WASHINGTON (dpa-AFX) - Zwischen den Atommächten USA und Russland kommt nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums derzeit keine Kommunikation auf höchster militärischer Ebene zustande. In den vergangenen sieben bis zehn Tagen hätten US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und Generalstabschef Mark Milley mehrfach versucht, mit ihren russischen Kollegen Sergej Schoigu und Waleri Gerassimow zu telefonieren, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag dem Sender CNN am Rande des Nato-Sondergipfels zum Ukraine-Krieg in Brüssel. "Wir konnten keinen von ihnen erreichen."

Kirby sagte weiter: "Ich möchte aber betonen, dass wir nach wie vor mit den Russen in Verbindung stehen." Das geschehe auf niedrigerer Ebene etwa durch den Verteidigungsattaché an der US-Botschaft in Moskau. Es gebe außerdem eine Telefon-Hotline mit Russland etwa zur Lösung von Konflikten im Luftraum, die auf amerikanischer Seite im Europa-Hauptquartier in Stuttgart angesiedelt sei. Inhaltliches sei sich über diese Leitung noch nicht ausgetauscht worden. Ein oder zwei Mal täglich werde aber ausprobiert, ob die Russen antworteten - "bislang tun sie das", sagte Kirby. "Es ist gut zu wissen, dass wir diese Leitung haben, und bis jetzt funktioniert sie noch."

Der frühere US-Admiral und Nato-Oberbefehlshaber James Stavridis sagte der "Washington Post", ohne direkten Kontakt zwischen ranghohen Militärs sei die Eskalationsgefahr groß. "Im Ukraine-Krieg fliegen sehr junge Leute Jets, steuern Kriegsschiffe und führen Kampfhandlungen an. Sie sind keine erfahrenen Diplomaten, und ihre Handlungen in der Hitze des Gefechts können missverstanden werden." Er fügte hinzu: "Wir müssen ein Szenario vermeiden, in dem die Nato und Russland schlafwandelnd in den Krieg ziehen, weil hochrangige Anführer nicht zum Hörer greifen und einander erklären können, was passiert."/cy/DP/nas