BONN (dpa-AFX) - Deutschlands drittgrößter Möbelhändler KHG (Höffner, Kraft, Sconto) darf nach weitreichenden Zugeständnissen an das Bundeskartellamt der Einkaufskooperation Begros beitreten. Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte am Donnerstag, die Aufsichtsbehörde habe zunächst wettbewerbliche Bedenken gehabt. Doch hätten die beteiligten Unternehmen diese durch weitreichende Änderungen an ihrem ursprünglichen Vorhaben ausräumen können. Für mehrere Jahre werden die großen Begros-Mitglieder Porta und KHG infolgedessen nicht dieselben Eigenmarken der Begros führen. Bei der deutschen Möbelindustrie stieß der Beitritt dennoch auf Kritik.

Der Hintergrund: Die Begros gehört zu den führenden Möbeleinkaufskooperationen in Deutschland. Ihre 16 Mitgliedsunternehmen betreiben großflächige Einrichtungshäuser im gesamten Bundesgebiet und teilweise im angrenzenden Ausland sowie Discount-Märkte und Online-Shops. Ein erheblicher Teil ihres Möbelsortiments entfällt auf Eigenmarken der Begros wie Mondo oder Vito.

Da in einigen Regionen Ostdeutschlands sowohl KHG, als auch Porta über eine bedeutende Marktpositionen verfügen, hatte das Bundeskartellamt hier eine Einschränkung des Wettbewerbs befürchtet. "Ein gemeinsamer Einkauf hätte eine Angleichung der Beschaffungskosten und der Sortimente erwarten lassen", betonte die Aufsichtsbehörde. "Dadurch wären auf den ostdeutschen Absatzmärkten der Wettbewerb zwischen Porta und KHG mittelbar beschränkt und die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucherinnen und Verbraucher verringert worden."

Doch seien diese Bedenken nun ausgeräumt. Denn die beiden Möbelketten hätten sich verpflichtet, die Begros-Eigenmarken untereinander aufzuteilen. "Danach werden für mehrere Jahre bestimmte Eigenmarken nur von Porta und bestimmte andere Eigenmarken nur von KHG geführt", beschrieb das Kartellamt die Einigung. Auch dürften Exklusivmodelle nur entweder unter der einen oder unter der anderen Markenfamilie vertrieben werden. Durch die Aufteilung werde die Kosten- und Sortimentsangleichung infolge des Beitritts der KHG erheblich reduziert. Die übrigen Begros-Mitglieder dürfen alle Eigenmarken nutzen.

Ein Versuch von KHG, der größten Einkaufskooperation für Möbel in Deutschland, der VME Union, beizutreten war 2019 am Widerstand des Bundeskartellamts gescheitert.

Die deutsche Möbelindustrie übte scharfe Kritik an dem Beitritt von KHG zur Möbeleinkaufskooperation. "Mit dem Zusammenschluss der beiden Einheiten erhöht sich die Konzentration im Möbelhandel weiter massiv und das gemeinsame Einkaufsvolumen in Milliardenhöhe wird die Industrieseite weiter unter Druck setzen", klagte der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), Jan Kurth. Dabei litten die Möbelhersteller schon seit geraumer Zeit unter der großen Marktmacht des Möbelhandels./rea/DP/jha