"Deutschland bleibt in Europa mindestens bis 2030 eine Wachstumsbremse", heißt es in einer der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorliegenden Studie der Bonitätswächter. In den kommenden Jahren werde das Potenzial bei lediglich 1,0 Prozent liegen. Von 2015 bis 2019 sei es mit 1,7 Prozent noch deutlich höher gewesen. Für die Euro-Zone wird zwar ebenfalls ein Rückgang prognostiziert, allerdings nur von 2,0 auf 1,5 Prozent. Ende 2024 dürfte Deutschlands Bruttoinlandsprodukt das Vor-Corona-Niveau von Ende 2019 lediglich um 1,2 Prozent übertreffen, das der Euro-Zone dagegen um 5,7 Prozent höher liegen.

Scope macht gleich mehrere Probleme aus, mit denen Deutschland zu kämpfen hat. So dürfte die Zahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter bis 2030 um durchschnittlich 0,8 Prozent pro Jahr schrumpfen, was die Konjunktur belaste. Dazu geselle sich eine Investitionslücke von rund 410 Milliarden Euro. "Deren Schließung wird in den kommenden Jahren angesichts der verschärften Finanzierungsbedingungen schwierig und kostspielig sein", heißt es in der Studie mit Blick auf die steigenden Zinsen. "Deutschland hat einen anhaltenden Investitionsmangel und eine schleppende Projektumsetzung zu verzeichnen." Dabei sei der Investitionsbedarf angesichts des grünen und digitalen Umbaus der Wirtschaft so hoch wie noch nie.

Die Kosten im Zusammenhang mit der Pandemie, dem Krieg und der Energiewende dürften Scope zufolge die Staatsfinanzen belasten. Zumindest in diesem Jahr könnte es aber auch eine positive Überraschung geben. Bleiben die Energiepreise in etwa auf dem aktuellen Niveau, dann dürften die Kosten für die Strom- und Gaspreisbremse nur halb so hoch ausfallen wie bislang mit gut 83 Milliarden Euro veranschlagt. Bislang wird Deutschland von Scope und den anderen großen Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet, die Käufern von Bundeswertpapieren ein sehr niedriges Ausfallrisiko signalisiert.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)