Wien (Reuters) - Österreich ruft trotz anhaltend reduzierter Gaslieferungen aus Russland vorerst nicht die Alarmstufe im Gas-Notfallplan aus.

Man sei zwar in einer kritischen Situation, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag nach einem Krisentreffen mit Energieexperten. "Deswegen treffen wir weitere Maßnahmen, um uns vorzubereiten und den Gasverbrauch zu reduzieren." Die Frühwarnstufe werde aber beibehalten, da zuletzt wieder mehr Gas habe eingespeichert werden können.

Um Gas einzusparen, sollen nun Großunternehmen ihre Anlagen für einen bivalenten Betrieb tüchtig machen. Das bedeutet, dass sie sowohl mit Gas als auch mit Öl betrieben werden können. Der Staat werde dafür die Kosten übernehmen, sagte Gewessler. Zudem sollen private Haushalte ihre Gas-Thermen rechtzeitig vor der nächsten Heizsaison warten. Damit könne man etwa 15 Prozent an Gas einsparen.

Oberste Priorität bleibe es, die Erdgas-Speicher im Land zu befüllen. Die Speicher seien aktuell zu rund 46 Prozent gefüllt, was etwa der Hälfte des gesamten Jahresverbrauchs entspricht. Seit Ende März gilt in Österreich die Frühwarnstufe, die erste Stufe des dreistufigen Gas-Notfallplans. Die Alarmstufe wird erst dann ausgerufen, wenn das Ziel, die Speicher bis zum Herbst zu 80 Prozent zu befüllen, gefährdet ist. Die angekündigte zehntägige Wartung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 werde dieses Ziel nicht gefährden, sagte Gewessler. Anders sei die Lage zu bewerten, wenn der Gashahn von Russland nach der Wartung nicht wieder geöffnet werden sollte.