Moskau/Washington (Reuters) - Russland hat die verschärften US-Sanktionen gegen die in der Ukraine kämpfende Söldner-Gruppe Wagner verurteilt.

Die Regierung in Washington verteufele Wagner schon seit Jahren grundlos, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Freitag. Die USA hatten die russische Söldner-Gruppe am Donnerstag als transnationale kriminelle Organisation eingestuft, die nicht nur in der Ukraine für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sei. "Wagner-Söldner haben in der Zentralafrikanischen Republik und in Mali schwere kriminelle Handlungen begangen, darunter Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen, Kindesentführungen und körperliche Misshandlungen", teilte das US-Finanzministerium mit.

Die Wagner-Gruppe war bislang im Rahmen der bisherigen Russland-Sanktionen betroffen. Die Einstufung nun als "bedeutende transnationale kriminelle Organisation" ist laut US-Regierung Teil eines Vorgehens gegen Dutzende Personen und Einrichtungen, um Russlands Fähigkeit zur Kriegsführung in der Ukraine zu schwächen. Dazu zähle auch das russische Technologie-Unternehmen Terra Tech. Der chinesischen Firma Spacety China warf das US-Finanzministerium vor, Wagner über Terra Tech mit Satellitenbildern von der Ukraine versorgt zu haben. "Diese Bilder wurden zusammengetragen, um Wagner Kampfeinsätze in der Ukraine zu ermöglichen", so das Ministerium. Von chinesischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme vor. Auch das Außenministerium nahm Einrichtungen und Personen mit Verbindungen zu der Gruppe und ihrem Gründer Jewgeni Prigoschin mit Sanktionen ins Visier.

Nach US-Erkenntnissen kämpfen etwa 50.000 Wagner-Söldner in der Ukraine. Darunter seien 40.000 Häftlinge, die aus russischen Gefängnissen rekrutiert worden seien. Derzeit sind Wagner-Söldner vor allem bei den schweren Kämpfen um die Städte Bachmut und Soledar in der ostukrainischen Region Donezk im Einsatz. Nach ukrainischen Angaben werden dort rekrutierte Häftlinge als Kanonenfutter eingesetzt. Russlands Präsident Wladimir Putin setzt laut US-Angaben zunehmend auf die militärische Unterstützung durch die Söldner. Wagner-Chef Prigoschin gilt als sein persönlicher Freund. Wagner entwickele sich dabei offenbar zu einem Rivalen des russischen Militärs und der Ministerien. "Wir sehen Anzeichen, auch bei den Geheimdiensten, dass die Spannungen zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium zunehmen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, vorige Woche.

(Bericht von Reuters, geschrieben von Christian Götz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)