London (Reuters) - Die führenden Fußball-Organisationen wollen im Streit um die europäische "Super League" hart bleiben.

Mit der geplanten Liga mit einem festen Teilnehmerfeld ohne sportliche Qualifikation rückten wirtschaftliche Interessen einseitig in den Vordergrund, kritisierte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin auf einem Kongress des europäischen Fußball-Verbandes. "Für einige sind die Fans zu Konsumenten geworden und Wettbewerbe zu Produkten", sagte der Slowene am Dienstag im schweizerischen Montreux. Das Ausscheiden aus der Champions League sei für viele kein sportliches Scheitern mehr, sondern ein wirtschaftliches Risiko, das einige nicht mehr zu tragen bereit seien. Der Verband droht den zwölf abtrünnigen Spitzenklubs aus England, Spanien und Italien und deren Spielen weiter mit dem Ausschluss aus allen Wettbewerben.

Diese erwirkten am Dienstag vor einem Gericht in Madrid aber eine Einstweilige Verfügung, die es der UEFA und dem Weltverband FIFA vorsorglich verbietet, Sanktionen gegen Clubs oder Spieler zu ergreifen, um die "Super League" zu verhindern. Deren mögliche Teilnehmer stellen drei der vier Halbfinalisten in der Champions League und zwei der vier verbliebenen Vereine in der Europa League.

"WIR SIND ALLE RUINIERT"

Der spanische Verbandspräsident Javier Tebas nannte den geplanten Wettbewerb, an der die drei führenden Vereine des Landes Barcelona, Real Madrid und Atletico teilnehmen wollen, den "Tod des Fußballs". Er reagierte auf Real-Präsident Florentino Perez, der die "Super League" als erster prominenter Teilnehmer verteidigte: "Wir machen das, um den Fußball an diesem kritischen Punkt zu retten", sagte der milliardenschwere Bauunternehmer im spanischen Fernsehen. Die Zuschauerzahlen und die Fernseherlöse gingen zurück, junge Leute interessierten sich wegen der vielen schlechten Spiele nicht mehr für Fußball. "Wir sind alle ruiniert", sagte Perez.

Andere machen die explodierenden Ausgaben für die Verluste spanischer und anderer Klubs verantwortlich. Deshalb haben sich der Chef des deutschen Liga-Verbandes DFL, Christian Seifert, und FC-Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge für eine einheitliche Gehalts-Obergrenze (Salary Cap) ausgesprochen. "Der FC Bayern sagt Nein zur Super League", bekräftigte der Präsident des deutschen Rekordmeisters, Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer. Die Champions League sei der weltweit beste Wettbewerb für Vereinsmannschaften. Berichten zufolge wollen die Gründer der "Super League" die Bayern, Borussia Dortmund und Paris St. Germain als ständige Teilnehmer gewinnen. Auch der Präsident von Paris St. Germain, Nasser al-Khelaifi, bekannte sich zur UEFA, forderte aber eine Weiterentwicklung von deren Wettbewerben. Die britische Regierung hat angekündigt, die "Super League" zu verhindern.

FIFA-Präsident Gianni Infantino und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, stehen an der Seite der UEFA. Bach sagte, die "Super League" stelle die Grundsätze des Sports in Europa infrage: "Das europäische Modell (...) wird herausgefordert durch einen rein gewinnorientierten Ansatz, der die sozialen Werte des Sports und die echten Notwendigkeiten in der Nach-Corona-Welt ignoriert". UEFA-Chef Ceferin wandte sich an die Eigner der sechs englischen Klubs, die die "Super League" mitgründen wollen: "Korrigieren Sie ihren Fehler. Kehren Sie um, kommen Sie zur Besinnung. Nicht aus Liebe zum Fußball - weil ich glaube, dass Sie davon nicht viel haben (...) Tun Sie es für die Engländer, für die Heimat des Fußballs." Noch sei Zeit dafür.

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Fritz Keller, forderte, die zwölf Vereine aus allen UEFA-Wettbewerben auszuschließen, "bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Klubs der Welt gemacht haben - und nicht nur an ihre Geldbeutel".

Die UEFA versucht unterdessen nach einem "Bloomberg"-Bericht, zusätzliche Finanzmittel für ihre reformierte Champions League einzuwerben, um den finanziellen Verlockungen der "Super League" Paroli bieten zu können. Sie sei in Gesprächen mit dem Londoner Investor Centricus Asset Management über ein sechs Milliarden Euro schweres Finanzpaket für den Klub-Wettbewerb, der ab 2024 in einem neuen Format ausgetragen werden soll. Die "Super League" lockt die Gründungsmitglieder mit 3,5 Milliarden Euro, die die US-Investmentbank JPMorgan bereitstellen will. Die internationalen Vereinswettbewerbe sind in hohem Maße von Fernsehgeldern abhängig. Die "Super League" will damit bis zu vier Milliarden Euro im Jahr einnehmen.