Sydney/Wellington (Reuters) - Der Vulkanausbruch vor der südpazifischen Insel Tonga und der darauf folgende Tsunami haben mehr Schäden angerichtet und möglicherweise mehr Opfer gefordert als erwartet.

Bisher geht die Regierung davon aus, dass bei der Naturkatastrophe drei Menschen ums Leben gekommen sind. Alle Häuser auf einer der kleinen Außeninseln Tongas wurden zerstört. Da die Kommunikation durch die Unterbrechung eines Unterseekabels stark beeinträchtigt ist, stammen die Informationen über das Ausmaß der Verwüstung nach dem Ausbruch vom Samstag bisher hauptsächlich von Aufklärungsflugzeugen. Die Szenen seien "alarmierend", sagte der Vize-Botschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu'ihalangingie.

Auf Mango Island, wo rund 50 Menschen wohnen, seien alle Häuser zerstört worden, auf Fonoifua stünden nur noch zwei Häuser und die Insel Namuka sei stark beschädigt worden, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Siaosi Sovaleni. "Die Leute sind in Panik, sie rennen herum und sind verletzt. Möglicherweise gibt es mehr Tote", sagte Tu'ihalangingie. Nach Angaben der Regierung starben neben dem britischen Staatsangehörigen, dessen Leiche am Montag gefunden wurde, eine 65-jährige Frau auf Mango Island und ein 49-jähriger Mann auf Nomuka. Außerdem wurde eine Reihe von Verletzten gemeldet.

Auf der Insel Atata mit ihren rund 100 Bewohnern seien zahlreiche Gebäude verschwunden. "Die Welle ist offenbar einmal komplett über Atata hinweggerollt." Atata Island und Mango Island liegen rund 50 und 70 Kilometer von dem Untersee-Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai entfernt, der am Samstag ausgebrochen war. Die Inselgruppe Ha'apia, auf der Mango liegt, und die Westküste von Tongas Hauptinsel Tongatapu wurden von bis zu 15 Meter hohen Tsunamiwellen getroffen. Die Bewohner wurden in Evakuierungszentren gebracht, da 56 Häuser an dieser Küste zerstört oder schwer beschädigt wurden.

Die Eruption, die im 2300 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören war, hatte einen Tsunami ausgelöst. Die Auswirkungen waren in Neuseeland, den USA, Japan und Peru zu spüren. Tonga mit seinen rund 105.000 Bewohnern liegt 2400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, nach Peru sind es rund 10.700 Kilometer. Von den 176 Inseln, die zu Tonga gehören, sind 36 bewohnt. Satellitenbilder vom Sonntag zeigten, dass der Krater von Hunga Tonga-Hunga Ha'apai kollabiert sei und die Insel einen beträchtlichen Teil ihrer ursprünglichen Fläche verloren habe, hieß es aus dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA).

Die Behörden versuchen, Menschen von den isolierten Inseln zu evakuieren. Die Bedingungen dort seien sehr schwierig, sagte der australische Minister für die Pazifikinseln, Zed Seselja. Starker Ascheregen verhindere Hilfsflüge. Die Landebahn des Hauptflughafens werde derzeit von Hand freigeräumt. Frühestens am Mittwoch könne dort wieder gestartet und gelandet werden.

ANGST VOR CORONA

Von Neuseeland aus starteten zwei Schiffe mit Trinkwasser, Rettungsteams und einem Helikopter nach Tonga. Auch Australien will Flugzeuge und Schiffe schicken. Der Ascheregen und die Zerstörung der Kommunikationsnetze machten Hilfslieferungen sehr schwierig, sagte die australische Außenministerin Marise Payne. Durch den Vulkanausbruch wurde das Unterseekabel zerstört, das von Tonga nach Fiji verläuft.

Die Regierung von Tonga hat auch Angst, dass durch die Hilfslieferungen das Coronavirus eingeschleppt werden könnte. Bislang ist der kleine Pazifikstaat coronafrei. Jede Lieferung, die nach Tonga geschickt werde, soll unter Quarantäne gestellt werden. Geplant ist Botschafter Tu'ihalangingie zufolge auch, dass kein ausländisches Personal die Flugzeuge verlässt.

Neben den Schäden vor Ort könnte der Ausbruch nach Einschätzung von Wissenschaftlern auch langfristige Auswirkungen auf Korallenriffe, Küsten und Fischerei in der gesamten Region haben und sauren Regen verursachen. Die Regierung hat den Menschen geraten, nur in Flaschen abgefülltes Wasser zu trinken, da die Quellen durch Asche, Trümmer und das Meer verunreinigt sein könnten.