Musk bleibt am Boden / Kommentar zu Tesla von Norbert Kuls
New York (ots) - Tesla-Chef Elon Musk war der einzige Milliardär mit einem
eigenen Raumfahrtunternehmen, der im Juli nicht ins All geflogen ist - oder
zumindest an dessen Rand wie Amazon-Gründer Jeff Bezos und der britische
Unternehmer Richard Branson. Musk war in den vergangenen Monaten ohnehin stark
mit Tesla beschäftigt, wie der Milliardengewinn für das jüngste Quartal
nahelegt. Der CEO muss sich seine Zeit gut einteilen. Daher will Musk auch nicht
mehr regelmäßig an den Telefonkonferenzen mit Wall-Street-Analysten teilnehmen -
eine Standardübung für die Chefs börsennotierter Firmen. Er wolle nur noch
mitmachen, wenn er etwas "wirklich Wichtiges" zu sagen habe.

Freilich war Musk bei diesen Konferenzen immer wieder mit verbalen Ausfällen
aufgefallen. Im Vorjahr hatte er pandemiebedingte Einschränkungen, die auch
Tesla-Fabriken betrafen, als "faschistisch" bezeichnet. Analysten warf er schon
mal vor, "langweilige und dumme" Fragen zu stellen. Dazu macht Musk auch gerne
überzogene Versprechungen wie mit einer Flotte selbstfahrender Tesla-Taxis bis
2020 oder einem Elektrosattelschlepper bis 2019 - dessen erste Lieferung jetzt
auf 2022 taxiert wurde. Am grundsätzlichen Vertrauen der Anleger in den
Elek­troauto-Pionier hat das nichts geändert - auch wenn er mal der
Börsenaufsicht in die Quere kam und ihn Kritiker als Scharlatan abtun. Im
zweiten Quartal bestätigte Tesla jedenfalls die in Musk gesetzten Erwartungen.
Tesla verkaufte mehr als doppelt so viele Autos wie im Vorjahr. Dazu ging der
Gewinnanteil aus Sonderfaktoren zurück.

Aber Tesla ist auch nicht mehr der einzige Anbieter von coolen Elektroautos.
Traditionskonzerne wie Daimler mit Mercedes-Benz, Volkswagen und Ford greifen
mit eigenen Produkten an. Dazu kommen neue Wettbewerber wie die erst am Montag
an die Börse gegangene Lucid Motors - ein Unternehmen, das von einigen
Ex-Tesla-Managern geführt wird. Kein Wunder also, dass der Aktienkurs von Tesla
seit seinen Höchstständen Ende Januar um rund ein Viertel gefallen ist - wobei
der Titel immer noch extrem hoch bewertet ist.

Aber Musk ist kein Scharlatan. Der fordernde Unternehmer hat mit Tesla eine
Marke geschaffen, die so für Elektromobilität steht wie Amazon fürs Einkaufen
mit Mausklick. Diesen Vorsprung einzuholen, ist weder für Traditionskonzerne
noch für Tesla-Klone einfach. Bis Musk nicht nur auf Telefonkonferenzen
verzichtet, sondern sich wie Bezos vollends auf Weltraumflüge konzentriert,
bleibt Tesla im E-Segment das Unternehmen, das es zu schlagen gilt.

(Börsen-Zeitung, 28.07.2021)

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