Luxus pur, Kommentar zu Daimler von Sebastian Schmid
Frankfurt (ots) - Die Farbe des neuen strategischen Anstrichs, den Ola Källenius
Daimler verpasst hat, ist noch längst nicht trocken. Die konkreten Pläne zu
Spin-off und IPO der Nutzfahrzeugtochter Daimler Trucks werden erst
ausgearbeitet. Dennoch gibt das starke vierte Quartal einen Ausblick, wohin der
Stuttgarter Autobauer mit dem Anfang des Monats vorgestellten "Projekt Fokus"
hinsteuert. Die bereinigte operative Umsatzrendite im Pkw-Geschäft kletterte im
vierten Quartal auf 13,3 Prozent. Das ist weit mehr als die 8 bis 10 Prozent,
die sich Mercedes-Benz für 2021 vornimmt. Ex-CEO Dieter Zetsche hatte Letzteres
einst als Zielkorridor für normale Jahre ausgegeben.

Doch ein normales Jahr dürfte auch 2021 nicht werden. Die Automobilbranche steht
auch im neuen Jahr von Beginn an unter Druck. Im Januar stürzten die
Neuzulassungen in Europa um ein Viertel auf den niedrigsten Stand seit Beginn
der Aufzeichnungen ab. Anhaltende Lieferengpässe mit Elektronikkomponenten
bremsen die Produktion. Wenn Daimler in diesem Umfeld davon ausgeht, dass
Absatz, Umsatz und operatives Ergebnis "deutlich" steigen werden, zeugt das vom
neuen Selbstbewusstsein in Untertürkheim.

Es ist anzunehmen, dass die Umsatzrendite von 8 bis 10 Prozent für den Schweden
nur ein Zwischenstopp darstellt. Nach der Abspaltung des Truck-Geschäfts sollen
die Premium-Marke Mercedes-Benz und Edel-Submarken wie AMG ihr volles Potenzial
entfalten. Und im Premium-Segment sind ganz andere Margen klar im prozentual
zweistelligen Bereich drin. Diese ließen dann auch eine Neubewertung durch die
Investoren zu.

Trotz einer Verdreifachung des Börsenwerts seit März 2020 kommt Daimler nur auf
ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 10. Der Börsenwert beträgt mit 71 Mrd.
Euro
kaum mehr als ein Zehntel der Bewertung von Tesla - eine Diskrepanz, die
einerseits Sorgen macht, weil bei Kapitalbedarf keine Waffengleichheit herrscht.
Andererseits zeigt der Unterschied, wie viel Potenzial in der Bewertung
schlummert.

Dazu muss man nicht einmal auf Tesla blicken. Ferrari kommt mit 4 Prozent der
Mercedes-Erlöse auf eine Bewertung von 50 Mrd. Dollar. Das hat offenbar auch VW
veranlasst, über einen Börsengang ihrer Ertragsperle Porsche nachzudenken, wie
jüngste Spekulationen lauten. Källenius leitet einen Konzern, der anders als VW
oder BMW nicht über den Luxus eines schützenden Ankeraktionärs verfügt. Nur
eine
hohe Bewertung schützt die Unabhängigkeit der Traditionsmarke. Luxus pur scheint
da die einzig erfolgversprechende Strategie.

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