Berlin (Reuters) - Der deutschen Industrie droht ein schwacher Start in die zweite Jahreshälfte. Darauf deutet der nur minimale Anstieg der Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen hin, die als Vorbote für die Industriekonjunktur gilt.
Diese ist im Juli lediglich um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das Niveau lag damit um 1,0 Prozent unter dem vom Juli 2023.
Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen gibt sehr frühe Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie. "Wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen", erklärten die Statistiker dazu. "Daher besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und Indizes zur wirtschaftlichen Aktivität, insbesondere zur Industrieproduktion."
Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Juni zusammen 1,4 Prozent mehr her als im Vormonat. Das war der größte Anstieg seit rund anderthalb Jahren. Allerdings wurde damit nicht einmal die Hälfte des im Mai erlittenen Einbruchs wettgemacht.
Die Industrie leidet dem Münchner Ifo-Institut zufolge unter einem Auftragsmangel. Im Juli klagten 43,6 Prozent der Betriebe über zu wenig Bestellungen, nach 39,5 Prozent im Juni. "Vor allem im metallverarbeitenden Gewerbe und in der Elektroindustrie berichtete mehr als jedes zweite Unternehmen über fehlende Aufträge", hieß es dazu. Im Automobilbau sind es rund 43 Prozent, in der Chemiebranche 40 Prozent. Jahreszeitlich bedingt ist der Auftragsmangel nur für wenige Getränkehersteller ein Problem (7,3 Prozent), so das Institut.
"Der Mangel an Aufträgen belastet die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Fast jede Branche ist betroffen."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)