STOCKHOLM (awp international) - Die schwedische Zentralbank will ihren Leitzins trotz hoher Inflation erst im übernächsten Jahr anheben. Bis zum zweiten Halbjahr 2024 gehe man von einem unverändert bei 0,0 Prozent liegenden Leitzins aus, teilte die Reichsbank am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung mit. Die Aussage wurde nur leicht angepasst, denn bisher sprach die Notenbank vom vierten Quartal 2024.

Die Notenbank hält nicht nur an ihrer Nullzinspolitik fest. Sie will auch ihre in der Krise erworbenen Anleihen nicht auslaufen lassen, sondern die Erlöse bis zum Jahresende weiter voll reinvestieren. Allerdings hatten sich drei der sechs Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss für eine Reduzierung der Bilanzsumme ausgesprochen.

Die Inflation in Schweden lag im Dezember bei 4,1 Prozent und damit deutlich über dem Inflationsziel von 2 Prozent. "Auch wenn das Risiko einer zu niedrigen Inflation zurückgegangen ist, bleibt sie bestehen", begründet die Notenbank ihre Entscheidung. "Allerdings sind die Schwankungen der Inflation ungewöhnlich gross, und die Unsicherheit bezüglich der Inflationsaussichten hat zugenommen."

Einige Beobachter hatten von der Notenbank ein früheres Datum für eine mögliche Zinserhöhung erwartet, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr ausgeschlossen hatte. Die US-Notenbank dürfte bereits im März ihre Zinsen anheben. Die schwedische Notenbank verfolgt also im internationalen Vergleich einen besonders lockeren Kurs.

"Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Ländern", so die Reichsbank. "In Schweden kann man die hohe Inflation vollständig durch den raschen Anstieg der Strom- und Kraftstoffpreise erklären." Die Kernrate ohne Berücksichtigung der Energiepreise liege bei nur knapp zwei Prozent.

Nach der Entscheidung geriet die schwedische Krone zu Euro und Dollar unter Druck. Die Kurse von schwedischen Staatsanleihen legten gegen den europäischen Trend zu./jsl/la/mis