LONDON (dpa-AFX) - Nach heftigen Verlusten will der Postdienst Royal Mail keine Briefe mehr an Samstagen austragen. Der britische Dienstleister hat die Regierung nach eigenen Angaben förmlich um Erlaubnis gebeten, von einem sechstägigen Briefzustelldienst auf eine Fünf-Tage-Woche umstellen zu dürfen. Pakete und Päckchen sollen aber weiterhin von Montag bis Sonntag ausgeliefert werden. Ein Regierungssprecher äußerte sich am Donnerstag zurückhaltend.

Royal Mail ist zwar seit einigen Jahren nicht mehr im Staatsbesitz. Weil das Unternehmen aber grundlegende Dienstleistungen für die Bevölkerung leistet ("Universal Service"), muss die britische Regierung den Änderungen zustimmen. In Deutschland hatte Deutsche-Post-Chef Frank Appel kürzlich einen Schlussstrich unter ein lange debattiertes Ende der Montagszustellung gezogen. In Deutschland wird außer am Sonntag weiterhin an jedem Tag Post zugestellt.

"Uns war immer klar, dass wir Veränderungen brauchen, um zu überleben", sagte Royal-Mail-Chef Simon Thompson. "Wir haben begonnen, das Geschäft umzukrempeln und werden alles tun, was nötig ist." Vor einem Monat hatte der Dienstleister bereits angekündigt, bis August 2023 bis zu 6000 Beschäftigte zu entlassen.

Das Unternehmen hatte für die erste Hälfte des Geschäftsjahres (25. September) hohe Verluste gemeldet. Das Minus lag bei 219 Millionen Pfund (251 Mio Euro), nach 235 Millionen Pfund Gewinn im Vorjahreszeitraum. Thompson machte mehrere Streiktage für das dicke Minus mitverantwortlich. Allein fünf Tage mit Arbeitsniederlegungen im Oktober hätten 30 Millionen Pfund gekostet. Das Unternehmen will in Verhandlungen mit der Gewerkschaft CWU weitere Streiks verhindern. Für das Gesamtjahr erwartet Royal Mail einen Verlust von 350 Millionen bis 450 Millionen Pfund./bvi/DP/jha