Nach dem überraschenden Beschluss einer Produktionsausweitung um 411.000 Barrel pro Tag im April hat die OPEC+ am Samstag eine weitere Erhöhung im selben Umfang angekündigt – diesmal ab Juni.
Ursprünglich war vorgesehen, die Ende 2022 vereinbarten Förderkürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag schrittweise zurückzunehmen. Doch nun zieht das Kartell das Tempo deutlich an – zur Überraschung vieler Marktbeobachter. Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der das globale Wirtschaftswachstum angesichts der protektionistischen US-Handelspolitik ohnehin bereits nach unten revidiert wird. Das erklärt den deutlichen Rückgang des Ölpreises, der nun auf dem tiefsten Niveau seit vier Jahren liegt – rund 20 % niedriger als zu Jahresbeginn.
Saudi-Arabiens Frust mit den Partnern
Dass die OPEC+ diese Strategieänderung vollzieht, mag erstaunen – schließlich hatte das Kartell in den vergangenen Jahren gezielt versucht, die Preise auf hohem Niveau zu halten. Doch insbesondere Saudi-Arabien zeigt sich zunehmend frustriert. Das Königreich trug bislang den Großteil der Förderkürzungen – konkret eine Reduktion um zwei Millionen Barrel pro Tag. Gleichzeitig überschritten Länder wie der Irak oder Kasachstan wiederholt ihre Quoten, um eigene Interessen durchzusetzen.
Aktienmärkte: Ölkonzerne unter Druck, Airlines im Aufwind
An den Börsen bleibt die Schwäche des Ölpreises nicht ohne Folgen: Ölkonzerne gehören aktuell zu den größten Verlierern. Deren Geschäftsergebnisse leiden direkt unter dem Preisverfall. So verzeichnet TotalEnergies im bisherigen Jahresverlauf ein Minus von 5 %.
Gleichzeitig profitieren Unternehmen, deren Kostenstruktur stark vom Ölpreis abhängt. Insbesondere Fluggesellschaften zeigen deutliche Kursgewinne: Ryanair steigt am Montag um 6 %, Lufthansa legt um 2 % zu.