Berlin (Reuters) - Die Stimmung von Managern in Deutschland hat sich zum Jahresanfang erstmals seit Juni wieder aufgehellt.

Damit trotzt die Wirtschaft der Pandemie-Welle durch die Corona-Variante Omikron. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar überraschend auf 95,7 Punkte, nach 94,8 Zählern im Dezember, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Fachleute hingegen hatten nur eine Stagnation erwartet. "Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die Unternehmen sehen endlich Licht am Ende des Tunnels - und das zurecht", betonte KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Der Ukraine-Konflikt birgt jedoch Risiken für die Konjunktur.

Die Chefinnen und Chefs bewerteten die Lage ihrer Firmen noch skeptischer als zuletzt, blickten aber viel optimistischer nach vorn. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe machte die Stimmung einen deutlichen Sprung nach oben. Die Betriebe waren zufriedener mit den laufenden Geschäften und schätzten ihre Aussichten wieder besser ein. "Die Situation bei den Lieferengpässen bei Vorprodukten und Rohstoffen hat sich etwas entspannt." Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe warnte aber mit Blick auf die gesamte Konjunktur vor Euphorie. "Es gibt positive Signale. Aber von einer Trendwende zu sprechen ist noch zu früh", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer verwies auf deutlich gestiegene Geschäftserwartungen in allen wichtigen Branchen. "Offenbar schauen die Unternehmen zunehmend durch Omikron hindurch." Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe warnte allerdings vor negativen Auswirkungen der geopolitischen Lage: "Durch den Ukraine-Konflikt hat das Risiko zugenommen, dass Konjunkturerwartungen enttäuscht werden." An den Finanzmärkten hellte sich vorerst aber die Stimmung unter den Dax-Anlegern nach dem jüngsten Ausverkauf an den Börsen wieder etwas auf.

TOURISMUSBRANCHE SETZT AUF REISEN IM SOMMER

Bei den Dienstleistern stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex nach zuletzt drei Rückgängen in Folge wieder. "Der Pessimismus bei den Erwartungen ist verschwunden", erklärte Ifo-Chef Fuest. "Die Tourismusbranche blickt hoffnungsvoll auf den Sommer." Das Gastgewerbe stecke derzeit aber weiter in der Krise. Auch im Handel und am Bau legte die Stimmung zu.

Die deutsche Wirtschaft war Ende 2021 wohl etwas geschrumpft, nach erster Schätzung vom Statistischen Bundesamt um 0,5 bis 1,0 Prozent. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Omikron-Welle die Konjunktur auch im laufenden ersten Quartal bremst. Eine technische Rezession im Winterhalbjahr 2021/2022 - und damit eine sinkende Wirtschaftsleistung auch zum Jahresstart - sei zwar kaum noch zu vermeiden, erklärte KfW-Fachfrau Köhler-Geib. "Die erneute pandemiebedingte Schwächephase dürfte aber in absehbarer Zeit ausgestanden sein."

Zuletzt hatten Umfrage-Daten des Instituts IHS Markit unter Einkaufsmanagern nahegelegt, dass die Wirtschaft und hier vor allem die Industrie 2022 unerwartet gut aus dem Startloch gekommen ist. Mit dem erwarteten Abebben der Corona-Inzidenzen dürfte sich die Wirtschaft ab Frühjahr spürbar erholen. "Die deutsche Wirtschaft setzt auf einen guten Sommer", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Bundesregierung mit 3,6 Prozent Wachstum, wie aus dem Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht, über den Reuters vorige Woche berichtet hatte.