Berlin (Reuters) - Angesichts steigender Kreditkosten plädiert Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold für eine gemeinsame Schuldenaufnahme der Länder mit dem Bund über sogenannte Deutschland-Bonds.

"Gerade bei steigenden Zinsen und den aktuellen finanziellen Herausforderungen sind Bund-Länder-Anleihen ein sinnvolles Instrument, um die Kreditbelastungen in unserem föderalen System auf allen Ebenen schultern zu können", sagte die grüne Landesministerin am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Es wäre gut, wenn die Bundesregierung den Weg dafür frei macht."

Durch Deutschland-Bonds könnten sich finanzschwächere Bundesländer billiger verschulden. Der Grund ist die Beteiligung des Bundes, der seine ausgezeichnete Bonität den schwächeren Bundesländern zur Verfügung stellen würde, die für selbst aufgenommene Kredite höhere Zinsen zahlen müssten. Die Bonität des Bundes wird von allen großen Ratingagenturen mit der begehrten "AAA" bewertet, die ein extrem niedriges Ausfallrisiko signalisieren. Für diese Sicherheit sind Investoren bereit, ihr Geld gegen geringere Zinsen zu verleihen. Schleswig-Holsteins Finanzministerin Heinold hat sich deshalb schon vor Jahren für gemeinsame Bund-Länder Anleihen ausgesprochen und einen entsprechenden Antrag auf dem Bundesparteitag der Grünen vertreten.

Im Juni 2013 hat es eine erste gemeinsame Anleihe gegeben. Neben dem Bund beteiligten sich zehn Länder mit unterschiedlichen Anteilen an der Emission des festverzinslichen Wertpapiers mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Volumen von drei Milliarden Euro. Mehrere finanzstarke Länder - darunter Bayern, Baden-Württemberg und Hessen - machten allerdings nicht mit.

Wegen der jahrelangen Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten sich der Staat lange Zeit extrem günstig verschulden. Der Bund verdiente zeitweise sogar Geld beim Schuldenmachen. Allerdings hat die EZB wegen der Rekordinflation in der Euro-Zone ihren Leitzins inzwischen auf 2,0 Prozent erhöht. Nächste Woche könnte sie ihn sogar auf 2,5 Prozent hochtreiben. Damit steigen auch die Zinskosten für den deutschen Staat.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)