Ripple ist erledigt / Kommentar zu Kryptowährungen von Björn Godenrath
Frankfurt (ots) - Wie es aussieht, wenn ein Kartenhaus zusammenbricht, das
konnten Anleger am Mittwoch bei der von Ripple ausgegebenen Kryptowährung XRP
bestaunen. Um 30% knickte die Notiz auf 0,340200 Dollar ein, nachdem die SEC
ihre schon ventilierte Klage gegen das Start-up und seine führenden Manager Brad
Garlinghouse und Chris Larsen öffentlich machte. Der Vorwurf: XRP sei
aufsichtlich als Wertpapier einzustufen, und damit seien Transaktionen an
private Anleger im Volumen von 1,8 Mrd. Dollar als irregulär einzustufen.

Damit bricht die Ripple-Welt zusammen, hat sich das Unternehmen doch seit 2013
umfangreich über den Verkauf von XRP aus dem selbst geschaffenen Bestand
finanziert. Das brachte so viel ein, dass Ripple sich großzügige Programme zur
Förderung der XRP-Nutzung leisten konnte - schließlich ist es das
Unternehmensziel, dass XRP als Brückenwährung im grenzüberschreitenden
Zahlungsverkehr fungiert. Damit hätte der Coin einen echten Nutzwert.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit Ripple. Die Banken setzen auf andere
Innovationen und meiden Ripple, da sie den mit XRP verbundenen zusätzlichen
Spread eines volatilen digitalen Assets in einer Transaktion scheuen. Bei
Moneygram kam Ripple nur zum Zug, da man dem Payment-Dienstleister XRP-Bestände
als Kompensation für ein nicht kompetitives Produkt überließ - die SEC walzt
diesen Umstand genüsslich aus, untermauert er doch das Argument, dass XRP vor
allem zu spekulativen Zwecken gehalten wird und damit eine klassische
Wertpapierfunktion besitzt.

Was die SEC-Haltung für andere Kryptowährungen bedeutet, steht aufgrund der
Einzelfallbetrachtung in den Sternen. Ether und Bitcoin wird eine dezentrale
Struktur bescheinigt, was sie schützt vor dem Wertpapier-Statut. XRP hingegen
wird eindeutig zentral verwaltet und dient der Unternehmensfinanzierung - aus
der Nummer kommen Garlinghouse und Larsen nicht mehr raus.

Dabei droht Ripple weiteres Ungemach, könnten große Handelsplätze wie Binance
und Coinbase sich doch veranlasst sehen, ein Delisting von XRP vorzunehmen, um
nicht selbst ins Visier der SEC zu geraten. Und Anleger, die XRP halten, dürfen
sich jetzt die bange Frage stellen, warum der Coin immer noch eine
Marktkapitalisierung von stolzen 15,4 Mrd. Dollar besitzt. Schließlich gibt es
kaum produktive Verwendung für den Coin. Dass Ripple jetzt zu scheitern droht,
ist bitter. Aber wer die Situation mit kühlem Kopf verfolgte, durfte schon lange
skeptisch sein: Betrugsklagen sind seit zwei Jahren anhängig.

(Börsen-Zeitung, 24.12.2020)

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