Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) werden auf ihrem Sondergipfel kommende Woche nach Einschätzung aus deutschen Regierungskreisen wohl nicht über das neue Sanktionspaket mit dem Ölembargo gegen Russland sprechen. Eine hochrangige Person aus der deutschen Regierung verwies auf den Brief des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban an EU-Ratspräsidenten Charles Michel. Darin hatte Orban erklärt, dass es "kontraproduktiv" sei, auf dem Gipfel ohne vorherigen Konsens über das Ölembargo gegen Russland zu sprechen. Letztendlich sei es aber Entscheidung von Michel, ob das Thema angesprochen werde, hieß es aus Berlin.

Die deutsche hochrangige Person aus der Regierung erklärte, dass Deutschland sich dennoch "für eine zügige Verabschiedung des Pakets einsetzt" und man hinter einem Ölembargo stehe. Man hoffe, dass die Gespräche mit den Ländern, die noch Vorbehalte haben, zügig abgeschlossen werden können.

"Der Europäische Rat ist nicht unbedingt der Ort, an dem man die dann zu Ende führt", so die Person. Es gehe dabei um viele technische Fragen zwischen den Ländern und der EU-Kommission. Orban - wie auch Deutschland - fände, dass der Europäische Rat am Montag und Dienstag "ein Zeichen der Einheit senden" solle. "Da wäre kontraproduktiv, wenn man sich über diese Fragen im Detail auseinandersetzte", erklärte die hochrangige Person.

Zu den Vorschlägen über eine Preisdeckelung für russisches Öl sagte die Person, dass sie durchaus einen "intellektuellen Charme" besäßen. Aber das Problem daran sei, dass solch eine Deckelung in der Praxis durchsetzbar sein müsse, sonst verkaufe Russland an andere Abnehmer. Solch eine Preisdeckelung lasse sich nur umsetzen, wenn es dafür eine internationale Allianz gebe. "Es wäre dann ein möglicher Weg. Es ziemlich voraussetzungsreich", so die Person.

Der EU-Sondergipfel sei insgesamt eine Zwischenstufe für den regulären Gipfel Ende Juni, auf dem dann mit weitreichenden Entscheidungen zu rechnen sei. Andere Themen auf dem Gipfel kommende Woche werden Hilfe für die Ukraine, der Westbalkan und die Verteidigungspolitik der EU sein.

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May 25, 2022 10:15 ET (14:15 GMT)