Frankfurt (Reuters) - Überraschend starke Ergebnisse von einigen Großbanken sowie Unternehmen haben die die Anleger in Europa etwas beruhigt.

Die Sorgen um Chinas Regulierungsoffensive im Bildungs- und Technologiesektor traten zunächst wieder in den Hintergrund. Der Dax zog am Mittwoch 0,2 Prozent auf 15.543 Punkte an. Der EuroStoxx50 notierte 0,6 Prozent höher bei 4.088 Zählern.

"Die Grundvoraussetzungen für den Markt bleiben unverändert. Wir haben gute Unternehmen, die bessere Gewinne erzielen", sagte David Miller, Investment-Chef bei Quilter Cheviot Investment Management. "Die Bewertungen sind sicherlich höher als früher, aber sie werden durch das Gewinnwachstum gestützt und die Zentralbanken liefern weiterhin Unterstützung." Analysten erwarten einer Schätzung von Refinitiv IBES zufolge, dass die im Stoxx 600 gelisteten Unternehmen im zweiten Quartal ein Gewinnwachstum von 120,8 Prozent einfahren werden. Vergangene Woche lag die Prognose noch bei einem Plus von 115,2 Prozent.

BARCLAYS VOR DEUTSCHER BANK

Im Fokus der Anleger standen die britische Großbank Barclays und die Deutsche Bank. Das britische Institut nimmt nach einem Gewinnsprung ihre Dividendenzahlungen wieder auf. Investoren griffen bei den Papieren zu und ließen die Titel an der Börse in London um bis zu 5,5 Prozent steigen. Dagegen musste das größte deutsche Geldinstitut den Kursgewinn von in der Spitze 4,5 Prozent im Handelsverlauf wieder abgeben. Hintergrund seien Sorgen um das Kostenziel sowie Gewinnmitnahmen, sagte ein Händler. Trotz Einbußen im wichtigen Investmentbanking und Zusatzkosten hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal deutlich mehr verdient als erwartet.

Die Aussicht auf mehr Touristen aus den USA und Europa in Großbritannien sorgte zudem für Rückenwind bei europäischen Fluggesellschaften. Die Titel des British Airline-Eigners IAG sowie der Billigflieger Easyjet und Wizz Air zogen zwischen 4,3 und 5,7 Prozent an. Die Aktien von Air France KLM und Lufthansa lagen ebenfalls rund ein Prozent höher. Der Index der europäischen Reisebranche notierte ein Prozent fester.

Nach entsprechenden Medienberichten wird in Großbritannien die zügige Aufhebung von Quarantänevorschriften für doppelt geimpfte Besucher aus den USA und der EU erwartet. Die neuen Regeln könnten bereits nächste Woche in Kraft treten, sagte ein Regierungsinsider. Der Radiosender LBC zitierte den britischen Premierminister Boris Johnson mit den Worten, er möchte, dass US-Bürger "frei" nach England kommen können.

WARTEN AUF FED

Keine allzu großen Sprünge wagten Anleger allerdings vor den erwarteten neuen Hinweisen zur US-Geldpolitik. Die US-Notenbank berät auf ihrer Zinssitzung über ein künftiges Herunterfahren der Konjunkturhilfen. Allerdings geht es nur um Vorbereitungen für dieses an den Finanzmärkten mit Spannung erwartete Manöver, das die Fed laut Experten wohl frühestens zum Jahresende starten wird. "Sie wird vermutlich auf Zeit spielen und könnte durchaus die Unruhe an chinesischen Börsen als einen weiteren Risikofaktor nennen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

In China hatte sich der Aktienmarkt zur Wochenmitte zunächst wieder stabilisiert, nachdem die harte Gangart der Regierung in Peking gegenüber chinesischen Firmen mit Börsennotierungen im Ausland für Unruhe gesorgt hatte. Anleger seien wegen der regulatorischen Eingriffe in China dennoch auf der Hut, betonte Stanzl. "Das Risiko bleibt hoch, dass solche Maßnahmen das Wachstumspotenzial der chinesischen Volkswirtschaft langfristig negativ beeinflussen."