Berlin (Reuters) - Die Verkaufspreise im deutschen Großhandel sind im April so stark gestiegen wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

Sie lagen um 7,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Einen stärkeren Anstieg gab es zuletzt im März 2011 mit 8,4 Prozent. Damit beschleunigte sich der Preisauftrieb erheblich: Im März 2021 hatte die Teuerungsrate noch bei 4,4 Prozent gelegen, im Februar bei 2,3 Prozent. Die Entwicklung im Großhandel gilt als guter Indikator für zukünftige Inflationstendenzen.

Größter Preistreiber war den Angaben zufolge die Entwicklung bei Mineralölerzeugnissen, die einen hohen Anteil am Warenkorb haben: Sie verteuerten sich binnen Jahresfrist um 34,1 Prozent. Im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen gab es sogar ein Plus von 83,6 Prozent, bei Erzen, Metallen und Metallhalbzeug von 28,1 Prozent. Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel kosteten 14,5 Prozent, chemische Erzeugnisse 10,7 Prozent mehr.

Wegen der deutlichen Erholung der Weltkonjunktur von der Corona-Rezession steigen derzeit die Preise für viele Produkte rasant. Besonders den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China wird in diesem Jahr ein sehr starkes Wachstum vorausgesagt, zumal dort große Konjunkturprogramme aufgelegt wurden. Das bekommen die deutschen Verbraucher auch bei den Preisen zu spüren: Die Inflationsrate liegt aktuell mit 2,0 Prozent auf einem Zwei-Jahres-Hoch und dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen, wie Ökonomen voraussagen.