Zürich (awp) - Der neue Präsident der Börsenbetreiberin SIX, Thomas Wellauer, will mit der Gruppe expandieren. Zunächst werde man den Kauf der spanischen Börse BME "sauber verdauen" und dann die gemeinsame Plattform für weitere Wachstumsschritte nutzen. "Die könnten auch über weitere Zukäufe geschehen", sagte Wellauer im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Ausgabe vom 27.6.).

Die SIX fokussiert sich laut Wellauer beim Wachstum nicht nur auf den Börsenhandel. Die Gruppe wolle auch in anderen Geschäftsbereichen zulegen, etwa im Bereich der Finanzinformation.

Derweil hätten die SIX-Mitarbeitenden die intensive Zeit während der Coronakrise - grösstenteils im Home Office - "hervorragend" gemeistert. "Wir hatten im März dreimal höhere Handelsvolumen als normal, so hoch wie noch nie in unserer Geschichte", sagte Wellauer. Auch die Systeme hätten das ohne Probleme verkraftet. "Jetzt haben sich die Volumen fast normalisiert."

Die Zahl der Börsengänge dürfte indes zurückgehen. "2020 wird situationsbedingt sicher nicht mehr an 2019 mit sieben IPO und 2018 mit zwölf IPO herankommen2, erklärte der SIX-Präsident. "Ich bin verhalten optimistisch, dass wir dieses Jahr mindestens noch einen weiteren Börsengang sehen werden." Bislang sind mit Ina Invest und V-Zug zwei Firmen an der SIX neu gelistet worden.

Zum Fall Wirecard und dem Ruf nach schärferen Börsenregeln sagte Wellauer: Ein solcher Fall sei für jeden Börsenbetreiber sehr unangenehm und müsse aufgearbeitet werden. "Doch wenn wir bei jedem Einzelfall die Regulierungen immer mehr verschärfen, schnürt uns das irgendwann die Luft zum Handeln ab." Die Regeln der SIX hätten sich bewährt, dennoch würden sie regelmässig geprüft und gegebenenfalls angepasst werden, wie zuletzt punkto Direct Listings.

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