München (Reuters) - Der Inder Sanjiv Lamba hat die besten Chancen auf die Nachfolge von Steve Angel an der Spitze des weltgrößten Industriegase-Konzerns Linde.

"Das nächste Jahr wird für Lamba das entscheidende sein", sagte Verwaltungsratschef Wolfgang Reitzle dem "Handelsblatt" in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. Das Gremium werde rechtzeitig über die Nachfolge des 64-jährigen Amerikaners Angel entscheiden. Reitzle äußerte sich erstmals offiziell zu dem Thema. Die Beförderung Lambas, der ab 1. Januar als Chief Operating Officer (COO) das Tagesgeschäft von Linde leitet, hatte bereits Spekulationen ausgelöst, dass er Angel auf absehbare Zeit ablösen könnte. Bisher führt er das Asien-Geschäft.

Reitzle sagte der Zeitung, der 56 Jahre alte Lamba sei der richtige Mann, um Linde Wachstumsfantasie zu geben. Ein Linde-Chef brauche "Performance plus kreatives Wachstum". Der Konzern setzt unter anderem auf Wasserstoff-Anwendungen. Angel, der vor der Fusion mit der Münchner Linde AG den amerikanischen Partner Praxair geführt hatte, hat das Unternehmen zuletzt auf Effizienz getrimmt. Trotz allenfalls stagnierender Umsätze in der Corona-Pandemie erwartet die fusionierte Linde plc in diesem Jahr ein Gewinnwachstum um mindestens zehn Prozent auf 8,05 bis 8,10 (2019: 7,34) Dollar je Aktie. Das wären rund 4,3 Milliarden Dollar.

2021 soll der Gewinn in ähnlichem Maße steigen: "Stabile Volumen vorausgesetzt, bin ich zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr beim Ertrag erneut zweistellig zulegen können", sagte Angel der Zeitung.

Er will sich nicht festlegen, wann er den Chefposten räumen wird. "Dafür gibt es noch keinen festgelegten Zeitplan." Angel würde dann wohl Reitzle als Verwaltungsratschef ablösen. Damit wäre der Proporz zwischen ehemaligen Linde- und Praxair-Leuten weiter gewahrt. Lamba war vor der Fusion Vorstandsmitglied der Linde AG; für den Konzern arbeitet er seit 29 Jahren.