Xi Jinping und Joe Biden trafen sich am 16. November in Lima, Peru, am Rande des Apec-Gipfels (dem Asiatisch-Pazifischen Forum für wirtschaftliche Zusammenarbeit) zu einem persönlichen Gespräch. Xi flüsterte dem Joe (und seinem Nachfolger) ins Ohr, die USA sollten sich hüten, folgende NO-GOs zu begehen:
- Den Einfluss der Kommunistischen Partei in Frage zu stellen
- China in Richtung Demokratie zu treiben
- Das Wirtschaftswachstum zu behindern
- Die Unabhängigkeit Taiwans zu fördern
Laut Reuters-Umfrage unter Ökonomen könnte Trumps Amerika nächstes Jahr die Zollschrauben anziehen und satte 40% auf chinesische Importe draufschlagen. Die erwarteten Zölle könnten die aus Trumps erster Amtszeit, die schon von 7,5% auf 25% hochschnellten, locker in den Schatten stellen. Dieser Zoll-Tsunami trifft China zur Unzeit, mitten in einer Immobilienkrise und mit schlapper Binnennachfrage. Aber, so munkelt man, 60% Zoll? Das traut man selbst Trump nicht zu.
Allerdings: Zollkriege sind kein Allheilmittel für Amerikas Handelsdefizite. Weniger Importe aus China bedeuten nur, dass andere Länder in die Bresche springen. Und Trumps handelspolitische Alleingänge dürften einen Dominoeffekt auslösen – mit weltweit steigenden Zöllen und Gegenmaßnahmen, die wirtschaftlich und politisch nach hinten losgehen könnten. Kein Wunder, dass Europa beim G20 für eine Stärkung der Welthandelsorganisation plädiert.
Die ersten drei Punkte von Xis Liste klingen zwar nach alter Leier, aber der vierte hat's in sich. Taiwan wird zum geopolitischen Pulverfass. Xi verurteilt Taipehs "separatistische Eskapaden", während Joe Peking auffordert, die militärischen Muskelspiele rund um die Insel zu unterlassen. Xi warnt auch vor Einmischung im Südchinesischen Meer, wo China mit den Philippinen aneinandergerät. Immerhin, in einem Punkt sind sich Joe und Xi einig: Bei Atomwaffen soll der Mensch entscheiden, nicht die künstliche Intelligenz. Wie beruhigend!
Zum Schluss: Der G20-Gipfel in Rio ging ohne große Ankündigungen und in einer gewissen Gleichgültigkeit zu Ende. Ein paar lauwarme Klima-Statements gab's, aber keine echten Verpflichtungen, obwohl die COP29 vor der Tür steht. Immerhin, die G20 will die Superreichen zur Kasse bitten und hat eine Allianz gegen den Hunger ausgerufen. Aber die eigentlichen Gesprächsthemen waren Trumps Rückkehr, sein Klimaskeptizismus und die geopolitischen Spannungen – Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikte inklusive. Immerhin riefen die Anwesenden zu Waffenruhen in Gaza und im Libanon auf und wünschten sich einen gerechten Frieden in der Ukraine, ohne jedoch Russland direkt anzuprangern.
Zeichnung von Amandine Victor für MarketScreener