FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wirtschaftliche Erholung in China bleibt auf wackeligen Beinen. Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, legte das Wachstum im dritten Quartal um 3,9 Prozent zu. Damit wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht nur stärker als erwartet, sondern zeigte nach lediglich 0,4 Prozent im Vorquartal auch deutliche Zeichen der Erholung. Allerdings deuteten weitere am Montag veröffentlichte Konjunktur- und Handelszahlen auf ein durchwachsene Lage hin - etwa der schwache Außenhandel. Das sagen Ökonomen zu der Entwicklung:

Tommy Wu und Bernd Weidensteiner, Ökonomen Commerzbank

"Wie erwartet erholte sich die Wirtschaft im dritten Quartal, nachdem sie im zweiten Quartal durch den Corona-Lockdown in Shanghai und Mobilitätsbeschränkungen in anderen Regionen beeinträchtigt worden war. In den nächsten Quartalen dürfte die Wachstumsdynamik aber gering sein, da der Gegenwind durch die Nullzins-Politik und den Immobilienabschwung anhält. Ohnehin wird China in der dritten Amtszeit von Präsident Xi Jinping einen tiefgreifenden wirtschaftlichen Wandel durchlaufen."

Bernd Krampen, Analyst NordLB

"Mit einer aktuellen Jahreswachstumsrate von 3,9 Prozent zum Vorjahr erscheint das von der Regierung ausgegebene Ziel für 2022 von 5,5 Prozent wieder näher zu rücken. Insbesondere die Zero-Covid-Strategie mit dem häufigen Herunterfahren der regionalen Wirtschaft bremst aber noch die Konjunktur. Es bleiben Lieferengpässe und Knappheiten - in geringerem Umfang. Die Stimmungsumfragen deuten wenig Dynamik an. Der Immobilienmarkt bleibt zudem die Achillesferse."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Das chinesische BIP legt wieder zu und übertrifft die Erwartungen sogar deutlich. Das ist eine uneingeschränkt positive Nachricht, denn davon profitiert der Rest der Welt gleich in mehrfacher Hinsicht. Allerdings sollte der BIP-Zuwachs nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schwierigkeiten nach wie vor bestehen. Staatspräsident Xi Jinping bleibt bei der Null-Covid-Strategie. Das Virusgeschehen wird weiter den wirtschaftlichen Takt vorgeben. Damit verbunden ist auch das Schicksal des Immobiliensektors."

Experten von Pantheon Economics

"Wegen unsicherer wirtschaftlicher Aussichten, fallenden Immobilienpreisen und den Folgen der Null-Covid-Strategie liegt das Verbrauchervertrauen im Keller. Ein neuer Kurs in der Corona-Politik steht frühstens Mitte nächsten Jahres zu erwarten. Bis zur zentralen Wirtschaftskonferenz im Dezember dürfte es abgesehen von gezielten Subventionen keinen Politikwechsel geben, um den Konsum anzukurbeln."/jcf/jsl/mis