die Aargauer halten demnach 55 Prozent am neuen Joint Venture, das zusammen mit dem industriellen Partner Paini Rubinetterie betrieben wird.

LIST AM ENDE: Die Hightech-Knetmaschinenherstellerin für die Chemie- und die Lebensmittelindustrie LIST in Arisdorf BL ist am Ende. Das zahlungsunfähige Unternehmen muss die Bilanz deponieren. 70 Arbeitsplätze in Arisdorf werden eliminiert. Bei LIST wird seit Herbst kurz gearbeitet. Die April- und Mai-Löhne konnte das Unternehmen nicht mehr bezahlen. Die Insolvenzversicherung muss einspringen. Der endgültige Wegfall aller Arbeitsplätze am Hauptsitz ist unvermeidlich, heisst es in einer Mitteilung. Alle Rettungsversuche schlugen fehl.

GENFER UHRENMARKE GEHT NACH JAPAN: Die Genfer Uhrenmarke Frédérique Constant wird von Citizen geschluckt. Der japanische Uhrenhersteller verfolgt eine Multi-Marken-Strategie und beabsichtigt, sein Portfolio mit Schweizer Marken auszuweiten. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Mitarbeiter und die Geschäftsleitung des Unternehmens mit Sitz in Plan-les-Ouates im Kanton Genf werden von Citizen übernommen. Der Standort bleibt also erhalten. Die Gründer der seit 1988 bestehenden Uhrenmarke Frédérique Constant, Aletta und Peter Stas, wollen mit dem Verkauf für das Fortbestehen des Unternehmens nach ihrem Abtreten sorgen, wie es in einer Mitteilung heisst.

VERBINDEND: Microsoft und Facebook bauen gemeinsam ein neues Transatlantik-Datenkabel. Die Highspeed-Datenverbindung mit dem Namen "Marea" solle im August in Angriff genommen und im Oktober 2017 fertiggestellt werden, teilten die beiden US- Unternehmen mit. Die 6600 Kilometer lange Verbindung werde mit einer geplanten Kapazität von 160 Terabit pro Sekunde (Tbps) die bislang leistungsfähigste werden, hiess es in der Mitteilung. "Marea" wird vom US-Ostküstenstaat Virginia nach Bilbao im spanischen Baskenland führen. Von Bilbao aus sollen den Angaben zufolge andere Länder Europas sowie in Nahost angebunden werden.

ERNEUTE RÜCKRUFE: Die Affäre um fehlerhafte Airbags des japanischen Autozulieferers Takata weitet sich aus. In den USA und Japan werden erneut Millionen betroffene Fahrzeuge zurückgerufen. In den USA sind es acht Autohersteller die insgesamt mehr als zwölf Millionen weitere Wagen zurückrufen, wie aus am Freitag veröffentlichten Dokumenten der US-Aufsichtsbehörden hervorgeht. Auch in Japan ruft das Verkehrsministerium sieben Millionen Wagen mit Takata-Airbags zurück. Takata steckt wegen des Rückrufs von insgesamt mehr als 50 Millionen Autos in Schwierigkeiten. Manche Airbags können bei anhaltend hoher Feuchtigkeit und hohen Lufttemperaturen bei einem Aufprall mit zu viel Kraft explodieren, wodurch Fahrzeuginsassen von Splittern getroffen werden können.

FILTER FÜR BENZINER: Daimler setzt nach eigenen Angaben als erster Autohersteller auf Partikelfilter bei Benzinmotoren. Das Vorhaben ist Teil einer Investition in Höhe von drei Milliarden Euro in umweltfreundlichere Motoren. Die bisher nur bei Dieselmotoren üblichen Filter sollen in den kommenden Jahren im grossen Stil und in mehreren Modellreihen eingesetzt werden, wie Daimler mitteilte. Damit soll der Schadstoffausstoss deutlich unter die ab 2017 geltenden EU-Grenzwerte gesenkt werden. Nur ein Bruchteil des Milliardenpakets für schonendere Motoren geht auf das Konto der Rückrufe wegen hoher Stickoxid-Werte. Laut einem Firmensprecher ist dies nur ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag.

AIR-FRANCE-PROZESS VERTAGT: Die Bilder von flüchtenden Air-France-Spitzenmanagern in zerrissenen Hemden gingen um die Welt - wegen der Attacke im vergangenen Herbst hat jetzt der Prozess gegen Mitarbeiter der französischen Airline begonnen. Das Verfahren vor dem Strafgericht von Bobigny nahe Paris wurde aber kurz nach dem Auftakt auf Antrag der Verteidigung vertagt. Das Gericht setzte die Wiederaufnahme des Prozesses für Ende September an. Angeklagt sind später fünf Air-France-Mitarbeiter wegen gewalttätiger Übergriffe. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu drei Jahre Haft und 45'000 Euro Geldstrafe. Zehn weiteren Angeklagten wird Sachbeschädigung zur Last gelegt.

SONYS ERFOLGREICHSTE SPIELEKONSOLE: Der japanische Elektronikkonzern Sony hat seine Playstation 4 (PS4) inzwischen mehr als 40 Millionen Mal verkauft. Das Unternehmen freue sich, diesen "wichtigen Meilenstein in so kurzer Zeit" erreicht zu haben, erklärte der Chef der US-Tochter Sony Interactive Entertainment, Andrew House. Durch Zubehör zum Eintauchen in virtuelle Welten und eine grössere Auswahl an Spielen werde sich die Spielekonsole in diesem Jahr noch weiter verbreiten. Die PS4 ist die erfolgreichste Spielekonsole von Sony seit dem Verkaufsstart für die erste Generation Ende 1994. Sie ist wie die Xbox One von Microsoft seit Ende 2013 im Handel. Bis Ende 2015 hatte sich die Xbox One aber erst 19 Millionen Mal verkauft; neuere Zahlen liegen nicht vor.

KONSUMKLIMA HELLT SICH AUF: Die Kauflaune der Franzosen hat sich im Mai überraschend aufgehellt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen kletterte von 94 auf 98 Punkte, wie das Statistikamt Insee zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Das ist der beste Wert seit Januar, als fast ein Neun-Jahres-Hoch erreicht wurde. Hauptgrund für die Entwicklung: Die Angst vor Arbeitslosigkeit nahm spürbar ab und ist so niedrig wie seit Mitte 2008 nicht mehr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Stagnation des Indikators gerechnet. Das Barometer bleibt allerdings trotz des Anstiegs unter dem Durchschnittswert der Jahre 1987 bis 2015 von 100 Zählern.

AXA VERKAUFT BRITISCHES LEBENSVERSICHERUNGSGESCHÄFT: Der französische Versicherer Axa stösst sein britisches Lebensversicherungsgeschäft ab. Der Bereich UK Life & Savings wird an die Phoenix-Gruppe verkauft. Der britische Finanzkonzern gilt als Spezialist für die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen. Zuvor hatte sich Europas zweitgrösster Versicherer bereits von seinem auf der Isle of Man ansässigen Anleihegeschäft und der Plattform Elevate getrennt. Die drei Verkäufe sollen insgesamt 832 Millionen Euro einbringen. Axa rechnet dennoch mit einem Nettoverlust von 400 Millionen Euro durch diese Verkäufe, die in der zweiten Jahreshälfte unter Dach und Fach gebracht werden sollen. Das einst lukrative Leben-Geschäft steht doppelt unter Druck. Die niedrigen Zinsen machen es den Versicherern schwer, die zugesagte Verzinsung zu erwirtschaften. Die verschärfte Regulierung zwingt sie dazu, für langfristige Garantien mehr Kapital zurückzulegen.

US-WIRTSCHAFT LEGT ZU: Die US-Wirtschaft läuft etwas besser als zunächst geschätzt. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 0,8 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Experten waren von 0,9 Prozent ausgegangen. Eine frühere Schätzung hatte lediglich ein Plus von 0,5 Prozent ergeben. Die Finanzmärkte schauen derzeit besonders genau auf solche Konjunkturdaten, da die US-Notenbank Fed intern bereits eine Zinserhöhung für Juni durchgesprochen hat.

CHINA SPALTET KUKA: Das milliardenschwere Kaufangebot der chinesischen Midea für den deutschen Roboterbauer Kuka treibt einen Keil zwischen die Firmenspitze und die Kleinaktionäre. Während sich Konzernchef Till Reuter vorsichtig positiv über den Vorstoss der Chinesen äusserte, dominierte unter den kleineren Anlegern auf der Gemeralversammlung Skepsis. Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warnte vor einem Ausverkauf von deutschen Schlüsseltechnologien ins Ausland. "So etwas wäre in den USA nicht möglich, vermutlich auch nicht in Frankreich und wahrscheinlich auch nicht in China", erklärte er.