Moskau (Reuters) - Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation überraschend angehoben.

Der Zinssatz werde vom Rekordtief von 4,25 auf 4,5 Prozent heraufgesetzt, wie sie am Freitag in Moskau bekanntgab. "Die schnelle Erholung der Nachfrage und der erhöhte Inflationsdruck erfordern eine Rückkehr zu einer neutralen Geldpolitik", begründete die Notenbank ihren Schritt. Zugleich behielt sie sich weitere Zinsanhebungen in den kommenden Monaten ausdrücklich vor.

Im Februar war die Teuerungsrate auf 5,7 Prozent gestiegen, nachdem sie zu Jahresbeginn noch bei 5,2 Prozent lag. Die Zentralbank strebt einen Wert von etwa vier Prozent an. Sie wird diesen den eigenen Prognosen zufolge erst in der ersten Jahreshälfte 2022 wieder erreichen. Billiges Geld kann zwar Konsum und Investitionen ankurbeln, aber auch die Inflation durch eine steigende Nachfrage.

Der Rubel wertete nach der Entscheidung auf. Höhere Zinsen machen die Währung für Anleger attraktiver. Ein stärkerer Rubel kann zugleich die Importe verbilligen und so die Inflation abmildern helfen. Auch Brasilien und die Türkei haben in dieser Woche ihre Zinsen angehoben, um Inflationsrisiken zu begegnen. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank halten dagegen weiter an ihrer Politik ultraniedriger Zinsen fest.

Optimistisch äußerten sich die Währungshüter zu den Konjunkturaussichten. "Ab 2021 wird das russische Wirtschaftswachstum von den verbesserten Aussichten für die globale Konjunktur unterstützt", hieß es dazu. Das dürfte "das Wachstum der Nachfrage nach russischen Exportgütern beschleunigen". Die mittelfristige Entwicklung hänge maßgeblich davon ab, wie schnell die Impfungen gegen das Corona-Virus in Russland und weltweit vorankämen.