BERLIN (Dow Jones)--Die Attraktivität Deutschlands ist bei Fachkräften im Ausland sehr hoch. Das ergab eine Umfrage der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums. Auch die Bereitschaft zum Erlernen der deutschen Sprache ist bei den ausländischen Fachkräften recht hoch. Um dieses Potenzial voll nutzen zu können, bedarf es laut OECD vor allem effektiver Unterstützung bei der Jobsuche. Außerdem sei eine verstärkte Wertschätzung bestehender Deutschkenntnisse und Förderung des Deutscherwerbs hilfreich, um die qualifizierten Arbeitskräfte nach Deutschland zu locken.

"Es gibt ein großes Potenzial an hochqualifizierten Fachkräften im Ausland, die sich für Deutschland interessieren", so das Fazit der Studie. "Deutschland steht ein großer Pool hochmotivierter ausländischer Fachkräfte zur Verfügung."

An der Umfrage beteiligten sich knapp 30.000 Menschen, die aus beruflichen Gründen nach Deutschland kommen wollen. Sie ist laut OECD die "erste Studie ihrer Art", die sich an Fachkräfte richtet, die zum Zeitpunkt der ersten Befragung im Ausland wohnen.

Demnach hat über die Hälfte der Befragten fest vor, nach Deutschland zu ziehen und acht von zehn Befragten haben bereits erste Schritte unternommen. Zudem zeigte die Umfrage, dass drei von vier Befragten einen Hochschulabschluss haben, dabei haben 70 Prozent der Hochschulabsolventen als höchsten Bildungsabschluss einen Bachelortitel.

Laut Umfrage gibt fast die Hälfte der Befragten an, in einem Mangelberufsfeld tätig zu sein. Knapp ein Viertel ist demnach im Ingenieurwesen tätig, 15 Prozent sind IT-Spezialisten. Die Mehrheit der Befragten haben mindestens 5 Jahre Berufserfahrung in ihrem Bereich, jeder Dritte bringt sogar über 10 Jahre Erfahrung mit.


   Indien wichtigstes Herkunftsland 

Als wichtigstes Herkunftsland zeichnete sich Indien aus, wo 19 Prozent der Befragten herkommen, gefolgt mit 10 Prozent aus Kolumbien und 9 Prozent aus der Türkei. Die Inder sind vorwiegend im Ingenieurswesen oder in der IT tätig, Kolumbianer im Pflegebereich und Türken im Handwerk, so die OECD.

Zwei Drittel der Befragten möchte zwar länger als 5 Jahre in Deutschland arbeiten, dauerhaft hier leben will aber lediglich die Hälfte.

Konkret für Deutschland interessieren sich die meisten, da sie sich gute Arbeits- und Karrieremöglichkeiten erhoffen. Zwei Drittel verbinden Deutschland zudem mit einer hohen allgemeinen Lebensqualität, gefolgt von Sicherheit, was für mehr als die Hälfte der Teilnehmenden einen wichtigen Aspekt darstellt, so die OECD. Wichtig seien den ausländischen Fachkräften ein gutes Bildungs- und Sozialsystem, eine positive Einstellung gegenüber Einwanderern und weniger Umweltprobleme.

Die größten Hürden für die ausländischen Fachkräfte, nach Deutschland zu kommen, ist demnach die Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz. Über die Hälfte der Teilnehmenden haben laut Umfrage Schwierigkeiten, ein Jobangebot zu erhalten, und fast genauso viele wissen nicht, wo sie nach passenden Stellenausschreibungen suchen können.

Um Fachkräfte aus dem Ausland einfacher nach Deutschland zu holen, stellt ein Visum zur Arbeitssuche für viele eine attraktive Option dar, ebenso ein Punktesystem. In der Umfrage wünschten sich 70 Prozent einen leichteren Zugang zu Visa für die Arbeitssuche.

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December 02, 2022 05:26 ET (10:26 GMT)