Zürich (awp) - Die Aktionärinnen und Aktionäre in der Schweiz werden zunehmend kritisch gegenüber den Vergütungen der Konzernchefs. Im Mittel betrug die Ablehnung der Vergütungsberichte an den Generalversammlungen des laufenden Jahres 14,4 Prozent und war damit so hoch wie noch nie, wie die Stimmrechtsberaterorganisation Swipra schreibt. Dies obwohl die CEO-Vergütungen für 2020 im Schnitt gesunken seien.

Wie im Vorjahr wurden auch 2021 die Generalversammlungen fast ausschliesslich ohne Präsenz der Aktionäre durchgeführt, wie die Swipra am Donnerstag mitteilte. Eine direkte (virtuelle) Interaktion während der GV liessen dabei nur gerade zwei Unternehmen zu, was bei institutionellen Investoren auf Kritik gestossen sei. Insgesamt stieg die GV-Teilnahme im Median erneut an um 0,3 Prozent auf 70,9 Prozent der ausgegebenen Aktien.

Bei den Abstimmungen gab es am meisten Ablehnungen bei den Traktanden der VR-Wahlen gefolgt von den Vergütungsberichten. Auf Kritik trafen insbesondere Unternehmen, welche nachträgliche Bonus-Anpassungen nach oben mit Verweis auf die Coronapandemie durchsetzen wollten. Solche Vergütungsberichte seien öfters abgelehnt worden als Berichte ohne solche Anpassungen.

Tiefere Löhne wegen Corona

Die Covid-Krise habe derweil die Management-Gehälter durchaus beeinflusst. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (50,6 Prozent) hat 2020 laut Swipra ihrem CEO einen anteilsmässig zum Fixgehalt tieferen Cash-Bonus bezahlt, bei 41% lag dieser allerdings höher. Bei SMI-Unternehmen machte der Cash-Bonus 2020 im Schnitt gut 80 Prozent des Fixums aus, CEOs von Nicht SMI-Unternehmen erhielten einen Bonus von knapp der Hälfte (48,2 Prozent) des Fixlohns.

Weiter zugenommen hat die Geschlechter-Diversität im Verwaltungsrat. Im Durchschnitt betrug der Frauenanteil gut 25 Prozent, wobei SMI-Unternehmen mit knapp 30 Prozent einen etwas höheren Anteil aufweisen. Einzelne Investoren hätten auch begonnen, bei tiefen Frauenanteilen gegen die für die Nachfolgeplanung im VR verantwortliche Person zu stimmen, stellt Swipra fest.

Generell habe sich in der GV-Saison 2021 die Diskussion rund um die Rechenschaftsablage bezüglich der Verantwortung zu Umwelt- und Sozialthemen weiter akzentuiert. In der Schweiz wird laut Swipra voraussichtlich ab den GVs 2024 die gesetzlich vorgeschriebene Abstimmung über die nicht-finanzielle Berichterstattung für grössere kotierte Unternehmen Pflicht. Dabei sei eine nicht-bindende Abstimmung vorzuziehen.

Stimmrechtsberater verlieren Einfluss

Abnehmend ist gemäss der Studie der Einfluss der Stimmrechtsberater auf die GV-Resultate. Bei positiven Empfehlungen der Berater sei ein gutes GV-Resultat aufgrund kritischerer Investoren nicht garantiert, bei negativen Empfehlungen müsse allerdings dennoch von einem schlechteren Resultat ausgegangen werden, stellt die Swipra fest. Institutionelle Investoren verliessen sich derweil vermehrt auf eigene Abstimmungsrichtlinien.

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