WIEN (dpa-AFX) - Österreich dringt auf neue Impulse in der Frage des Beitritts der sechs Westbalkan-Staaten zur EU. Durch die Corona-Krise sei der ohnehin nicht besonders dynamische Prozess zusätzlich gebremst worden, sagte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag nach einem Treffen mit Ministern aus allen sechs Westbalkan-Staaten. "Es gibt noch viel an notwendiger Reformarbeit, aber es gab in den letzten Jahren auch sehr viel an Fortschritt, der anerkannt werden muss", sagte Kurz. Mit Russland, China und der Türkei gebe es immer mehr Staaten, die auf dem Balkan Einfluss gewinnen wollten. In der Zeit nach der Corona-Krise müsse die Region wieder stärker auf den europäischen Radar kommen.

Der EU-Sonderbeauftragte für den Balkan, Miroslav Lajcak, gab sich trotz aller Schwierigkeiten vorsichtig optimistisch. So gebe es keine Alternative zum Dialog und zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo. "Das ist für die gesamte Region essenziell." Das Verhältnis zwischen Serbien und dem Kosovo ist äußerst spannungsgeladen, weil sich das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt hatte. Serbien hat dies bis heute nicht anerkannt. Eine Lösung des Konflikts würde Beitrittsgespräche wesentlich erleichtern.

Das Kosovo ist wie Bosnien-Herzegowina potenzieller EU-Beitrittskandidat. Mit Serbien, Montenegro, Albanien und Nordmazedonien verhandelt die EU bereits über eine Mitgliedschaft. Kroatien und Slowenien sind in die EU aufgenommen worden./mrd/DP/eas