Bern (awp/sda) - Die Schweizerische Post schliesst das Corona-Jahr 2020 mit einem Gewinn von 178 Millionen Franken ab. Das sind 77 Millionen weniger als im Vorjahr. Durch die Covid-19-Pandemie war sie stark herausgefordert, sieht sich aber bestätigt.

Das Betriebsergebnis (Ebit) lag mit 272 Millionen um 178 Millionen Franken tiefer als 2019. Dennoch zeigte sich die Post zufrieden, wie sie an ihrer virtuellen Bilanzmedienkonferenz vom Donnerstag mitteilte. Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller konstatierte, die Post habe sich als krisenfest erwiesen und in der Covid-19-Pandemie ihre Aufgaben erfüllt.

Sein Amt an der Postspitze gibt der Freiburger auf den 1. Dezember ab. Die Nachfolge schlägt der Bundesrat vor, die Wahl vollzieht die Generalversammlung am 27. April. So sei ein reibungsloser Übergang garantiert, sagte der 68-jährige Schwaller. Er ist seit April 2016 Verwaltungsratspräsident.

Post-Konzernchef Roberto Cirillo hielt vor den Medien fest, die Pandemiekrise habe die Richtigkeit der neuen Strategie bis 2024 erwiesen. Er unterstrich, dass die Post die Grundversorgung ohne Subventionen erbringt. Die Investitionen von 3 Milliarden Franken in die Logistik und die digitale Kommunikation stemme die Post ebenfalls aus eigener Kraft.

Paket-Rekord

Der Geschäftsbereich Postlogistics erwies sich 2020 als Ertragsperle. Dank dem in der Covid-19-Pandemie stark gewachsenen Online-Handel fiel eine Rekordmenge von 182,7 Millionen Paketen an, 23 Prozent mehr als 2019. Der Betriebsgewinn im Logistikgeschäft der Post stieg um 73 Millionen auf 201 Millionen Franken. Das vermochte aber die in den anderen Geschäftsbereichen angefallenen Pandemie-Schäden nicht auszuwetzen.

So beschleunigte die Pandemie den beim grössten Konzernteil Postmail seit längerem anhaltenden Rückgang in der Briefverarbeitung. Das Briefvolumen sank um 5,6 Prozent. Unter dem Strich resultierte ein Plus von 293 Millionen Franken, 77 Millionen weniger als im Vorjahr.

Zur Entlastung an der Paketfront sortierten die Briefzentren täglich bis zu 150'000 Kleinpakete. Seit Anfang 2021 sind Briefe und Pakete bei der Post im selben Geschäftsbereich angesiedelt.

Postfinance: Ein Drittel weniger Gewinn

Das frühere Zugpferd Postfinance steuerte noch 161 Millionen Franken Betriebsgewinn ans Konzernergebnis bei, ein Rückgang von einem Drittel gegenüber dem Vorjahr.

22 Millionen des Gewinnrückgangs bei der Bankentochter führte ihr Chef Hansruedi Köng auf die Coronavirus-Krise zurück. Da die Menschen weniger reisten, sanken die Umrechnungserträge aus Bargeldbezügen in Fremdwährungen an Geldautomaten im In- und Ausland sowie die Kreditkartenumsätze. Hinzu kamen die Auswirkungen des Negativzinsumfelds und der rückläufige Handelserfolg.

Auch in den kommenden Jahren rechnet Köng mit sinkenden Erträgen. Das Reisegeschäft dürfte sich etwas erholen. Im Hinblick auf den Umbau von Postfinance erklärte er, er begrüsse veränderte Rahmenbedingungen. Bei der Frage einer Privatisierung müsse indessen der Grundversorgungsauftrag berücksichtigt werden.

Defizit bei Netz und Postauto

Das Poststellennetz und Postauto waren defizitär. Postauto darf als konzessionierter Verkehrsbetrieb sowieso keine Gewinne schreiben. 2020 wuchs indessen das Defizit auf 79 Millionen Franken. 48 Millionen davon sind auf die geschrumpften Passagierzahlen in der Pandemie zurückzuführen.

Das Postnetz schrieb 105 Millionen Franken Verlust, 27 Millionen weniger als 2019. Damals fiel allerdings eine Rückstellung von 41 Millionen Franken an. Zwar gab es mehr Pakete, der Zahlungs- und Briefverkehr schrumpften aber weiter. Ihre Poststellen lagert die Post in eine eigene AG aus.

Im Digitalgeschäft von Swiss Post Solutions musste die Post ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen. Nach Jahren steigender Gewinne sank der Betriebsgewinn um 7 Millionen auf 25 Millionen Franken. Schuld ist auch hier die Pandemie.

Finanzchef Alex Glanzmann erklärte, insgesamt habe die Covid-19-Pandemie das Ergebnis mit 139 Millionen Franken belastet. Der Betriebsertrag sank um 114 Millionen auf 7,05 Milliarden Franken.

Die Gewerkschaft Syndicom teilte mit, der Wert einer Grundversorgung ohne Subventionen sei nicht zu unterschätzen. Deshalb würde eine Privatisierung der Postfinance das Erfolgsmodell gefährden.