BERLIN (Dow Jones)--Der Bund hat im vergangenen Jahr angesichts des Ukraine-Kriegs, der anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie und der globalen Wirtschaftsschwäche deutlich weniger Exportgarantien gewährt als 2021. Er sicherte nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 2022 insgesamt Lieferungen und Leistungen in Höhe von 14,9 Milliarden Euro ab, nach 20,2 Milliarden im Jahr zuvor. Bei den Investitionsgarantien gab es einen leichten Rückgang, während Garantien für Ungebundene Finanzkredite ein Milliardenvolumen erreichten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hob hervor, dass Deutschland angesichts der Entwicklungen im vergangenen Jahr unabhängiger von einzelnen Ländern werden müsse. "Das gilt für den Bezug von Rohstoffen ebenso wie für die Belieferung mit Vorprodukten und den Produktabsatz", sagte Habeck. "Diversifikation und Resilienz sind jetzt wichtiger denn je."

Die Bundesregierung habe bereits erste Anpassungen in dieser Richtung vorgenommen. Die Instrumente der Außenwirtschaftsförderung würden gegenwärtig schrittweise reformiert mit dem Ziel, Anreize für Diversifizierung in den Investitionsentscheidungen der Unternehmen zu setzen und Umwelt-, Klima- sowie Sozialstandards deutlich mehr Geltung in der Außenwirtschaft zu verschaffen.

Bei den Neudeckungen von Exportgarantien lag die Türkei 2022 mit 2,2 Milliarden Euro auf Platz eins. Hier deckte der Bund erneut zahlreiche türkische Windenergieprojekte. Auf Platz zwei und drei folgten Brasilien mit 1,4 Milliarden Euro und China mit 1,0 Milliarden Euro, so das Ministerium.

In der Ukraine wurden Deckungen in Höhe von 144 Millionen Euro übernommen. Dabei handelt es sich nach Angaben des Ministeriums um Geschäfte zur Unterstützung des landwirtschaftlichen Sektors, insbesondere stand hierbei die Unterstützung der Getreideernte im Fokus.


   Nur leichter Rückgang bei Investitionsgarantien 

Bei den Investitionsgarantien des Bundes wurden im vergangenen Jahr nur leichte Rückgänge verzeichnet. Der Bund hat 2022 Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen mit einem Volumen von 2,3 Milliarden Euro gegen politische Risiken abgesichert, nach 2,6 Milliarden Euro im Jahr zuvor.

"In einem von politischen Unsicherheiten geprägten internationalen Umfeld nutzt eine wachsende Zahl von Investoren das Förderinstrument zur Erschließung von Auslandsmärkten", erklärte das Wirtschaftsministerium. Demnach hat 2022 etwa die Hälfte der Garantienehmer erstmalig eine Garantie erhalten, wobei fast jeder zweite genehmigte Antrag von einem kleinen und mittleren Unternehmen gestellt wurde.

Wie das Ministerium betonte, würden seit dem 24. Februar für Russland und Belarus keine Garantien mehr gewährt. Für Investitionsprojekte in der Ukraine seien auf Basis von Einzelfallentscheidungen auch im Jahr 2022 Investitionsgarantien übernommen worden.


   Garantien für Ungebundene Finanzkredite mit Milliardenvolumen 

Im vergangenen Jahr rückten Garantien für sogenannte Ungebundene Finanzkredite, die Kredite von in Deutschland ansässigen Banken für Rohstoffvorhaben gegen wirtschaftliche und politische Ausfallrisiken absichern, in den Mittelpunkt. Diese Garantien tragen laut Ministerium sowohl zur Rohstoffversorgung in Deutschland als auch zur Energiesicherheit und zur Transformation der Wirtschaft bei. Ihr Volumen betrug im vergangenen Jahr 4,6 Milliarden Euro, nach keiner Deckung im Jahr zuvor. Ein größeres Projekt hier war etwa die Absicherung der Finanzierung einer Batteriezellenfabrik in Ungarn.

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February 08, 2023 06:01 ET (11:01 GMT)