Übervorsichtig, Kommentar zu BMW von Stefan Kroneck
München (ots) - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Angesichts der
Unsicherheit aufgrund der Knappheit an Halbleitern und des Preisschubs bei
Rohstoffen ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Konzernspitze von BMW die
Erwartungen der Anleger bremst. Vorstandschef Oliver Zipse und Finanzvorstand
Nicolas Peter äußerten sich wie gewohnt zurückhaltend, als sich ihr Blick auf
das laufende zweite Halbjahr richtete.

In der Tat ist das Risiko hoch, dass der weltweite Mangel an Mikrochips und die
Mehraufwendungen im Einkauf die Absatz- und Gewinndynamik in den nächsten
Monaten dämpfen. Das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal des Münchner
Autoherstellers, sondern gilt für die gesamte Automobilindustrie. Die
Wettbewerber Volkswagen mit seinen vielen Marken und Daimler mit der Sparte
Mercedes-Benz Cars können davon ein Lied singen.

Doch während die Konkurrenten aus Wolfsburg und aus Stuttgart ungeachtet der
gegenwärtig kritischen Lage bei ihren Prognosen noch einen Schnaps drauflegten,
bestätigte das weiß-blaue Dax-Mitglied lediglich seinen Jahresausblick für
die
Marge im Kerngeschäft. Das sorgte für Enttäuschung - abzulesen an einem
Kursrückgang der Stammaktie um mehr als 5 Prozent. Vor dem Hintergrund
glänzender Quartalszahlen hatten Anleger der Führung von BMW mehr Mut zugetraut.
Aus ihrer Sicht agieren Zipse und Peter übervorsichtig, was die Steuerung von
Erwartungen betrifft.

Wenn ein Unternehmen wie BMW nach einer erzielten operativen Marge im
Kerngeschäft im ersten Halbjahr von 13 Prozent nach wie vor davon ausgeht, dass
für das gesamte Jahr nicht mehr als 9 Prozent erreichbar sind, sollte es dafür
triftige Gründe geben. Eine Differenz von 4 Prozentpunkten macht dabei eine
Menge aus. Es müsste allerdings schon vieles für den Konzern im zweiten Halbjahr
gleichzeitig ungünstig laufen, damit sich diese Vorsicht nach außen
rechtfertigt.

Bislang hat die Führung von BMW unter Beweis stellen können, dass sie mit den
Unwägbarkeiten gut umgehen kann und die Risiken beherrscht. Mit dem Chipmangel
kam man in München bislang dank einer effizienten Lagerhaltung besser zurecht
als in Schwaben und in der niedersächsischen­ Tiefebene. Warum sollte das in den
kommenden Monaten anders sein?

Fallen die Zusatzbelastungen geringer aus als befürchtet, dürfte für BMW eine
zweistellige Umsatzrendite 2021 in Reichweite liegen. Kommt es dazu, könnte es
durchaus sein, dass die Investoren die Vorsicht von BMW dann sogar honorieren.

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